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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Gefährten für einen Burschen in Aubreys Alter und von seiner Veranlagung."
    Sie musste die Empörung niederkämpfen, die in ihr aufschäumte, aber es gelang ihr, mit erträglicher Fassung zu sagen: „Du irrst, wenn du dir einbildest, dass Aubrey in Gefahr ist, durch seine Freundschaft mit Damerei verdorben zu werden. Damerei würde nicht einmal im Traum an so etwas denken wie du, selbst wenn das möglich wäre - was ich sehr bezweifle. Aubrey ist nicht so leicht zu beeinflussen!"
    Er lächelte bewusst überlegen und sagte: „Ich fürchte, das ist eine Sache, die ich, wenn du erlaubst, besser beurteilen kann als du, Venetia. Aber wir wollen nicht darüber streiten ... ja, ich würde es bedauern, mit dir überhaupt ein Thema zu diskutieren, das nicht nur über das weibliche Verständnis hinausgeht, sondern von dem man auch nicht wünschen möchte, dass es von Frauen verstanden wird!"
    „Dann war es sehr unklug von dir, es überhaupt zu erwähnen!"
    Er antwortete darauf nur mit einer leicht ironischen Verbeugung und begann sofort von etwas anderem zu sprechen. Sie war froh, dass soeben ihre Tante zurückkam und ihr damit eine Gelegenheit zur Flucht gab, die sie sofort ergriff, indem sie sagte, sie hätte noch vor dem Dinner einen Brief fertigzuschreiben und müsse sich daher von ihrem Besucher verabschieden.
    Sie hatte nicht entdecken können, wie lange er in London zu bleiben gedachte, aber nach der ausweichenden Art seiner Antwort auf diese Frage zu schließen, fürchtete sie, dass er einen Besuch von unbestimmter Dauer in Betracht zog. Wie sie seine Gesellschaft geduldig ertragen sollte oder wie ihn überzeugen, dass er sich auf einer nutzlosen Mission befand, waren Probleme, die durch Mrs. Hendreds wohlgemeinte Bemühungen, seine Werbung zu fördern, nicht leichter zu lösen waren.
    Venetia entdeckte bald, dass er in der Zeit, die er allein mit ihrer Tante verbrachte, einen ausgezeichneten Eindruck auf sie gemacht hatte. Ihrer Ansicht nach war er genau aus dem Stoff gemacht, aus dem gute Gatten entstanden, denn er war freundlich, verlässlich, von recht guter gesellschaftlicher Stellung und lebte in behaglichen Verhältnissen. Es war ihm gelungen, die Tante zu überzeugen, dass seine Saumseligkeit, Venetia zu ihrem Jawort zu bringen, nicht einem Mangel an Eifer, sondern der Sauberkeit seiner Grundsätze zuzuschreiben war. Mrs. Hendred, die selbst eine Prinzipienreiterin war, verstand seine Geduld vollkommen und ehrte ihn dafür. Er setzte sich in ihrer Vorstellung rapid als die Verkörperung selbstloser Hingabe fest, und sie hielt alles für sehr nobel und rührend und sparte keine Mühe, diese Dienste Jakobs um Rebekka zu einem glücklichen Ende zu bringen. Sie förderte seine Pläne zu Venetias Unterhaltung und Belehrung, bezog ihn in ihre eigenen Pläne ein und lud ihn so oft zu dem ein, was sie etwas ungenau „ein Häppchen"
    nannte, dass Venetia gezwungen war, Einspruch zu erheben und ihr zu enthüllen, dass sie weit davon entfernt sei, ihre Absichten, ein eigenes Haus zu führen, aufgegeben zu haben, sondern im Gegenteil darin nur bestärkt war und schon ein Haus in Hans Town besichtigt hatte, das sie ihrer Meinung nach zu einem gemütlichen Heim für sich und Aubrey einrichten könne.
    Sie hatte nicht vorgehabt, dies früher anzukündigen, bis sie nicht den Mietvertrag unterzeichnet und eine Anstandsdame engagiert hatte, weil es, wie sie wusste, auf sehr viel Widerspruch stoßen würde. Aber als sie entdeckte, dass ihre Tante eine Einladung Edwards angenommen hatte, sie zu einem Dinner im Clarendon Hotel mitzubringen und nachher auf seine Kosten ins Theater zu gehen, war sie so empört - da sie selbst diese Einladung schon abgelehnt hatte dass sie ihre Verärgerung nicht länger bezähmen konnte.
    Mrs. Hendred nahm die Neuigkeit mit entsetzter Ungläubigkeit auf. Nach ihren ersten unzusammenhängenden Ausrufen war schwer zu entscheiden, was sie mehr entsetzte, die Entschlossenheit ihrer Nichte, ein Altjungferndasein zu führen, oder die schlampige Gegend, die sie als Asyl gewählt hatte. Der angeekelte Ton, wie Mrs. Hendred die Worte „Hans Town?!" wiederholte, hätte kaum mehr Widerwillen enthalten können, wenn Venetia vom düstersten Slumviertel gesprochen hätte; und die Tante wiederholte die widerlichen Silben immer wieder und flocht sie in die Versicherungen ein, dass Venetias Onkel einen derart unschicklichen Plan niemals dulden würde. Aber sie sah gleich darauf, dass für Venetia, obwohl sie

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