Venezianische Versuchung
mir abwenden.“ Sie zuckte mit den Schultern.
Richard war, als habe er nie etwas Traurigeres erlebt. Wahrhaftig, sie versuchte, ihm den vermeintlichen Rückzug leicht zu machen, indem sie so tat, als träfe es sie nicht besonders, als habe sie nie etwas anderes erwartet. Aber es war ihm doch offensichtlich, wie sie gegen die Tränen ankämpfte und wie sie ihre Finger in den weichen Stoff des Kopfkissens grub.
Das gab den Ausschlag. Wenn er jetzt tat, was seine Ehre von ihm verlangte, dann würde er Janes Selbstbewusstsein nachhaltig beschädigen. Er konnte ihr nicht wehtun. Er liebte sie. Er liebte sie mehr als alles auf der Welt. Das musste genügen, um sein Gewissen zu beruhigen.
„Jane, Liebste, ich werde mich nicht von dir abwenden. Niemals! Das schwöre ich bei meinem Leben. Ich werde bei dir bleiben, und zwar für immer.“
Sie antwortete nicht. Doch in ihren Augen flammte ein Hoffnungsschimmer auf. Während sie das Kissen noch immer an die Brust presste, beobachtete sie, wie er sich seines Nachthemdes entledigte.
Er schämte sich nicht. Er war ein gut gebauter und für sein Alter sehr attraktiver Mann. Das wusste er, und darauf war er stolz. Trotzdem erschrak er ein wenig, als er hörte, wie sie scharf einatmete. Vor Schreck? Vor Überraschung? Vor Bewunderung?
„Ich habe keine Angst!“, erklärte sie, als wolle sie seine unausgesprochene Frage beantworten.
„Dann brauchst du das Kissen nicht, um dich gegen mich zur Wehr zu setzen“, erwiderte er und nahm es ihr aufmunternd lächelnd aus den Händen.
Sie begann zu lachen. „Ich würde dich niemals schlagen. Nicht einmal mit einem weichen Daunenkissen.“
Er legte ihr die unverletzte Hand auf die Hüfte und begann, sie zu streicheln.
„Wenn du mich wieder so küssen und liebkosen würdest wie vorhin, könnte ich nicht einmal daran denken, mich gegen dich zur Wehr zu setzen“, flüsterte sie.
„Hm, gut …“ Er küsste sie sanft, spürte zufrieden, wie sie sich entspannte, und zog sie näher, damit sie sich daran gewöhnen konnte, wie es war, wenn ihre nackten Körper sich berührten.
„Oh …“, hauchte sie, als er mit den Fingern wieder jene Stelle fand, von der diese wunderbaren Gefühle ausstrahlten. „O bitte, hör nicht auf. Ich werde mutig sein.“
„Das weiß ich, meine süße, tapfere Jane.“
„Richard, mein Liebster …“ Wie wundervoll es war, solche Worte zu sprechen und zu hören!
Sanft drückte er ihre Knie auseinander. Gleich darauf spürte sie seine Männlichkeit an der Innenseite ihrer Oberschenkel. Ihr war klar, was als Nächstes geschehen würde. Sie verfügte zwar über keinerlei Erfahrungen auf diesem Gebiet, sie war unschuldig, aber sie war nicht gänzlich unwissend.
Ich will Richard vertrauen, beschloss sie, in diesem wie auch in allem anderen, ja, ich will ihm vertrauen.
Nicht einen Moment lang zweifelte sie an seinen moralischen Grundsätzen. Er würde sich niemals damit brüsten, dass er sie entjungfert hatte. Er würde sie nicht ruinieren. Deshalb konnte sie ihm freiwillig all das geben, was er sich wünschte. Ihre Unschuld war ein großes Geschenk, aber er hatte dieses Geschenk verdient.
Jetzt begann Richard, sie auf eine Art zu verwöhnen, die sie alles vergessen ließ. Ihr Verlangen wuchs. Ah, was war das für eine seltsame, unbekannte, wundervolle Spannung, die sich in ihrem Körper aufbaute? O Gott, wie sehr sie sich nach Richard sehnte! Ich liebe ihn, dachte sie in dem Augenblick, da sie ihm ihre Hüften entgegenhob. Ihr Atem kam in kurzen heftigen Stößen. Mit den Händen hielt sie Richards Schultern umklammert. Ich liebe ihn, wiederholte sie in Gedanken.
„Du musst jetzt tapfer sein“, flüsterte er ihr ins Ohr. Dann legte er sich behutsam auf sie, und dort, wo er sie eben noch liebkost hatte, spürte sie nun etwas anderes.
So groß, schoss es ihr durch den Kopf, es wird wehtun.
Doch da drang er bereits in sie ein, und sie stieß einen kleinen Schmerzensschrei aus.
„Es ist schon vorbei, mein Schatz“, tröstete er sie und rührte sich einen Moment lang nicht. „Gleich wird es besser. Hab keine Angst.“
Sie nickte. Hatte sie nicht eben erst beschlossen, ihm zu vertrauen?
Und tatsächlich, als er jetzt begann, sich vorsichtig zu bewegen, tat es nicht mehr weh. Im Gegenteil, die wundervolle Spannung, die sie schon zuvor verspürt hatte, baute sich erneut auf, wuchs und wuchs und entfachte in ihrem Unterleib ein Feuer, wie sie es nie gekannt hatte. Erst zögerlich, dann immer
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