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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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würden Sie sie nicht an den Tag legen. Ich vermute, es gibt Aubrey das Gefühl, dass er genau wie jeder andere Junge ist - oder zumindest, dass Sie sich keinen Pfifferling um sein lahmes Bein kümmern. Es hat ihm sehr gutgetan, bei Ihnen zu sein - viel besser als je bei mir, weil ich nur ein Frauenzimmer bin. Noch dazu eine Schwester, was es noch schwerer macht."
    „Sie sind ihm eine gute Schwester. Ich hoffe, Sie werden Ihren Lohn dafür erhalten - bezweifle es aber stark. Lassen Sie nicht zu, dass er Sie verletzt! Er hat Sie sehr gern, aber er ist ein Egoist, meine Liebe."
    „Oh, das weiß ich!", sagte sie heiter. „Aber er ist es nicht so schlimm, wie Papa es war, versichere ich Ihnen, oder gar Con-way! Aubrey würde sehr wahrscheinlich alles tun, um mir einen Gefallen zu erweisen, wenn er je daran dächte, aber Papa nicht, und was Conway betrifft, so glaube ich nicht, dass er überhaupt imstande ist, an jemand anderen als an sich zu denken!"
    Es waren solche Bemerkungen wie diese, völlig ernst ausgesprochen, die ihm eine vergnügte Freude bereiteten und warum er sie sein „liebes Entzücken" nannte. Sie nahm den Titel gleichmütig hin, sagte ihm aber, er solle sich hüten, es in Hörweite von Nurse zu sagen. „Denn es wäre sehr kränkend für Sie, wenn Sie sehen müssten, dass alle Ihre Schmeichelei umsonst ist, abgesehen davon, dass es unsere ganze Behaglichkeit stören würde."
    „Ich wette mit Ihnen, dass sie nicht hässlich zu uns sein würde. Sie glaubt, ich befände mich in einem Zustand der Gnade."
    „Nein, nur, dass Sie sich ihm nähern - und das war bloß, weil Sie sie gegen Imber unterstützten! Sie wissen es vielleicht nicht, aber gestern haben Sie einen Rückfall erlitten, als Sie ihr nicht erlauben wollten, dass der Teppich in der Bibliothek zum Klopfen hinausgeräumt wird. Sie fing wieder an, Sachen über die Gottlosen zu sagen. Und Aubrey schwört, sie habe ihm gesagt, dass ein einziger Sünder viel Gutes zerstört."
    „Seither aber habe ich ihr meine Bewunderung über ihre Schiffchenarbeit ausgesprochen, und jetzt stehe ich wieder hoch im Kurs bei ihr!", gab er zurück.
    „Ich wünschte, er wäre hoch genug für Sie, dass Sie Ihnen diese Schiffchenarbeit schenkt. Sie muss geradezu Meilen davon haben, weil sie daran arbeitet, seit ich denken kann, und sie sehr selten verschenkt. Das Grässliche daran ist, dass sie es für denjenigen von uns bestimmt hat, der als Erster heiratet. Ein höchst deprimierender Gedanke."
    „Vielleicht", sagte er nachdenklich, „sollte ich meinen Kurs doch nicht zu hoch steigen lassen! Was raten Sie mir? Soll ich eine Orgie abhalten, Aubrey misshandeln oder ... Sie einfach nur ,mein liebes Entzücken' in ihrer Hörweite nennen?"
    „Das würde Ihren Kredit wieder zu tief sinken lassen. Sagen Sie ihr, als Sie ihr zu verstehen gaben, dass Sie ins York-shire kamen, um die Kümmernisse Ihrer Pächter in Ordnung zu bringen - was Sie bestimmt getan haben, denn wer sonst hätte ihr solch eine unsinnige Idee in den Kopf setzen können? -, sei das nichts als Flunkerei gewesen! Hingegen sollten Sie ihr nicht sagen, dass es nur wegen der Sache bei Tattersall war, denn sie hält Rennwetten für sehr gottlos!"
    „Was denn für eine Sache bei Tattersall?", fragte er. „Ich bin denn doch noch nicht unter den Hammer gekommen, falls Sie das meinen sollten!"

    „Nein, nein! Zumindest weiß ich nicht, was das bedeutet, aber das war es nicht!
    Conway hat einmal davon gesprochen -oh, der Schwarze Montag!"
    „Abrechnungstag! Nein, das werde ich ihr nicht erzählen. Ich bin immer mehr oder weniger in den Klauen der Gläubiger, aber dieser Besuch jetzt ist kein Versuch, den Vogel abzuschießen! Ich bin auf der Flucht vor meinen Tanten."
    „Warum - was wollen die Ihnen antun? Ziehen Sie mich auf?"
    „Durchaus nicht. Sie haben es sich in den Kopf gesetzt, mich zu rehabilitieren. Es sind drei, und sie sind alle das reinste Schreckmittel. Zwei sind unverheiratet und leben zusammen - die eine hat ein rundes, dickes Gesicht, und die andere ist eine Bohnenstange; und die älteste ist Witwe und das einschüch-terndste Frauenzimmer, das man je erlebt hat. Sie lebt in einem Mausoleum am Grosvenor Square, rührt sich selten heraus, hält aber Empfänge ab, so ziemlich in der Art der Salongesellschaften der Königin. Sie hat Krallen, ist lächerlich gekleidet, besitzt weder Geist, noch ist sie liebenswürdig, und hat doch durch Mittel, die mir unbekannt sind - falls es nicht

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