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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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wartete, ließ sie etwa zwanzig Minuten verstreichen, bevor sie zu ihm hinüberging. Sie war entsetzt, als sie entdeckte, wie sehr sie von ihrem Zorn erschüttert war - bevor sie dem Verwalter vor Augen trat, ohne ihm ihre Erregung zu zeigen, brauchte sie eine Zeitspanne ruhiger Überlegung. Dies half ihr zwar, ihre Selbstbeherrschung zurückzugewinnen, jedoch keineswegs, die unmittelbare Zukunft ohne trübe Vorahnungen zu sehen. Sie schalt sich, dass sie Mrs. Scorrier erlaubt hatte, sie zu einem Verweis zu reizen, hatte jedoch das Gefühl, dass sie früher oder später doch gezwungen sein würde, sich gegen eine Frau zu stellen, deren Herrschsucht, falls ihr nicht Einhalt geboten würde, den ganzen Haushalt in Aufruhr bringen musste. Sie hegte keine Hoffnung, dass Mrs. Scorrier ihr nicht grollen würde - sie hatte unerbittliche Feindschaft in den Augen dieser Dame gelesen und wusste, dass sie von nun an keine Gelegenheit versäumen würde, Venetia zu verletzen und zu ärgern.
    Es war Mittag vorbei, als Venetia Powick verließ. Ein Vormittag in der Gesellschaft dieses eigensinnigen, phlegmatischen Yorkshire-Mannes trug mehr dazu bei, ihr Gleichgewicht wiederherzustellen, als es noch so ruhige Überlegungen vermocht hätten, und die Beschäftigung mit Buchhaltung übte auf sie die gleiche beruhigende Wirkung aus, wie es das Studium Piatons auf Aubrey tat.
    Von Charlotte und ihrer Mutter war im Hauptflügel des Hauses nichts zu sehen, aber Ribble, der gerade in die Halle kam, als Venetia in den Garten hinausgehen wollte, teilte ihr mit, dass die beiden Damen unter Führung von Mrs. Gurnard den Küchenflügel inspizierten. Er übergab Venetia ein versiegeltes Billett, das der Stalljunge, der in der Früh nach Ebbersley geschickt worden war, mitgebracht hatte, und wartete, bis Venetia den Brief gelesen hatte. Er war kurz, nur ein Dank für ihren Brief, aber liebevoll geschrieben. Lady Denny wollte den Boten nicht warten lassen, sondern bat Venetia nur, sobald es ihr möglich sei, nach Ebbersley zu kommen. In einer Nachschrift fügte sie hinzu, sie sei sehr beschäftigt, weil sie für Oswald packe, der am nächsten Tag zu einem Besuch ins Rut-landshire abreisen würde.
    Venetia schaute auf und blickte in Ribbles Augen, die ängstlich auf ihr Gesicht geheftet waren. Einen Augenblick lang schwieg sie, sagte dann aber traurig: „Ich weiß, Ribble, ich weiß! Wir sitzen in der Tinte - aber wir werden das schon irgendwie hinkriegen!"
    „Ich hoffe, Miss", sagte er mit einem tiefen Seufzer.
    Sie lächelte ihn an. „Sind Sie bei ihr in Ungnade gefallen? Ich versichere Ihnen, ich auch!"
    „Ja, Miss ... wie ich es bereits Mrs. Gurnard mitzuteilen wagte. Wenn sie gehört hätte, was ich gehört habe, wüsste sie freilich, wo der Hieb wirklich gesessen hat.
    Wenn ich es sagen darf ... ich habe mich sehr energisch zusammennehmen müssen gestern Abend, um nicht überzukochen! Oh, Miss Venetia, was ist doch nur über Sir Conway gekommen ? Undershaw wird nie wieder das alte sein!"
    „Doch, Ribble, das wird es wieder ... bestimmt!", sagte sie. „Warten Sie nur, bis Conway heimkommt! Ihnen gegenüber brauche ich keine Bedenken zu haben, wenn ich gestehe, dass wir in einer Patsche sitzen und Mrs. Scorrier ein abscheuliches Frauenzimmer ist. Aber ich glaube - oh, ich bin sogar überzeugt -, dass ihr Lady Lanyon sehr bald so gern haben werdet wie ... wie mich!"
    „Nein, Miss, das ist unmöglich. Es wird sich in Undershaw alles sehr verändern, und ich stelle mir vor, Ihre Gnaden wird wünschen, Veränderungen vorzunehmen.
    Sicherlich zu verstehen - aber ich bin nicht mehr so jung, wie ich war, und ich leugne das auch gar nicht, und wenn Ihre Gnaden das Gefühl hat, dass ..."
    Sie unterbrach ihn schnell: „Hat sie nicht! Ja, ich weiß genau, was Sie mir eben sagen wollen, und Sie sind ein ganz großer Dummkopf! Wie können Sie sich bloß einbilden, dass mein Bruder je einen anderen Butler haben möchte als unseren lieben, guten Ribble!"
    „Danke, Miss ... Sie sind sehr lieb!", sagte er mit etwas zitternder Stimme. „Aber wir haben gehofft - Mrs. Gurnard und ich -, falls Sie vorhaben, Ihren eigenen Haushalt einzurichten, mit Master Aubrey zusammen, wie Sie immer gesagt haben, dann möchten Sie vielleicht, dass wir mit Ihnen gehen, was wir sehr gerne täten."
    Sie war sehr gerührt, sagte aber aufmunternd: „O nein, nein! Wie könnten sie denn dann in Undershaw ohne euch auskommen? Wie könnte ich so entsetzlich schlecht sein, euch

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