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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Charakterstärke ist, und ich gebe zu, die hat sie! -, die Creme der Gesellschaft überzeugt, dass sie eine zweite Lady Cork ist, in deren Salons eingeladen zu werden eine Ehre ist."
    „Das klingt aber unangenehm!"
    „Sie ist sehr unangenehm. Ein wahrer Drachen!"
    „Aber warum will sie Sie rehabilitieren?"
    „Oh, aus zwei Gründen! Der erste ist, dass ich, wie schwarz auch immer meine Sünden sein mögen, der Chef der Familie bin, ein Umstand, auf den sie großen Wert legt; und der zweite ist, dass sie einen königlichen Befehl an meinen Vetter Alfred ergehen ließ - der auch mein Erbe ist -, sich zur Inspektion am Grosvenor Square einzufinden. Und dabei hat sie die schockierende Entdeckung gemacht, dass er ein Mitglied der Stutzersekte ist - ja, ein Geck erster Ordnung! Da er nicht die leiseste Ahnung hatte, dass die alte Dame jeden Bond-Street-Beau zutiefst verabscheut, putzte sich der Einfaltspinsel aufs Allerfeinste heraus, trottete zum Grosvenor Square und sah tipptopp aus: Unaussprechliche im zartesten Schlüsselblumen-gelb, Jacke von Stultz, Hessenstiefel von Hoby, Hut - Sorte Zylinder, von Baxter, Halstuch, von ihm selbst - orientalisch, von bemerkenswerter Höhe. Fügen Sie all dem noch ein Bar-celona-Taschentuch hinzu, eine Knopflochblume, groß wie ein Kohlkopf, einen starken Duft nach zirkassischem Haaröl, das Betragen eines Tanzmeisters und ein Lispeln, das er jahrelang üben musste, um es darin zur Vollkommenheit zu bringen, und Sie werden erkennen, dass Alfred nicht gerade gewöhnlichen Stil hat!"
    „Ich wünschte, ich hätte ihn sehen können!", sagte sie lachend. „Haben Sie ihn gesehen, oder ist das alles nur geschwindelt?"
    „Bestimmt nicht! Ich habe ihn zwar nicht selbst gesehen, aber was nicht er mir beschrieben hat, haben mir die Tanten erzählt. Der arme Kerl! Er war nur darauf aus, sich lieb Kind zu machen, aber alle seine Hoffnungen wurden zunichte! Der Bruch sollte geleimt werden - oh, nicht wahr, ich habe nicht erwähnt, dass meine Tanten mit meiner Mutter zerstritten waren? Ich glaube, sie beleidigte sie bei den Trauerfeierlichkeiten für meinen Onkel, aber da ich nicht anwesend war, weiß ich nicht, was für ein Verbrechen sie beging, obwohl ich nicht wetten möchte, dass sie es diesen bedeutenden Persönlichkeiten gegenüber am gebührenden Respekt fehlen ließ. Jedenfalls gehorchte Alfred der Aufforderung meiner Tante Aurelia, im Vertrauen darauf, dass er mit ein bisschen eleganter Gewandtheit - natürlich gepaart mit seiner exquisiten Erscheinung - nicht nur sie, sondern ebenso auch meine Tanten Jane und Eliza überzeugen würde, ihn zu ihrem Erben einzusetzen, was für ihn viel interessanter ist, als mein Erbe zu werden - und mit gutem Grund!
    Aber ach, als sie sich vor der Wahl zwischen einem Stutzer und einem Taugenichts sahen, zogen sie den Taugenichts vor - oder würden das, wenn ich mich anpassen wollte."
    „Sich anständig benehmen?"
    „Schlimmer! Wenn ich ein Frauenzimmer mit vorstehenden Zähnen, einer Stupsnase und einer erbärmlichen Figur heiraten würde!"
    Sie lachte. „Nun, ich bin überzeugt, die Tanten wünschen, dass Sie heiraten, weil das das Ehrbarste wäre, was Sie wirklich tun könnten, und auch natürlich wegen Kindern, sodass Ihr Vetter ausgestochen wäre - aber ich sehe keinen Grund, warum es eine stupsnäsige noch zähnefletschende Person sein muss!"
    „Ich auch nicht, aber sie ist beides, versichere ich Ihnen. Und noch dazu ist sie seit mindestens zehn Jahren mehr als überreif. Wundern Sie sich, warum ich floh?"
    „Nein, aber ich wundere mich, dass Ihre Tanten solche Gänse sind, eine derartige Verbindung gerade Ihnen vorzuschlagen! Sie müssen ziemlich verrückt sein anzunehmen, dass Sie auch nur zweimal hinschauen, wenn es nicht die hinreißendsten Frauen sind, denn Sie sind seit Jahren und Jahren daran gewöhnt, in Schönheiten verliebt zu sein! Es ist höchst unvernünftig, von den Menschen zu erwarten, dass sie ihre Gewohnheiten im Handumdrehen ändern."
    „Sehr wahr!", stimmte er ihr zu und bewahrte seine Fassung bewunderungswürdig.
    „Und Miss Amclia Ubleys Auge enthält etwa so viel Funkeln wie das eines Fischs."
    „Dann dürfen Sie auf gar keinen Fall um sie anhalten!", sagte sie ernst. „Sie tut mir außerordentlich leid, das arme Ding, aber als alte Jungfer würde sie viel glücklicher werden, denn als Ihre Frau! Ich würde mich nicht wundern, wenn Sie sich mit irgendeiner anderen davonmachen würden, bevor noch die Brautvisiten

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