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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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sich in regelmäßigen Abständen mit der Frau des amerikanischen Konsuls getroffen haben.»
    Gutiérrez griff nach einem silbernen Zigarettenetui, das auf seinem Schreibtisch lag. «Es ging bei diesen Treffen nicht um Politik, Commissario», sagte er.
    Tron ließ Gutiérrez Zeit, eine Zigarette aus dem Etui zu holen und sie anzuzünden. «Und worum ging es?»

    Gutiérrez schwieg. Er blickte von Tron zu Bossi, dann  wieder zurück zu Tron, so als könne er in Trons Gesicht lesen, welche Folgen seine Antwort für ihn haben könnte.
    Schließlich seufzte er und sagte: «Wir hatten eine Beziehung, von der selbstverständlich weder meine Frau noch der Heilige Stuhl etwas wissen durfte. Ich bin auch in der Nacht, in der Anna Slataper ermordet wurde, bei Mrs. Bennet gewesen. Vermutlich haben Sie bereits herausgefunden, dass ich erst kurz nach elf wieder im Hotel war.»
    Tron lächelte. «Das haben wir in der Tat. Und wir wissen ebenfalls, dass Sie Grundstückskäufe in der Sonora getä tigt haben, von denen Sie nur dann profitieren würden,  wenn die Juaristas siegen würden.»
    Gutiérrez lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und stieß eine Rauchwolke aus. «Woraus Sie schließen, dass ich aufseiten der Juaristas stehe. Richtig?»
    «Allerdings.»
    Gutiérrez lächelte matt. «Ich nehme an, Sie haben diese Information von Pater Calderón.»
    Tron machte eine unbestimmte Handbewegung, die  weder Zustimmung noch Ablehnung signalisierte.
    «Ich kann Ihnen versichern», sagte Gutiérrez, «dass es  sich dabei um ein reines Gerücht handelt, das die Kirche gezielt verbreitet. Pater Calderón ist ein Fanatiker. Genauso wie Bischof Labattista. Der Bischof befürchtet offenbar, dass ich seine Position in der Frage der Kirchengüter nicht nachdrücklich genug unterstütze. Deshalb hat er dieses Gerücht in die Welt gesetzt. Die katholische Kirche sieht sich im Moment in der Rolle eines Märtyrers. Pater Calderón und Bischof Labattista wittern überall Verrat.» Gutiérrez beugte sich über den Tisch und sah Tron an. «Ich bin nicht der Mann, den Sie suchen, Commissario.»

    «Die Suche nach dem Täter ist nur ein Aspekt dieser  Angelegenheit, Exzellenz. Es geht dem Erzherzog nicht in erster Linie um eine Strafverfolgung.»
    Gutiérrez brachte es fertig, arrogant zu gähnen. «Die sich ohnehin schwierig gestalten würde, Commissario, da ich diplomatische Immunität genieße.»
    «Das ist mir bewusst, Exzellenz. Aber ein Bericht des  Polizeipräsidenten, der als Anhang die Photographien  enthält, dürfte für beträchtlichen Wirbel sorgen.»
    «Und worum geht es dem Erzherzog?» Gutiérrez zog an  seiner Zigarette. «Ich meine, wenn es ihm nicht um eine Strafverfolgung geht?»
    «Um die Photographien, die Seine Hoheit mit Anna Slataper zeigen», sagte Tron. Dann setzte er noch hinzu: «Und um die Summe, die gestern Nacht verschwunden ist.»
    Gutiérrez hob spöttisch die Brauen. «Unterstellen Sie  mir allen Ernstes, dass ich Pucci ermordet habe?»
    «Ich unterstelle überhaupt nichts, Exzellenz. Ich weise nur auf das große Interesse hin, dass der Erzherzog an diesen Photographien hat.» Tron beugte sich über den Tisch und sah Gutiérrez aufmerksam an. «Wenn Exzellenz uns behilflich sein könnten, in den Besitz dieser Photographien und des verschwundenen Geldes zu gelangen, würden wir Exzellenz im Gegenzug unsere Photographien überlassen.
    Mein Bericht würde den Namen Seiner Exzellenz nicht  erwähnen.»
    Gutiérrez nahm eine der Photographien, die immer  noch vor ihm auf dem Schreibtisch lagen, in die Hand und betrachtete sie mit ausdrucksloser Miene. Schließlich sagte er: «Eine elegante Lösung, ohne Frage. Es gibt nur ein Problem dabei, Commissario.»
    «Und welches?»

    «Ich bin weder im Besitz der Photographien noch im  Besitz des Geldes.» Gutiérrez legte die Photographie auf den Tisch zurück und seufzte.
    «Und wer könnte im Besitz dieser Photographien sein?»
    Trons Frage war ironisch gemeint, aber Gutiérrez zog es offenbar vor, sie ernst zu nehmen. Oder so zu tun, als würde er sie ernst nehmen. Er machte ein nachdenkliches Gesicht. «Ich frage mich, welche Rolle Pater Calderón in dieser ganzen Angelegenheit spielt», sagte er langsam.
    Tron zog die Stirn kraus. «Wie meinen Sie das?»
    «Haben Sie den Pater mal gefragt, wo er sich in der Mordnacht aufgehalten hat?»
    «Pater Calderón mag Ansichten haben, die ein wenig  streng sind», entgegnete Tron. «Was Exzellenz da unterstellen, ist

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