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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Damerei und Aubrey Schach spielten und Venetia auf einem Hocker neben dem Sofa saß und dem Spiel zuschaute. Diese gemütliche Szene erfreute ihn durchaus nicht; und als sich Damerei erhob und er sah, wie groß er war, mit welch nachlässiger Eleganz er sich bewegte und wie viel träger Spott in seinen Augen lauerte, wusste Oswald, dass ihn seine Schwestern schwer irregeführt hatten -sie hielten Seine Lordschaft für langweilig und ältlich.
    Oswald erkannte auf den ersten Blick, dass er ein gefährlicher Bursche war.
    Sein Besuch dauerte nicht lange, immerhin aber lange genug, dass er sehen konnte, wie leger und vertraut die Lanyons mit ihrem Gastgeber verkehrten. Sie waren in seinem Haus nicht nur ganz daheim, sondern benahmen sich, als hätten sie ihn schon ihr ganzes Leben lang gekannt. Aubrey nannte ihn sogar Jasper. Venetia ging zwar nicht so empörend weit, war aber gar nicht förmlich, wenn sie mit ihm sprach.
    Was Damerei betraf, so mochte vielleicht die Nurse seine Haltung für onkelhaft halten, aber Oswald, dessen Beobachtungsgabe durch Eifersucht geschärft war, ließ sich nicht täuschen. Wenn Damereis Augen auf Venetia ruhten, lag ein Ausdruck in ihnen, der weit von allem onkelhaften entfernt war, und wenn er sie ansprach, lag eine Liebkosung in seiner Stimme. Oswald starrte ihn düster an und versuchte vergeblich, sich etwas auszudenken, was ihn und Venetia geschickt aus dem Zimmer bringen könnte. Es fiel ihm nichts ein, daher war er gezwungen, taktisch direkt vorzugehen. Also sagte er, ziemlich heiser und errötend, als er ihr zum Abschied die Hand drückte: „Darf ich dich einen Augenblick sprechen?"
    „Ja, natürlich darfst du das!", antwortete Venetia freundlich. „Was gibt's denn?"
    „Sei keine Gans, Liebes", empfahl ihr Aubrey und weckte in Oswald das dringende Verlangen, ihm den Hals umzudrehen.
    „Sie haben bestimmt eine Post von Lady Denny für Miss Venetia, die Sie ihr gerne unter vier Augen bestellen möchten, nicht wahr?", schlug ihm Damerei hilfreich, aber mit einem unheiligen Zwinkern vor.

    In einem edleren Zeitalter hätte man eine solche Frechheit damit beantworten können, Seine Lordschaft anzurempeln, als er dastand und die Tür aufhielt, sodass er gezwungen gewesen wäre, Genugtuung zu verlangen. Oder hatte man sich selbst in jenem Zeitalter davor zurückgehalten, Leute bei Türen anzurempeln, wenn eine Dame anwesend war?
    Bevor er noch diesen Punkt entschieden hatte, war er Venetia schon in die Halle gefolgt, und Damerei hatte die Tür hinter ihnen geschlossen. Er würgte hervor:
    „Wenn ich mich richtig kenne, wird es zwischen uns eines Tages eine Abrechnung geben!"
    Venetia war an seine dramatischen Ausbrüche gewöhnt, aber diesen fand sie denn doch überraschend. „Zwischen uns?", fragte sie. „Was hab ich denn nur in aller Welt verbrochen, dass ich dich in schlechte Laune versetzt habe, Oswald?"
    „Du? Nie!", erklärte er. „Es ist nicht richtig - ich hätte nichts sagen sollen -, aber es gibt Zeiten, da kann ein Mann seine Gefühle einfach nicht unterdrücken." Er schaute sie hungrig an. „Gib mir nur das Recht, dich die Meine zu nennen!", lud er sie ein.
    „Was - ist es das, warum du mit mir allein sprechen wolltest?", rief sie aus. „Welch lächerlicher Einfall! Wenn du doch endlich glauben wolltest, dass ich, wenn ich Nein sage, auch genau Nein meine! Wie kannst du nur so albern sein? Ich bin um sechs Jahre älter als du! Außerdem wünscht du dir in Wirklichkeit nicht im Geringsten, mich zu heiraten!"
    „Nicht w-wünschen, dich zu heiraten?", stammelte er, wie vom Donner gerührt.
    Ihre Augen tanzten. „Natürlich nicht! Denk doch nur, wie langweilig es wäre, wenn du dich als ein ehrenwerter verheirateter Mann niederließest, bevor du noch eine Menge Abenteuer gehabt hast!"
    In diesem Licht hatte er die Sache noch nie betrachtet, und unwillkürlich war er insgeheim ziemlich betroffen. Aber es war ihm mit seiner ersten Liebe zu ernst, als dass er ihre vernünftige Bemerkung zur Kenntnis genommen hätte. „Ich verlange kein größeres Glück, als dich zu gewinnen!", versicherte er ihr.
    Ihre Lippen zitterten unwiderstehlich, aber es gelang ihr, das Lachen zurückzuhalten.
    Nur wenn man sehr grausam ist, lacht man über einen Jungen, der im Netz seiner ersten Liebe zappelt. Sie sagte: „Nun, es ist äußerst freundlich von dir, Oswald, und ich bin wirklich geschmeichelt, selbst wenn ich deine Gefühle nicht erwidern kann.
    Ich bitte dich, sprich nicht

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