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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Priory leben würden, dass häufige Besuche in seinem Haus überhaupt möglich wären. In einem solchen Fall würde ich es vielleicht als meine Pflicht ansehen. Aber jeden Tag dreißig Meilen zu reiten - hin und zurück, musst du wissen! - steht außer Frage."
    „O ja, mein Lieber, du hast sehr recht! Ich glaube nicht, dass du überhaupt hinreiten solltest. Ich bin überzeugt, dass es Aubrey in ein, zwei Tagen gut genug gehen wird, dass er heimfahren kann, und es ist nicht anzunehmen, dass Lord Damerel noch lange in der Priory bleibt. Das tut er doch nie, nicht?"
    Diese freundliche Ansicht der Sache tat viel, um Edwards Unbehagen zu beschwichtigen. Und es erleichterte ihn noch mehr, als er am nächsten Abend seine Mutter zu einem Dinner in Ebbersley begleitete und seine Gastgeberin die Sache als nicht besonders wichtig betrachtete.
    Hierin irrte er, aber Lady Denny mochte den sentenziösen jungen Mann nicht, und sie nahm sich zusammen, um die Bestürzung zu verbergen, die sie befallen hatte, als ihr Sir John die Neuigkeit brachte. Sir John hatte sie von Damerel selbst, den er in Thirsk getroffen hatte, und hatte sie ihr in der denkbar beiläufigsten Weise mitgeteilt. Als sie vor Entsetzen in Ausrufe ausgebrochen war, hatte er sie mit erhobenen Brauen angestarrt. Und als sie gefragt hatte, was da zu tun sei, hatte er sie zunächst ersucht, ihm zu erklären, was sie wohl damit meine. Und als er eine ziemlich aufrichtige Erklärung erhalten hatte, hatte er sie weiterhin eine ganze Minute lang angestarrt, als hätte sie ein Kauderwelsch dahergeredet, und sich schließlich wieder mit einer trocken vorgebrachten Empfehlung, nicht so töricht zu sein, in sein Buch vertieft.
    Aber es war nicht sie, wer da töricht war, wie sie ihm unverzüglich klarmachte. Er mochte sagen, was er wollte - eine großmütige Erlaubnis, deren er sich nicht zu bedienen geneigt zeigte -, aber sie wusste sehr gut, was wahrscheinlich dabei herauskommen würde, wenn man ein unerfahrenes Mädchen in die Arme eines berüchtigten Wüstlings trieb. Sir John musste ihr gar nicht erst sagen, dass Damerel keine unanständigen Annäherungsversuche bei einer Dame in Venetias Situation machen würde - sehr wahrscheinlich würde er das nicht, obwohl man nie voraussagen konnte, was ein Mann mit einem solchen Ruf zu tun imstande war -, aber, bitte sehr, hätte er eigentlich überlegt, wie äußerst wahrscheinlich es wäre, dass er die arme Unschuld dazu verführen würde, sich in ihn zu verlieben, und dann weggingen und sie mit gebrochenem Herzen zurückließe?
    Als Sir John so geradeheraus gefragt wurde, sagte er Nein, das habe er nicht in Betracht gezogen. Er glaube nicht, dass Veneria eine arme Unschuld sei - immerhin war sie fünfundzwanzig, eine Frau von überlegener Vernunft und ruhiger Veranlagung. Seiner Meinung nach sei sie sehr wohl imstande, sich vorzusehen. Er fügte noch hinzu, er hoffe, Ihre Gnaden ließe sich ebenfalls davon zurückhalten, viel Lärm um nichts zu schlagen und sich in etwas einzumischen, das sie gar nichts anginge.
    Diese stupide Gleichgültigkeit konnte man nicht ohne Tadel hingehen lassen; aber nachdem Lady Denny sie behandelt hatte, wie es ihr zukam, dachte sie allmählich selbst, dass darin vielleicht ein Körnchen Wahrheit steckte, dass schließlich doch nichts sehr Schreckliches bei Venetias Bekanntschaft mit einem Wüstling herauskommen müsste. Auf jeden Fall hatte sie nicht vor, Edward Yardleys Einbildung zu ermutigen. Als er daher in ernstem Ton sagte, sie hätte doch zweifellos von Aubreys unglückseligem Unfall gehört, tat sie die ganze Sache leicht ab, ja ging sogar so weit zu sagen, sie sei froh, dass ein glücklicher Zufall Damerei zu der Stelle hingeführt hatte und er so vernünftig gewesen war, unverzüglich um Dr. Bentworth zu schicken.
    Das ging denn doch zu weit, und Edwards Gesicht wurde streng. Lady Denny wandte sich von ihm ab, um Mr. und Mrs. Trayne zu begrüßen, aber der Erbe des Hauses, der beobachtete, wie Edwards Oberlippe lang wurde, betrachtete ihn verächtlich und äußerte düster und leise: „Unnötig, dich aufzuspielen -Miss Lanyon weiß, dass sie sich ja auf mich verlassen kann!"
    Da es der Anstand Edward verbot, dem jungen Mr. Denny eine Zurechtweisung zu verabfolgen, musste er so tun, als hätte er diese Äußerung nicht gehört. Aber sein Gemüt war aus dem Gleichgewicht gebracht, und seine Zweifel keimten wieder. Im Laufe des Abends jedoch bezog er einen gewissen Trost von Miss Denny,

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