Venezianische Versuchung
Puls beschleunigte sich, und er hörte, wie Janes Atem immer heftiger ging. Jetzt umfasste er ihre Hüften, schob das Hemdchen ein wenig nach oben, fuhr mit den Fingerspitzen über ihre weiche, samtene Haut. O Gott, wie gut sich das anfühlte! Haut auf Haut und dazu dieser wilde, berauschende Kuss!
Ich muss aufhören!
Himmel, er durfte nicht weitermachen! Jane wusste ja nicht, worauf sie sich einließ. Sie war klug und gebildet, aber sie hatte keine Ahnung von dem, was sich zwischen Mann und Frau abspielen konnte, wenn das Verlangen zu stark wurde. Sie war gänzlich unerfahren in dieser Hinsicht. Was wiederum hieß, dass er vernünftig sein musste.
Aber seine Vernunft schien sich in Luft aufzulösen. Er konnte nicht mehr klar denken. Er schmeckte Jane, fühlte Jane, roch Jane, konnte nichts anderes mehr wahrnehmen als Jane, Jane, Jane. Es war lange her, dass er einer Frau so nahe gewesen war. Und jene Frau in London hatte ihm nichts bedeutet. Jane hingegen bedeutete ihm alles. Es war unmöglich, sich von ihr zurückzuziehen.
Schließlich war sie es, die sich von ihm zurückzog. In ihren Augen lag ein verträumter Ausdruck, ihr Atem ging schnell, und ihr Herz raste. „Richard, mein Liebster“, flüsterte sie, „wie hätte ich weiterleben sollen, wenn ich dich verloren hätte?“
„Du wirst mich nie verlieren, mein Schatz“, gab er mit heiserer Stimme zurück.
Sie hielt einen Moment lang den Atem an, als Richard mit den Händen ihren Po umfasste und sie dann noch ein Stückchen tiefer wandern ließ, um ihre Oberschenkel sanft auseinanderzudrücken. Er begann, sie zu streicheln.
„Oh …“ Sie klammerte sich an ihn. „Das ist … schön.“
Es war weitaus besser als schön. Das stand außer Zweifel. Ihre Erregung wuchs im gleichen Maß wie seine. Richard empfand eine leise Verzweiflung darüber, dass er – wie er sich plötzlich erinnerte – als Gentleman nicht tun durfte, was er sich mehr als alles andere wünschte. Das Blut rauschte in seinen Ohren, sein Herz hämmerte, so als sei er gerade die lange Treppe zum Glockenturm am Markusplatz hinaufgerannt.
Dass Jane zuerst zögernd, dann mit wachender Entschlossenheit ihre Hand in seinen Morgenmantel geschoben hatte und nun seinen Körper ebenfalls liebkoste, machte die Sache nicht leichter.
„Denk an deine Verletzung“, flüsterte sie atemlos.
Er hätte seine Leben darauf verwettet, dass sie noch jungfräulich war und nicht wirklich wusste, was er tat. Dieses Wissen hätte genügen müssen, um jeden Mann von Ehre zum Einhalten zu bewegen. Doch tatsächlich geschah genau das Gegenteil. Er konnte an nichts anderes mehr denken, als dass sie die Seine werden würde, die Seine für immer und alle Zeiten.
Er zwang sich, Jane an anderen Stellen zu streicheln, während er gleichzeitig ihr Gesicht, ihren Hals und ihre Schultern mit kleinen Küssen übersäte. Doch schon bald fand er wieder jene süße Stelle zwischen ihren Beinen, bei deren Berührung Jane laut einatmete, die Augen schloss und ihre Wange fest an seine Schulter presste. Mit einer Hand hielt sie das Leinen seines Nachthemds umklammert.
„Lieber …“ Sie drängte sich an ihn, fand ihren Rhythmus. Da es ihr an Erfahrung fehlte, bewegte sie sich ein wenig ungeschickt. Doch ihm erschien es reizvoller als alles, was er je erlebt hatte. „Richard, ich … Oh! O bitte!“
Während sie ihn um etwas anflehte, das sie nicht in Worte fassen konnte, empfand er eine tiefe Verdrossenheit und doch gleichzeitig auch große Freude darüber, dass er diese Erfahrung mit Jane machen konnte. Wie vollkommen war diese Frau, wie begehrenswert und unerreichbar! „Mein Gott, Jane“, murmelte er, „o mein Gott …“ Zumindest wusste er jetzt, dass sie sich ebenso sehr nach ihm verzehrte wie er sich nach ihr.
Sie schmiegte sich an ihn, hielt still, ohne dass sich ihr Atem und ihr Herzschlag beruhigten. „Ich hätte …“, begann sie. „Ich meine, du solltest … Ach, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken kann. Wir …“
Lange würde er es nicht mehr aushalten! Er spürte, wie seine Ehre, die er immer so hoch gehalten hatte, an Wichtigkeit verlor. Gleich würde er sich auf Jane stürzen, sie würden auf dem Fußboden landen und dann … Nein, das durfte nicht geschehen! Niemals! Er hob sie hoch, trug sie zum Bett, legte sie vorsichtig auf die weichen Kissen und sah, wie sie die Augen aufriss.
„O Richard!“ Sie starrte in den Spiegel, der an der Decke angebracht war. „Das ist außerordentlich
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