Venetia und der Wuestling
abzustatten; sie waren nicht länger als zwanzig Minuten geblieben, aber auch die Hälfte der Zeit hätte genügt, ihm eine ziemlich klare Vorstellung von Mrs. Scorriers Charakter zu geben. Sie war eine unerträgliche Person! An Charlotte fand er nichts Schlechtes, aber es hatte ihm einen Stich versetzt, als er sehen musste, dass ein solches Nichts von Mädchen an Ve-netias Stelle als Herrin von Undershaw gerückt war. Charlotte tat ihm leid. Er hatte den Eindruck gewonnen, dass ihre Lage nicht behaglich war.
Und als Mrs. Scorrier anfing, von Aubreys Übersiedlung in die Priory zu sprechen, und dies natürlich seiner - und nicht ihrer - Eifersucht zuschrieb und versuchte, die Besucher zu überzeugen, dass sie jedenfalls alles getan hatte, um ihn zu versöhnen, hatte Charlotte dreingeschaut, als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. Ein kleinmütiges Frauenzimmer! Er jedenfalls sah nichts an ihr, was zu bewundern wäre - Conway hätte besser daran getan, Clara Denny treu zu bleiben.
„Die arme Clara! Wenn sie nur so weit käme einzusehen, wie gut sie bei dem Handel abgeschnitten hat!"
Er sagte ernst: „Ich bilde mir ein, sie erkennt zum Teil, dass sie sich in Conway geirrt hat, aber es ist noch zu früh für sie, einen Trost aus der Erkenntnis zu gewinnen, dass er ihrer unwürdig war. Sie tut mir aufrichtig leid - das Bewusstsein ihrer eigenen Schuld bedrückt sie sehr, aber sie beträgt sich mit großer Würde und großem Mut. Ich hatte ein kleines Gespräch mit ihr und hoffe, dass ich ihre Gedanken in eine tröstlichere Richtung lenkte. Das Thema wird in Ebbersley nicht erwähnt, und gerade dieser Umstand, weißt du, hat sie der Wohltat beraubt, die Angelegenheit vernünftiger zu überlegen. Man würde annehmen, dass Sir John ihr eine solche Ansicht hätte beibringen sollen."
„Ich bin froh, dass du nett zu ihr warst", sagte Venetia, und unwillkürlich zuckte es um ihre Lippen. „Aber erzähle mir, wie es in Undershaw geht! Kommen sie halbwegs miteinander aus? Ich meine nicht Charlotte und Mrs. Scorrier, sondern unsere Leute!"
„Erträglich gut, glaube ich, aber es war nicht zu erwarten, dass sich deine Leute gegenüber Lady Lanyon günstig einstellen würden, wenn ihre Ankunft deinen Auszug bedeutete. Soviel mir vor einer Woche Powick gesagt hat, erraten sie, wie es sich wirklich verhält, und nehmen es übel. Du kannst sicher sein, dass ich Powick natürlich nichts gesagt habe, was solche Gefühle ermutigen könnte, aber ich konnte nicht umhin zu überlegen, als ich von ihm fortritt, wie sehr ich - obwohl unbeabsichtigt - schuld an der ganzen peinlichen Sache bin."
„Du?", rief sie aus. „Mein lieber Edward, was kannst du bloß damit meinen? Nur ein einziger Mensch ist daran schuld, und das ist Conway! Du hast doch damit nichts zu tun gehabt!"
„Ich habe nichts mit Conways Heirat zu tun gehabt, auch hätte ich sie nicht verhindern können - das habe ich nicht gemeint. Aber sein Verhalten hat mir gezeigt, dass die Skrupel, die es mir verboten, darauf zu bestehen, dass du nach dem Tod Sir Francis' unserer Heirat zustimmst, eine unglückselige Situation zur Folge hatten. Wärst du bereits in Netherfold daheim, hätte sie sich nicht ergeben. Wie die Lage derzeit steht, ist sie auf alle Fälle beklagenswert. Ich sage nichts von dem unerwünschten Klatsch, den sie verursachen muss - denn wenn Aubrey mit dir nach London hätte fahren können, kann man es nicht für natürlich halten, dass er es vorgezogen hat, nicht weiter als ein paar Meilen von Undershaw überzusiedeln -, aber solange er in Reichweite ist und auch wirklich Powick und deinen Förster oft aufsucht, werden sich deine Leute nicht Conways Frau unterordnen. Ich kann das unmöglich für richtig halten und habe außerdem den Verdacht, dass sie es sich angewöhnen, sich bei jeder kleinen Schwierigkeit an Aubrey zu wenden."
„Ich möchte wissen, was er ihnen wohl für Ratschläge gibt?", sagte sie. „Man weiß das nie bei Aubrey! Er kann durchaus sehr gut raten - wenn er gerade zufällig in einer liebenswürdigen Stimmung ist!"
„Er sollte überhaupt keine Ratschläge geben. Und wie viel Grund er auch hat, sich Lord Damerei verpflichtet zu fühlen, sollte er nicht unter seinem Dach leben. Ich leugne die Gutmütigkeit Seiner Lordschaft nicht, aber seinen Einfluss muss ich für höchst unerwünscht halten, besonders auf Aubrey. Er ist ein Mann von geringer Moral, und seine Geisteshaltung macht ihn zu einem höchst unpassenden
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