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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Tisch standen.
    Anstatt zu antworten, stellte er eine Gegenfrage. «Was  weißt du über Erzherzog Maximilian?»
    «Dass er sich im April nach Vera Cruz einschiffen wird  und dass er eine Marionette Napoleons ist.»
    «Was noch?» Er hatte sich eine Zigarette angezündet und beobachtete sie durch den Rauch hindurch.

    «Dass Maximilian die Kaiserkrone nur behalten kann,  wenn Napoleon die französischen Truppen nicht aus Mexiko nach Frankreich zurückholt.»
    Er blies einen Rauchring in die Luft. «Was er wahrscheinlich tun wird, wenn die Verluste zu hoch werden.»
    «Hat Maximilian eine Chance?»
    Seine Antwort kam sofort. «Nur, wenn es ihm gelingt,  eine eigene Armee auszuheben.»
    Sie nickte. «Aber dafür braucht er Geld – Steuereinnah men. Und er wird nicht viel Zeit haben. Ich glaube, das ist ihm klar. Er kommt mir nicht vor wie jemand, der sich Illusionen macht.»
    Er sah sie überrascht an. «Du kennst den Erzherzog?»
    «Ich bin ihm in Triest begegnet. Auf dem Empfang der  mexikanischen Delegation.»
    «Was hattest du auf dem Empfang der mexikanischen  Delegation zu suchen?»
    «Der Fürst besaß Anteile an Silberminen in der Sonora.»
    «Offenbar hältst du diese Anteile noch.»
    «So ist es.» Die Principessa seufzte. «Außerdem hat der Fürst Ende der fünfziger Jahre in mexikanische Staatsanleihen investiert.»
    «Die sind im Moment nicht viel wert.»
    «Damals schien es ein lohnendes Geschäft zu sein.»
    «Hat der Fürst viel investiert?»
    «So viel, dass ich in ernsthafte Schwierigkeiten komme, wenn Maximilian in Mexiko scheitert.»
    «Vom gegenwärtigen Präsidenten, Benito Juárez, wirst  du keinen Centime sehen.»
    Die Principessa lächelte müde. «Das weiß ich. Deshalb  stehe ich auf der Seite Maximilians. Er muss unbedingt mexikanischer Kaiser werden.»

    «Dann haben wir ein gemeinsames Interesse.»
    «Wirst du nach Mexiko zurückkehren?»
    Er nickte.  «Und wann?»
    «Wenn dieses … Problem hier gelöst ist.»
    «Du hast mir immer noch nicht gesagt, um welches  Problem es sich handelt.»
    «Sagen wir, es gibt Kreise, die stark daran interessiert sind, dass Maximilians Pläne scheitern. Und ihr Arm reicht bis nach Venedig.»
    «Die Juaristas?»
    «Benito Juárez ist nicht der einzige Feind, den Maximilian hat.»
    «Kannst du darüber reden?»
    Er schüttelte den Kopf. «Nicht, solange die Dinge noch  in Bewegung sind.»
    «Warum hast du mich hierher bestellt?»
    «Ich wollte sicher sein, dass wir ungestört miteinander reden können. Vor allem wollte ich …» Er verstummte und begann den Satz von neuem. «Ich wollte feststellen, wie ich auf dich reagiere.»
    «Und?» Die Principessa lächelte.
    Er gab ihr Lächeln zurück, und sie registrierte erleichtert, dass es nichts Gezwungenes hatte. «Ich glaube, dass wir uns diesmal voneinander verabschieden können», sagte er ruhig. Er schwieg und fragte dann unvermittelt: «Stimmt es, dass du heiraten wirst?»
    Sie blickte ihn erstaunt an.
    «Einen Conte Tron, hat man mir gesagt. Den Commissario von San Marco.»
    «Du bist gut informiert.»
    «Dann ist dein Conte also zuständig für alle Verbrechen,  die im Sestiere San Marco begangen werden.» Seine Stimme klang gelassen, aber sie beobachtete, dass sich seine Lippen einen Moment lang spannten. «Sprecht ihr manchmal über seine Fälle?» Er sah sie aufmerksam an. Das Militärfeuerzeug, das er gezückt hatte, um sich eine neue Zigarette anzuzünden, blieb wie ein Fragezeichen in der Luft stehen.
    Die Principessa schüttelte den Kopf. «Es gibt tausend andere Dinge, über die wir sprechen. Warum fragst du mich das jetzt?»
    «Weil mich deine Heiratsabsichten überrascht haben. Ich hätte erwartet, dass du wieder einen Mann wie den Fürsten heiraten würdest.» Er erhob sich, um den kleinen Kanonenofen in Gang zu setzen, der neben dem Fenster stand.
    Dazu öffnete er die Ofenklappe, legte Zeitungspapier und Späne auf den Rost und zündete sie mit seinem Feuerzeug an. Dann sah er zu, wie die Flammen emporzüngelten.  Schließlich drehte er sich um und sagte achselzuckend: «Eigentlich konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass du jemals wieder heiraten würdest.»
    Sie lachte. «Ich auch nicht.»
    «Du machst mich neugierig.»
    «Ich finde, du solltest ihn kennen lernen», sagte sie spontan.
    Er runzelte die Stirn. «Um dir zu sagen, ob du einen  Fehler machst, wenn du ihn heiratest?»
    Die Principessa schüttelte den Kopf. «Das muss ich selber wissen. Aber ich glaube, du

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