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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Gutiérrez Signorina Slataper daraufhin getötet hat?»
    Tron hob die Schultern. «Ich könnte mir vorstellen, dass Gutiérrez noch einen letzten Versuch unternommen hat, Signorina Slataper umzustimmen. Er hat sie in der Mordnacht nach Hause begleitet.»
    «Und woher wissen Sie das?» Der Erzherzog sah Tron  verblüfft an.
    «Ein Zeuge hat die Signorina und Gutiérrez zusammen  gesehen», sagte Tron. «Mir hat Gutiérrez gesagt, dass er sofort ins Danieli gegangen sei, nachdem er die Signorina an der Haustür abgesetzt hat. Wir wissen aber, dass er in Wahrheit erst drei Stunden später wieder im Hotel war.»
    «Und warum hat mich Pucci nach dem Tod von Signorina Slataper mit den Photographien erpresst?»
    «Weil er Geld brauchte, um aus Venedig zu verschwinden. Er musste damit rechnen, dass wir früher oder später auf ihn stoßen würden und dann der Verdacht auf ihn fallen würde. Vermutlich hat Gutiérrez ihn in seinem Vorhaben, zu verschwinden, bestärkt. Immerhin wusste Pucci, dass es der Botschafter war, der Signorina Slataper getötet hatte.»
    «Was für einen Grund hatte er dann, Pucci zu erschie ßen?»
    «Pucci wollte mir gerade den Namen des Mörders verraten, als ihn der Schuss traf. Gutiérrez muss gelauscht und rechtzeitig eingegriffen haben.»
    «Wohin wollte Pucci eigentlich mit seinem sandalo? »
    «Vermutlich auf eine der Inseln in der nördlichen Lagune. Das ist ein riesiges Gebiet, das aus Hunderten von  schilfbewachsenen Inseln besteht. Da kann sich ein Mann wochenlang verstecken, ohne entdeckt zu werden.»
    Maximilian sah Tron gespannt an. «Was haben Sie vor,  Commissario?»
    «Gutiérrez morgen zu besuchen. Ihm die Photographien  vorzulegen und ihn zu fragen, ob er ein Alibi für gestern Nacht hat.»
    «Und wenn er sich weigert, mit Ihnen zu reden?» Maximilian machte ein skeptisches Gesicht.
    «Das wird er nicht, nachdem er die Photos gesehen hat», sagte Tron. «Der Botschafter wird den dringenden Wunsch haben, dass diese Photos aus dem Verkehr gezogen werden.
    Und die Photographien habe ich. »
    Maximilian beugte sich über den Tisch. Er sah Tron  nicht an, als er sprach. «Und was wäre Ihr Preis für diese Photographien?»
    Auf einmal begriff Tron, welcher Preis Maximilian vor—  schwebte. Er begriff auch, dass Maximilian wollte, dass er, Tron, es aussprach.
    Tron räusperte sich. «Ich könnte ihm einen Tausch vorschlagen», sagte er langsam. «Die fünftausend Lire in Gold und die Photos, die er gestern Nacht mitgenommen hat, gegen die Photographien, die ihn zusammen mit Anna Slataper zeigen.»
    Maximilian lächelte. «Sie könnten bei dieser Gelegenheit durchblicken lassen, dass Sie die Ermittlungen nach einiger Zeit einstellen werden.»
    Ich könnte außerdem durchblicken lassen, dachte Tron,  was mein Preis dafür ist. Er räusperte sich. Dann richtete er sich in seinem Sessel auf und sagte mit fester Stimme: «Das würde meiner Berufsauffassung widersprechen, Hoheit.»
    Dieser Satz würde dem Erzherzog zu denken geben. Tron  musste ein Grinsen unterdrücken.
    Er sah, wie Maximilian sein Glas abstellte, sich erhob  und mit steifen Schritten zu einem der Kajütfenster ging.
    Der Erzherzog taumelte ein wenig, was aber auch daran  liegen konnte, dass die Bugwelle eines Raddampfers, der  gerade aus dem Giudecca-Kanal kam, die Novara einen Augenblick lang zum Schaukeln brachte.
    Ein paar Minuten lang blieb Maximilian bewegungslos  vor dem Kajütfenster stehen. Schließlich drehte er sich um und sagte ernst: «Ich will nur die Photographien.» Dann fing er plötzlich an zu lachen.
    Erst grinste Tron.
    Dann nickte er.

31

    So wie der Botschafter an seinem Schreibtisch saß, die Augen starr auf die Photographien gerichtet, die vor ihm auf der Tischplatte lagen, hätte man ihn fast bedauern können.
    Gutiérrez hatte Tron den Stuhl auf der anderen Seite  seines Schreibtisches angeboten, und Bossi stand, wie beim letzten Mal, zwei Schritte hinter Tron. Vom Campanile hatte es gerade fünf geschlagen, und auf dem Weg von der questura ins Danieli war der Nebel plötzlich so undurchdringlich geworden, dass Tron die Bedenken vieler Fremder, an solchen Tagen ihr Hotel zu verlassen, nachvollziehen konnte. Für Typen wie Gutiérrez allerdings konnte der Nebel nie dicht genug sein.
    Der schob jetzt die Photographien, die er ein paar Minuten lang regungslos betrachtet hatte, mit einer energischen Handbewegung zusammen. «Würden Sie mir verraten, wie Sie in den Besitz dieser Bilder

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