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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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käme. Aber dann hat dieser Jemand beschlossen, das Geschäft auf eigene Rechnung zu machen.»
    «Sie meinen, es ging ihm nur um das Geld?» Der Kapitänleutnant sah Tron skeptisch an.
    Tron schwieg ein paar Sekunden. Dann sagte er: «Vielleicht kam es ihm vor allem auf die Photographien an. Wie dem Mörder Anna Slatapers.» Er erhob sich ebenfalls. «Aber wir sollten aufhören zu spekulieren. Erst müssen wir herausfinden, um wen es sich bei dem Toten handelt.»

    Dr. Lionardo meldete sich wieder zu Wort. «Das kann  ich Ihnen sagen, Commissario.»
    Tron gab sich keine Mühe, seine Überraschung über  diese Mitteilung zu verbergen. «Sie kannten den Mann?»
    Dr. Lionardo nickte.
    «Und wer ist es?»
    «Ettore Pucci. Er hat sein Studio am Campo San Barnaba. Direkt neben der Kirche. Ich sehe ihn immer morgens.»
    Tron erinnerte sich daran, dass Dr. Lionardo an den  Fondamenta Gherardini wohnte, die auf den Campo San  Barnaba mündeten. Die Frage war überflüssig, aber er  stellte sie trotzdem. «Um was für ein Studio handelt es sich dabei?»
    «Er ist Photograph», sagte Dr. Lionardo. Dann fügte er  noch etwas Interessantes hinzu. «Pucci war früher Priester.»
    «Was wissen Sie sonst noch über ihn?», erkundigte sich  Beust.
    Dr. Lionardo zuckte die Achseln. «Nicht viel. Nur dass  er seine Soutane wegen irgendeiner Geschichte ausziehen musste und dass er angeblich, äh …» Der dottore zögerte einen Moment, dann grinste er. «Dass er angeblich pikante Photographien macht.»
    Ja, dachte Tron, pikante Photographien, das trifft es.
    Plötzlich war er todmüde. Die Beule auf seiner linken  Schläfe meldete sich mit einem leisen Pochen und erinnerte ihn daran, dass er bereits seit sieben Uhr auf den Beinen war. Die knappen zwei Stunden, die er bewusstlos auf dem staubigen Fußboden verbracht hatte, ließen sich kaum als erholsames Nickerchen bezeichnen. Tron konnte nicht anders: Er gähnte – mit offenem Mund und so laut, dass  Dr. Lionardo und Bossi ihm einen erstaunten Blick zuwarfen. Dann streckte er sich und stellte sich auf die Zehenspit zen, bis das Rückgrat knackte. Als er sprach, war er entsetzt darüber, wie zittrig sich seine Stimme anhörte.
    «Ich will», sagte Tron zu Bossi, «dass diese Räume für  die nächsten vierundzwanzig Stunden gesichert werden.» Er drehte sich zu Dr. Lionardo. «Sind Sie fertig, dottore! »
    Dr. Lionardo beschränkte sich darauf, zu nicken und  seinen beiden Leichenträgern, die rauchend an der Tür gestanden hatten, einen Wink zu geben.
    Tron, bereits im Begriff zu gehen, wandte sich an Bossi.
    «Und Sie treiben einen Photographen auf, der diese Schrift an der Wand photographiert.»
    Ein Vorschlag, der Bossi schlagartig in Begeisterung versetzte. Sein Gesicht leuchtete förmlich auf, als er sagte: «Ich wollte ohnehin anregen, dass wir eine neue Planstelle einrichten. Wir brauchen einen Polizeiphotographen, Commissario. Gute Tatortphotographien» – Bossi schwelgte geradezu in diesem Wort – «würden die Spurensicherung optimieren und die Indizienketten erhärten.»
    Spurensicherung optimieren und Indizienketten erhärten. Tron fragte sich, ob alle jungen Polizeibeamten inzwischen so geschwollen daherredeten. Vielleicht sollte auch er gelegentlich sein Vokabular erneuern.
    Bossi, immer noch in Schwung, fuhr fort. «In Paris ist es inzwischen üblich …»
    «Danke, Bossi.» Tron winkte ab. «Ich kenne den Artikel  aus dem Grazer Polizeiboten. Aber vermutlich hält Spaur das alles für neumodischen Firlefanz.» Nein – nicht vermutlich, sondern mit Sicherheit. Der Polizeipräsident würde nicht einmal darüber nachdenken.
    Tron drehte sich um, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Es war Beust, dessen Lippen zitterten, als er fragte: «Was haben Sie vor, Commissario?»

    Ach, richtig. Tron hatte über der Leiche und der  Schrift an der Wand völlig vergessen, dass es ursprünglich darum gegangen war, kompromittierende Photographien aus dem Verkehr zu ziehen. Tron konnte sich gut vorstellen, wie dem Kapitänleutnant zumute war. Maximilian zu eröffnen, dass sowohl die fünftausend Lire als auch die Photographien verschwunden waren, dürfte kein Vergnü gen sein.
    Tron lächelte, um Beust zu zeigen, dass er, Tron, sich  gut in seine Situation versetzen konnte. Er sagte: «Ich habe vor, mindestens sechs Stunden zu schlafen und anschließend zusammen mit Sergente Bossi das Studio von Pucci zu durchsuchen.»
    Beusts Antwort klang matt und

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