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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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wird von Verleumdungen begleitet, sagte der Prophet Jeremias, und man brauchte ja nur einen Blick über die Grafschaft zu werfen, um zu wissen, wie richtig das war. Nurse neigte sehr dazu, in Seiner Lordschaft das Opfer falscher Berichte zu sehen. Wenn jemand sie gefragt hätte, wäre jedenfalls alles, was sie hätte sagen können, gewesen: Sic nehme die Leute, wie sie sie fand, und sie finde ihn genauso, wie irgendein Gentleman seines Alters sein sollte, der sich Miss Venetia und Mr. Aubrey gegenüber eher wie ein Onkel, denn als ein Verführer benahm und es viel besser als die meisten Gentlemen verstand, was für eine schwere Aufgabe es war, sich um ein derart starrköpfiges Paar zu kümmern. Wenn es stimmte, dass er einmal mit einer verheirateten Dame durchgebrannt war ... nun, das war vor sehr vielen Jahren geschehen, und Nurse wusste, was von solchen Damen zu halten war - Dirnen, das waren sie, und der Himmel stehe dem jungen Mann bei, den sie in ihre Klauen kriegten! Und wenn es stimmte, dass sich erst vor einem Jahr üble Dinge in der Priory abgespielt hatten ... nun, die Heilige Schrift beschwor den Bösen, seinen Weg zu verlassen, und vielleicht hatte Seine Lordschaft dies getan. Jetzt jedenfalls ging nichts Übles vor, das war alles, was sie, Nurse, wusste.
    Damerei hatte drei Tage gebraucht, um Nurse um den Finger zu wickeln - zu beschwatzen, nannte es Aubrey, der ihn mit seinem unterdrückten Gelächter fast zu Fall gebracht hätte, als er hörte, wie Damerei ihr zustimmte, es nütze nichts, alle Möbel in Sommerüberzüge zu stecken und zu hoffen, die Motten auf solche Weise abzuhalten; dass die Stühle und Tische und Schränke in den unbenutzten Salons wirklich einmal gut poliert werden sollten; dass er nur zu froh wäre, wenn das ganze Haus in Ordnung gebracht werden könnte. Das genügte Nurse, der es in Undershaw nie erlaubt wurde, sich einen Übergriff auf der Domäne Mrs. Gurnards herauszunehmen. Aber Mrs. Imber war eine hilflose, demütige Kreatur, die das tat, was ihr geheißen wurde, und dankbar für Rat und Unterweisung war. Die Nurse, die mit dem äußersten Widerwillen in die Priory gegangen war, unterhielt sich großartig und hatte nicht vor, sie zu verlassen, bis sie mithilfe der Imbers, der Gärtnersfrau und eines stämmigen Mädchens aus dem Dorf das Haus von innen nach außen gekehrt hatte, wie Imber es mürrisch formulierte. Zum ersten Mal seit den Tagen, da sie uneingeschränkt über das Kinderzimmer in Undershaw geherrscht hatte, schwang sie unbestritten das Zepter, und sowie sie festgestellt hatte, dass von Damerei nichts zu fürchten war, lockerte sie ihre Wachsamkeit und trottete durch das ganze große, weitläufige Haus, trieb ihre Sklaven an und war derart in ihre Hausfrauenpflichten vertieft, dass sie weder das Glühen in Venetias Augen bemerkte noch ahnte, dass sie, wenn Nurse annahm, sie sei heimgefahren, mit Damerei zusammen war, vielleicht im Garten saß, vielleicht entlang des Flussufers dahinschlenderte oder ihm erlaubte, sie nach Undershaw - auf dem längsten Weg - zurückzubegleiten.
    Damereis Stallbursche und sein Kammerdiener wussten es beide, aber Nidd erzählte Nurse nicht, wie viele Stunden Venetias Stute oder das Halbblut, das sie im Gig kutschierte, in den Ställen der Priory verbrachte. Und wenn sie fragte, ob Venetia heimgefahren war, erzählte ihr Marston nicht, dass sie das in der Gesellschaft seines Herrn getan hatte.
    Nidd hielt sie für ein seltsames Paar, aber als er das zu Marston sagte, erhielt er keine Antwort, sondern wurde nur ausdruckslos angestarrt. Aber Marston hielt es ebenfalls für seltsam, weil es Seiner Lordschaft gar nicht ähnlich sah, dass er seinen Köder nach unschuldigen jungen Damen auswarf, noch viel weniger ihnen aus der Hand fraß. Er war zwar leichtfertig, aber nicht so leichtfertig. Oder vielleicht war er zu erhaben darüber, sich mit Jungfern von Rang abzugeben - Marston wusste es nicht, aber eines wusste er sehr wohl: dass in all den Jahren, in denen er Seiner Lordschaft gedient hatte, er ihn nie einer solchen Lady wie Miss Lanyon hatte nachlaufen sehen. Er hatte ihn auch nie sich einer seiner Geliebten gegenüber so betragen sehen, wie er sich ihr gegenüber betrug, oder ihn so ruhig und nüchtern gekannt. Seit dem Tag, da er Mr. Aubrey ins Haus getragen hatte, war er nicht ein einziges Mal angesäuselt gewesen, und das war ein sicheres Zeichen, dass er sich nicht langweilte oder in einer seiner düsteren Stimmungen steckte.

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