Venezianische Verfuehrung
schnell wie möglich wieder herkommen.“ Er stand auf, um den Tee zuzubereiten.
„Ich fürchte, daraus wird so bald nichts. Es wird eine Weile dauern, bis ich mir eine weitere Reise nach Venedig leisten kann.“
„Wenn die Kosten das Problem sind, könnte ich …“
„Nein, das kannst du nicht, Domenico“, meinte sie freundlich.
Halb hatte sie erwartet, dass er eine Diskussion mit ihr beginnen würde. Doch er kümmerte sich schweigend um den Tee und reichte ihr schließlich die Tasse. „Wenn du ihn getrunken hast, gehst du nach nebenan und ruhst dich aus.“
„Ich möchte beim Aufräumen helfen.“
„Nein, cara , du hast gekocht. Schmeckt der Tee?“
„Er ist vorzüglich“, versicherte sie, obwohl er zu dünn war und viel zu viel Milch enthielt. Nachdem sie die Tasse geleert hatte, verschwand sie für einige Minuten im Bad, um ihr Make-up aufzufrischen. Gehorsam machte sie es sich dann im Wohnzimmer bequem und ließ den Raum auf sich wirken.
„Du hast es wunderschön“, sagte sie, als Domenico hereinkam und sich ganz in ihrer Nähe ins Eck des anderen Sofas setzte.
„Und wie wohnst du in London?“
„Ich lebe in einem kleinen Zweizimmerapartment, das allerdings sehr verkehrsgünstig zu meinem Arbeitsplatz liegt.“ Laura konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. „Entschuldige, das muss die Seeluft sein.“
„Es ist noch früh am Nachmittag. Warum streckst du dich nicht auf der Couch aus und hältst eine Siesta, bevor wir die Markuskirche besichtigen?“
Der Vorschlag war zu verlockend. Und eigentlich hatte sie die Augen nur einen Moment schließen wollen, fiel dann aber doch in einen sanften Mittagsschlummer.
Domenico betrachtete sie und musste sich beherrschen, ihr nicht übers Haar zu streichen. Ja, er begehrte sie, doch spürte er auch das Verlangen, sie zu beschützen. Ein Gefühl, das er in seinen Beziehungen während der vergangenen Jahre nicht empfunden hatte. Seit der Geschichte mit Alessa hatte er nur flüchtige Affären gehabt. Nie war sein Herz beteiligt gewesen. Und dein Verstand zuweilen auch nicht, dachte er spöttisch.
Mit Laura war es anders. Er wollte sie, was nur natürlich war, aber gleichzeitig mochte und respektierte er sie als Person. Anders als jener Dummkopf Edward würde er ihre Freundschaft nicht ablehnen, würde sie sie ihm anbieten.
Laura wurde wieder wach, spürte Domenicos Blick und sah ihn an. „Hallo. Habe ich geschnarcht?“
Lächelnd schüttelte er den Kopf, stand auf und streckte ihr die Hand entgegen. „Komm, ich bringe dich zurück ins Gästehaus.“
Seufzend ließ sie sich von ihm aufhelfen, am liebsten wäre sie noch ein wenig liegen geblieben. „Ich brauche eine Dusche und frische Kleidung.“
„Das ist eine gute Idee. Dann musst du nicht in dein Zimmer zurück, nachdem wir in der Markuskirche waren. Stattdessen setzen wir uns ins Florian, und während du Tee trinkst, erzählst du mir, wo du heute Abend essen möchtest.“
„Wunderbar. Allerdings gehe ich jetzt allein zurück. Ich muss noch ein paar persönliche Dinge einkaufen. Wie wär’s, wenn wir uns in einer Stunde am Hauptportal treffen?“
„Okay.“ Domenico nickte, begleitete sie nach unten und verabschiedete sie mit zwei Wangenküssen. „Ich werde pünktlich da sein.“
Schnellen Schrittes steuerte Laura auf ein Geschäft zu, das sie am Vortag bemerkt hatte. Dort erstand sie eine dunkelblaue Seidenkrawatte mit dezenten aquamarinfarbenen Punkten, die sie sich als Geschenk verpacken ließ. Anschließend eilte sie zum Gästehaus.
Nachdem sie geduscht und sich geschminkt hatte, schlüpfte sie in einen gekräuselten cremefarbenen Leinenrock. Dann streifte sie sich eine schwarze Bluse über, deren V-Ausschnitt eine Spitze zierte, und hatte sie kaum zugeknöpft, als ihr Handy klingelte.
„Ich bin an der Rezeption und habe endlich an deine Sachen gedacht“, erklärte Domenico. „Bist du fertig?“
„Ich komme sofort.“
Laura lief die Treppe hinunter, und ihr Herz schlug bei seinem Anblick höher. Er trug eine helle Leinenhose und ein blaues Hemd, das genau die Farbe seiner Augen hatte.
„Geh vorsichtig nach oben zurück, sonst kollidieren vielleicht die Kerzenleuchter mit den Treppenstufen“, meinte er, während er ihr die Tüten reichte.
Es fiel ihr schwer, seinen Rat zu befolgen. Sie wäre am liebsten gerannt, um schnellstmöglich wieder bei ihm zu sein. Verflixt, in Kürze würde sie ihm für immer Auf Wiedersehen sagen müssen! Ihr Herz wurde schwer bei diesem
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