Venezianische Verführung (German Edition)
Aurora.
»Du musst es dir nicht alles auf einmal merken. Wichtig ist nur, dass du vorerst die Grundbegriffe weißt.«
»Weißt du das alles von deiner Druckerein? Sie ist in Verona?« fragte sie.
Er nickte. »Ja, doch vieles wusste ich bereits zuvor von meinem Vater.
Meine Druckerei ist nicht so groß wie diese. Ich habe sie mir selbst aufgebaut, nachdem er mich enterbt hat.«
Aurora starrte ihn entsetzt an. »Er hat dich enterbt?«
»Ja, weil ich nicht so lebte, wie er sich das vorstellte.«
»Aber es ist doch dein Leben.«
»Und sein Erbe. Es war sein Recht, damit zu tun und zu lassen, was er für richtig hielt.« Er sprach dies ohne Bitterkeit.
»Aber gleich enterben. Das finde ich etwas hart.«
»Hart war für mich, dass er vor seinem Tod nicht mehr erfuhr, dass ich mich geändert habe. Das mit dem Erbe macht mir nichts aus; schließlich hatte mein Vater nicht unrecht, was meinen Lebenswandel betraf.«
»Trotzdem bedeutet dir die Druckerei etwas, sonst wärst du nicht gekommen.«
»Ich wäre auch sonst nach Venedig gekommen. Wegen dir.«
Irritiert sah sie ihn an. »Wegen mir?«
»Ich war schließlich dein Vormund.«
Traurigkeit erfüllte sie. Hatte sie sich wirklich vorgemacht, dass sie ihm etwas bedeutete?
»Du bist hergekommen, um deine Pflicht zu erfüllen«, sagte sie.
Leandro sah sie einige Sekunden nachdenklich an. »Denke niemals, Aurora, wirklich niemals, dass es Pflichterfüllung ist, wenn du in meinen Armen liegst und ich in dir bin.«
Aurora errötete aufgrund der Direktheit seiner Worte.
»Was tun wir jetzt?« fragte sie.
»Ich zeige dir einige Illustrationen, wie wir sie in Verona herstellen. Einer unserer Kunden jedoch möchte etwas Spezielles, etwas Einzigartiges.« Er sah Aurora eindringlich an. »Erotische Illustrationen auf Seekarten.«
»Aber wir drucken die Karten doch nur ...«, begann Aurora.
»Du malst. Ich habe es gesehen oder soll ich lieber deine ehemalige Zofe dafür herbestellen?«
»Wofür?«
»Du hast sie instruiert, wie man Nackte malt. Nixen, die Männer verführen, Undinen, Wasserfrauen, die sich den Blicken der Seemänner hingeben und auf den Wellen tanzen, während sie sich selbst streicheln. Jünglinge, die sich in die See stürzen, um zu ihnen zu gelangen. Lass deiner Fantasie freien Lauf und deinen Erinnerungen.« Er grinste anzüglich.
»Daher hast du mich auf die Orgie mitgenommen.«
»Das auch. Vor allem jedoch wollte ich eine Lust in dir wecken, die nur ich verlöschen kann. Ich wollte, dass du keinen Rückzieher mehr machst, dich mir hingibst, bis du dich vor Ekstase unter mir windest und meinen Namen schreist, während du den Höhepunkt erreichst.«
»Das dürfte dir gelungen sein.«
Leandro lächelte, was sein Gesicht weicher erscheinen ließ. »Unser Kunde wünscht alles sehr detailliert. Da du alles selbst gesehen hast, solltest du dazu in der Lage sein.«
»Eine Orgie rings um die Seekarte herum?« Ihre Frage klang eher wie eine Feststellung.
»Genau, das wäre die Idee. Wusste ich es doch, dass mehr in dir steckt.«
»Es reicht schon, wenn du es tust. Drin stecken, meine ich.«
»Warte, du Luder.« Er grinste anzüglich. »Zuerst jedoch werde ich dir die Pinsel und Farben zeigen, die ich dir für den Auftrag gekauft habe.«
»Du gingst also davon aus, dass ich den Auftrag durchführe und hieltest es nicht für nötig, mich zu fragen?«
»Dir gehört die Druckerei ebenso wie mir. Wir werden diesen Auftrag ausführen. Wir brauchen Geld. Es wird gut bezahlt.«
»Du hast kein Problem damit?« fragte sie.
»Nein, du etwa? Du kannst natürlich unter einem anderen Namen arbeiten. Das wäre in deinem Fall besser. Wie gesagt, ich persönlich habe kein Problem damit, doch die Gesellschaft ist von solcher Doppelmoral. Einerseits ergötzen sie sich daran, sind jedoch ständig bereit, die Malerin zu diskreditieren.« Er winkte sie zu sich. »Komm mit mir.«
Er führte sie in einen lichtdurchfluteten Nebenraum, den nur eine Tür vom Büro trennte. Eine Staffelei stand neben dem bodenhohen Fenster.
Daneben befanden sich Behälter mit Farben. Aurora erkannte roten Ocker, Azurit, Carmin Naccarat, Veroneser grüne Erde, Auripigment, Bleiweiß, sogar Malachit und viele weitere Farbmittel. »Für mich?«
Er nickte. »Das Umbra habe ich extra aus Zypern für dich kommen lassen.
Diese Pinsel sind aus Rosshaar. Ich habe dir auch ein paar Schnepfenfedern besorgt. Man nimmt sie für Miniaturmalerei. Ich dachte, es könnte nicht schaden, wenn du
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