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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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seinen älteren Schwestern beizuwohnen, denn wenn er sich weigerte mitzugehen, würden sie einen solchen Staub aufwirbeln, dass die Sache Papa zu Ohren käme, und nichts war sicherer, als dass Papa ihm befehlen würde zu tun, wie ihm geheißen. Und es bestand auch keine Hoffnung, dass er romantisch erhaben über diesen Funktionen stehen und alle Angebote des Zeremonienmeisters ablehnen könnte, ihm wünschenswerte Partnerinnen zu präsentieren. Der Ballsaal würde voll Mädchen sein, die er schon sein ganzes Leben lang kannte, und wenn er sie nicht zum Tanzen aufforderte, würde Mama ihn nicht nur wegen seiner Unhöflichkeit schelten, sondern war durchaus imstande, ihren Freundinnen sein Benehmen damit zu erklären, dass er mürrisch war oder Zahnweh hatte. In einer besser eingerichteten Welt wäre der Vater jedes jungen Herrn, der nicht mehr zur Schule ging, gezwungen, seinen Sohn mit einer netten Apanage zu versorgen, damit er sich in London niederlassen und in der mondänen Welt Aufsehen erregen konnte. Aber die Welt war schlecht eingerichtet und Sir John ein so wenig fortschrittlicher Vater, dass er meinte -und es auch sagte -, er habe, nachdem er Oswald auf einen Besuch zu seinem Onkel nach Jamaika geschickt hatte, ein Recht, von seinem Erben zu erwarten, dass sich dieser daheim niederlasse und es erlerne, den beträchtlichen Besitz zu leiten, der zur entsprechenden Zeit sein Eigentum werden würde.
    Zum Glück erinnerte sich Oswald noch, bevor er lange bei seinen tristen Aussichten verweilt hatte, dass in einem der edleren Zeitalter, die dem gegenwärtigen eintönigen Jahrhundert vorausgegangen waren, die Ritter und Troubadours anscheinend gerade von spöttischen Herrinnen zu heroischen Taten inspiriert worden waren. Je verächtlicher, um nicht zu sagen: beleidigender, die Damen waren, umso größer war die Treue der Ritter gewesen und umso größer ihr schließlicher Triumph, wenn ihre Taten die begünstigten Schönen von ihren wahren Qualitäten überzeugt hatten.
    Die Vision, die er auf diese Weise heraufbeschwor, um Venetias Bewunderung zu erringen, war so angenehm, dass er jegliche unmittelbare Absicht fallen ließ, ein Weiberfeind zu werden, und brachte ihn in einer sonnigen Stimmung nach Ebbersley zurück. Diese hielt so lange an, bis die Erinnerung, dass die Gegenwart, welche Glorie auch immer die Zukunft für ihn bereithalten mochte, von Lord Damerei überschattet wurde, unglücklicherweise mit einem Ersuchen Sir Johns zusammentraf, er solle sein Belcher-Tuch gegen ein dezenteres Halstuch umtauschen, bevor er sich mit seiner Mutter und seinen Schwestern zu Tisch setze.
    Diese zwei Umstände warfen ihn natürlich in die düstere Stimmung zurück, und hätte es nicht ein glücklicher Zufall gefügt, dass Lady Dcnny getrüffelten Truthahn zum Abendessen bereithielt, hätte es ihm seine gedrückte Stimmung unmöglich gemacht, irgendetwas zu genehmigen, das ihm vorgesetzt wurde. Beim Anblick des Truthahns jedoch belebte sich sein Appetit, und er genoss ein vorzügliches Mahl.
    Eine Neigung, in brütende Melancholie zu verfallen, wurde durch Sir John vereitelt, der ihn zu einer Runde Billard aufforderte. Sein Sinn stand zwar nicht nach solch müßigem Vergnügen, aber in der Aufregung darüber, dass er seinen Vater mit der längsten Tour besiegte, die ihm je gelungen war, vergaß er seine Kümmernisse und wurde lebhaft und gesprächig, besonders als er später am Abend seiner Mama und den Schwestern seinen glorreichen Sieg beschrieb. Seine Stimmung war derart gehoben, dass er, als er zu Bett ging, sehr zu der Ansicht neigte, er hätte sich durch Lord Damerels bedrohliche Anwesenheit im Bezirk unnötig verstören lassen. Sowie Aubrey nach Undershaw zurückkehrte, würde Seine Lordschaft zweifellos die Priory verlassen und zumindest ein Jahr lang nicht mehr im Yorkshire gesehen werden.
    Zwei Tage später kam in einem kurzen Brief von Venetia an Lady Denny die willkommene Nachricht, dass Aubrey wieder daheim war. Und als hätte sich die Vorsehung plötzlich entschlossen, den jungen Mr. Denny mit Gunst zu überschütten, folgte dem fast unverzüglich die Neuigkeit, dass Edward Yardley, der sich einige Tage lang gar nicht gut gefühlt hatte, mit Windpocken zu Bett lag. Oswald, der seinen Weg frei von Rivalen sah, ritt nach Undershaw hinüber, um seine Chance zu nutzen, und kam dort an, nur um zu entdecken, dass Venetia im Staudengarten mit Damerei spazieren ging.
    Das war ein schwerer Schlag. Noch schlimmer aber

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