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Venezianische Verführung (German Edition)

Venezianische Verführung (German Edition)

Titel: Venezianische Verführung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manon Sera
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Piero‹.«
    »Danke.«
    Sie sah Siorina Berardino nach, bis sie im Zwielicht des Sonnenuntergangs verschwand. Aurora fühlte sich elend. Sie ging hinauf in ihr Schlafzimmer und warf sich aufs Bett. Dies war ein Fehler, denn Leandros Geruch stieg ihr in die Nase. Er war tröstend und verstörend zugleich. Wie viele andere Frauen hatten ihn in sich aufgenommen? Wie viele Kinder, von denen er nichts wusste, hatte er?
    Gewiss, sie hatte kein Recht, auf seine Vergangenheit eifersüchtig zu sein, doch verstörte es sie dennoch. Er hätte es ihr sagen sollen. Oder hatte er gute Gründe, dies nicht zu tun? Verbarg er etwas vor ihr? Womöglich wusste er selbst nicht, wie viele Kinder er hatte. Eine böse Vorahnung bemächtigte sich ihrer.

9
     
    Als Aurora die Kirche verließ, fiel ihr Handschuh herab. Ein blonder Mann hob ihn auf und reichte ihn ihr.
    »Der gehört Ihnen.« Sein Lächeln war bezaubernd.
    Wäre sie nicht verheiratet, hätte sie ihm mehr als einen Blick gegönnt. So bedankte sie sich schlicht und wollte nach Hause gehen  in ein leeres Haus.
    Leandro war schon beinahe zwei Wochen weg.
    »Ich begleite Sie«, sagte der Mann.
    »Machen Sie sich keine Umstände.«
    »Das sind doch keine Umstände für mich. Ich tu es gerne.« Er bot ihr seinen Arm, und nur weil sie ihn nicht beleidigen wollte, nahm sie ihn an.
    Es war eine respektable Berührung – nicht mehr.
    »Darf ich mich vorstellen? Ich bin Sergio Nera, Ihr ergebener Diener.«
    »Aurora Currado, sehr erfreut.«
    »Ich habe Sie häufiger gesehen – allein.«
    Aurora verzog die Lippen zu einem Lächeln, das sie nicht verspürte. »Ich gehe gerne allein spazieren.«
    »Sie müssen sehr einsam sein.«
    »Ich bin das gewohnt. Mein Vater war auch nie zuhause.«
    »Ihr Vater?« Aufrichtiges Interesse lag in seinen kornblumenblauen Augen.
    »Er verstarb vor einigen Monaten.«
    Er sah sie erschrocken an. »Das muss hart für Sie gewesen sein.«
    »Es war nicht einfach.« Der Schmerz über Leandros Unverständnis brach wieder hervor  sein kühler Pragmatismus, der keinen Raum für Trauer ließ.
    Sergio drückte ihre Hand. »Sie müssen nicht allein sein, Siorina.«
    »Siora.«
    Sein Mundwinkel zuckte. »So lässt Ihr Gemahl Sie ebenso häufig allein wie Ihr Vater.« Es klang mehr wie eine Feststellung als eine Frage.
    Sie nickte und versuchte, das Engegefühl in ihrem Hals zu überwinden.
    »Wenn ich verheiratet wäre, würde ich meine Gemahlin so selten wie möglich allein lassen – besonders, wenn diese Gemahlin so bezaubernd wäre wie Sie.«
    Aurora errötete. »Er hat seine Gründe.« Sie merkte selbst, dass dies nicht überzeugend klang.
    »Gewiss hat er die.« Schwang Doppeldeutigkeit in seinem Tonfall mit?
    Sie spürte Zweifel. Was wusste sie schon darüber, was Leandro tat, wenn er wochenlang auf Geschäftsreisen war. Schwängerte er gar die Nächste?
    Lag er jetzt in diesem Augenblick bei einer anderen? Ihr Herz verkrampfte sich bei diesem Gedanken.
    »Und ich dachte, du liebst mich!« erklang eine Männerstimme von der anderen Seite der Straße. Aurora starrte Pietro entgeistert an, der näher kam – geradewegs auf sie zu. Sein Gesichtsausdruck war alles andere als freundlich. Sie hatte gedacht, die Angelegenheit mit ihm wäre erledigt.
    »Ein Glück, dass ich dich nicht geheiratet habe«, sagte Pietro. »Kaum ist dein Gatte weg, hast du schon einen anderen.« Sein Tonfall war herablassend.
    »Lassen Sie mich in Ruhe!« Aurora spürte Wut, allerdings auch Scham bei der Erinnerung an ihren Fehler, in sich aufsteigen. Pietro wandte sich an Sergio Nera. »Lassen Sie die Finger von ihr, Sior, Sie würden sich nur die Finger verbrennen.« Pietro grinste hämisch. Am liebsten hätte sie ihm mit ihrer Tasche ins Gesicht gehauen, aber anständige Damen taten dies nicht.
    An manchen Tagen konnte sie gut auf Anstand verzichten.
    Sergios Gesichtsausdruck verriet nicht, was er dachte. »Verschwinden Sie von hier und lassen Sie die Dame in Frieden.« Eine unterschwellige Drohung lag in Sergios Worten. Er nahm eine beschützende Haltung ein, die einem Ehemann gut gestanden hätte, doch ihrer war fort und konnte ihre Ehre nicht verteidigen. Schade, dass sie ihren neuen Schirm nicht dabei hatte. Er war stabiler als der alte.
    »Was haben dein Gemahl oder der da, was ich nicht habe?« fragte Pietro.
    »Gehen Sie, Sior.« Sergio tat einen Schritt auf ihn zu, woraufhin Pietro sich zurückzog. Offenbar hatte Leandro recht gehabt mit der Einschätzung dieser Person.

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