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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Erzherzogs und die zahlreichen nautischen Instrumente wurden durch abnehm bare Mahagonistäbe in den Regalen gehalten, um nicht bei stärkerem Seegang durch die Kabine zu fliegen. Selbst Erzherzog Maximilian, der formlos wie ein nasser Schwamm auf einem der drei Sessel hockte und seine flossige Hand um ein Sherryglas geschlungen hatte, schien seine blaue Marineuniform weniger zu tragen, als in ihr festgezurrt zu sein. Falls er die Uniform eines Konteradmirals angezogen hatte, um ein wenig Haltung und Fassung aus diesem Kleidungsstück zu beziehen, schien seine Idee aufzugehen. Auf den ersten Blick jedenfalls war Maximilian die Enttäuschung über den missglückten Austausch und den Verlust der fünftausend Lire in Gold nicht anzusehen.
    Beust hingegen, der seinen üblichen Gehrock mit der  purpurfarbenen Weste trug, machte ein Gesicht, als sei er persönlich für das Misslingen der nächtlichen Operation verantwortlich. Er hatte in der letzten halben Stunde Unmengen von Kaffee in sich hineingeschüttet, während sich der Erzherzog an eine Karaffe mit Sherry hielt, die vor ihm auf dem Tisch stand.
    «Wer könnte das gewesen sein?» Maximilian stellte das  Glas, aus dem er getrunken hatte, auf den Tisch zurück.
    Tron schätzte, dass es das vierte oder das fünfte Glas war, das der Erzherzog auf ex geleert hatte – was allerdings we der sein Denkvermögen noch seine Aussprache zu beeinträchtigen schien. Nur das nervöse Augenrollen hatte sich verstärkt.
    Tron schwieg einen Moment. Dann sagte er langsam:
    «Es gibt zwei Dinge, die ich über Gutiérrez weiß.»
    Maximilian sah Tron irritiert an. «Über Gutiérrez?»
    Tron griff zu dem Umschlag mit den Photographien, die  auf dem Tisch gelegen hatten. «Das eine ergibt sich aus diesen Photographien hier.» Er zog die Bilder aus dem Umschlag und legte sie neben die Sherrykaraffe.
    Maximilian wurde bleich. Er betrachtete die Photographien lange, ohne ein Wort zu sagen. Als er schließlich sprach, hörte sich seine Stimme an, als würde Kreide über eine Tafel kratzen. «Woher stammen diese Photographien?»
    «Aus Puccis Atelier», sagte Tron. «Sie befanden sich in einem Versteck.» Dass sie die Photographien rein zufällig gefunden hatten, erwähnte er nicht.
    Maximilian sagte: «Also hatten Pucci und Gutiérrez eine kurze Geschäftsbeziehung.» Es war klar, was er meinte.
    «Der Botschafter wird vermutlich sofort gezahlt haben. In seiner Position blieb ihm gar nichts anderes übrig.» Der Erzherzog blickte unglücklich zu Tron hinüber und streckte automatisch die Hand nach der Karaffe aus. Dann fragte er: «Was wissen Sie noch über Gutiérrez, Commissario?»
    Tron sah den Erzherzog aufmerksam an. «Dass er angeblich für die Juaristas arbeiten soll.»
    «Dieses Gerücht kenne ich.» Maximilian zog den Glas stöpsel aus der Karaffe. «Wer sagt das?»
    «Ein Priester, den Bischof Labattista aus diesem Grund  nach Venedig geschickt hat.»
    «Pater Calderón. Ich weiß. Der Bischof hat mich darü ber informiert.»

    «Halten Sie es für möglich?»
    «Ich halte grundsätzlich alles für möglich, Commissario.
    Aber falls der Verdacht zutrifft, hätte Gutiérrez in der Tat ein Interesse an den Photographien, auf denen ich zu sehen bin. Die Juaristas würden sich die Finger danach lecken.»
    Maximilian verstummte, starrte den Tisch an und sagte  dann: «Jedenfalls wusste der Botschafter von meiner Verbindung mit Signorina Slataper.»
    «Woher wissen Sie das?»
    «Weil ich Signorina Slataper auf einem Ball kennen gelernt habe, den auch Gutiérrez besuchte.» Maximilian lä chelte sarkastisch. «Er konnte sich also denken, dass man mich genauso erpressen würde, wie man ihn erpresst hat.»
    Tron hob die Augenbrauen. «Also nahm Gutiérrez Kon takt mit Pucci auf und machte ihm das Angebot, diese Photographien zu kaufen.»
    Maximilian nickte. «Und der könnte sie ihm dann verkauft haben.»
    «Es gab nur ein Problem», sagte Tron. «Signorina Slataper wusste, was hier gespielt wurde. Und sie war irgendwann nicht länger bereit mitzuspielen.»
    «Deshalb hat sie mich um eine Zusammenkunft gebeten.»
    Tron senkte das Kinn. «Das muss sie Pucci erzählt haben. Und als Pucci nicht mehr weiterwusste, hat er Gutiérrez eingeschaltet.»
    «Der ihr wahrscheinlich Geld angeboten hat», mutmaßte  Beust.
    «Aber erfolglos», sagte Tron. «Sonst wäre Signorina Slataper noch am Leben.»
    Maximilian schenkte sich ein weiteres Glas Sherry ein.
    «Wollen Sie damit sagen, dass

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