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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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aber ich weiß etwas Besseres, als mit Ihnen über diesen Punkt zu streiten, Ma'am! Ich bin überzeugt, dass es sehr viele Leute gibt, die Ihrer Meinung wären, aber wie kann irgendwer in London wissen, wie meine Situation in Undershaw war? Sicher haben jedenfalls Sie nie darüber gesprochen!"
    „Nein, nein, wirklich nie! Aber - nun, solche Dinge werden eben bekannt, ich weiß wirklich nicht wie, aber du kannst es mir glauben, sie werden es!"
    Aber da Venetia unmöglich glauben konnte, dass die Art, wie man in Undershaw lebte, in London bekannt war, beeindruckten sie die düsteren Warnungen ihrer Tante durchaus nicht. Zum Glück war es nicht schwer, Mrs. Hendred abzulenken; statt daher mit ihr zu debattieren, ergriff sie die erste Gelegenheit, die sich bot, schlug ein neues Gesprächsthema an und sagte, sie habe erst heute Vormittag jemanden in Hookhams Bücherei sagen hören, der es angeblich von dem besten Gewährsmann hatte, die Ärzte der Königin erwarteten nicht, dass sie die Woche überleben würde. Da es Mrs. Hendreds ständiger Albtraum war, Ihre Majestät - von der jedermann wusste, dass sie zäh wie Leder war - würde den Winter überleben und alle Chancen Theresas ruinieren, wenn sie mitten in der nächsten Saison stürbe, hatte dieser Schachzug Venetias großen Erfolg. Während also Mrs. Hendred hoffte, zweifelte und rätselte, wie lange der Hof - und natürlich die gute Gesellschaft - Trauer tragen würden, vergaß sie für den Augenblick, dass es ihr misslungen war, ihrer eigenwilligen Nichte jegliches Versprechen eines passenden Benehmens zu entringen.
    Die Königin starb in den frühen Morgenstunden des 17. November in Kew. Mr. Hendred brachte seiner Frau diese Nachricht, und sie trug viel dazu bei, ihre Laune zu heben, die durch das unverschämte Benehmen ihrer Schneiderin sehr tief gesunken war. Diese hatte statt eines versprochenen Promenadekleides einige verlogene Zeilen voller Entschuldigungen abgeliefert, dass es ihr unmöglich gewesen sei, ihrer Verpflichtung nachzukommen.
    Das Einzige, was Mrs. Hendred an der Neuigkeit zu bemängeln hatte, war, dass die Königin am 17. statt am 18. November starb, denn der 17. war der Tag, an dem sie den Ball zu Ehren Venetias hatte geben wollen. Es hätte kaum etwas Aufreizenderes passieren können, denn alle Vorbereitungen waren schon getroffen worden, und nachdem sie sich so angestrengt und mit dem französischen Koch das Souper beraten, mit Wor-ting über den Champagner gesprochen, beschlossen, was sie tragen würde, und Venetia gezeigt hatte, wie die Einladungen zu adressieren seien, war es doch zu schlimm, dass das alles für nichts und wieder nichts gewesen sein sollte. Aber nachdem sie sich gefragt hatte, was mit all den Cremes und Aspiks und dem gefüllten Geflügel geschehen solle, kam ihr der glückliche Einfall, wenigstens einige der Ballgäste einzuladen, zu einem Dinner, ganz inoffiziell natürlich, und zu einem ruhigen gesprächigen Abend, vielleicht mit ein paar Partien Whist, jedoch keinerlei Musik.
    „Nicht mehr als ein halbes Dutzend Leute, denn mehr würden schon nach Gesellschaft ausschauen", sagte sie zu Venetia. „Das ginge unter keinen Umständen.
    Meine Liebe, das erinnert mich - schwarze Handschuhe! Du hast sicher keine, du musst sie dir sofort besorgen! Auch schwarze Bänder, und ich glaube, du solltest ein hochgeschlossenes Kleid tragen, kein tiefes Dekollete - und ich werde keine jungen Leute einladen. Gerade nur einige meiner wichtigsten Freunde! Was hältst du von Sir Matthew Hallow? Ich bin überzeugt, er wäre begeistert, hier zu dinieren, und du magst ihn doch, nicht, mein Liebes?"
    „Ja, sehr", antwortete Venetia geistesabwesend.
    „Er ist ein höchst vortrefflicher Mann - ich wusste doch, er würde dir gefallen, und du ihm! Er bewundert dich außerordentlich - das habe ich doch gleich auf den ersten Blick gesehen!"

    „Nun, solange er nicht darauf verfällt, mir widerliche Komplimente zu machen - was er aber nicht im Geringsten beabsichtigt, glaube ich -, kann er mich bewundern, so viel er mag", sagte Venetia geradezu deprimierend.
    Mrs. Hendred seufzte, sagte aber nichts mehr. Sir Matthew Hallow, obwohl nicht ganz der ideale Mann für Venetia, hatte viel, was für ihn sprach, und Mrs. Hendred war sehr froh gewesen, als sie sah, wie sich Venetia und er angefreundet hatten. Er war vielleicht fast zu alt für sie, und es war ein Jammer, dass er ein Witwer war, aber er schien eine Vorliebe für sie gefasst zu haben,

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