Venezianische Versuchung
donnerte er.
Mit einem Ruck befreite sie sich aus seinem Griff. „Ich verstehe sehr gut, dass du zornig bist, Richard, aber …“
„Du verstehst das?“, unterbrach er sie. „Dann erkläre es mir. Denn ich verstehe es überhaupt nicht.“
Sie musterte ihn nachdenklich. Hatte er vielleicht bereits zu viel Brandy getrunken? Warum sonst sollte er sich so merkwürdig aufführen? „Bitte“, meinte sie beruhigend, „du schadest dir selbst, wenn du dich so aufregst.“
„Ich schade mir selbst? Wie kannst du so etwas sagen, nachdem dieser Abend so unglaublich schlecht verlaufen ist? O verflucht, ich hatte mir alles so schön vorgestellt! Und dann …“ Er unterbrach sich und starrte sie wortlos an.
Da endlich begriff sie. „Es tut mir so leid, Richard“, flüsterte sie. „Ich habe alles falsch gemacht, nicht wahr? Du hattest dir etwas Wunderbares ausgedacht, um mir eine Freude zu machen. Und ich verlange von dir, dass wir den Ridotto vorzeitig verlassen.“
„Du hast alles falsch gemacht? Du, Jane?“, wiederholte er ungläubig. „Wie hättest du, die du so vollkommen bist, wie eine Frau nur sein kann, alles falsch machen können?“
Verwirrt schaute sie ihn an. Sie selbst fand sich ganz und gar nicht vollkommen. Er hingegen war ein Mann, wie jede Frau ihn sich erträumte: ein Duke mit goldblondem Haar, breiten Schultern und lachenden Augen; ein Gentleman mit einem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein und einem großen Herzen. „Ich bin nicht vollkommen“, sagte sie leise.
„O doch“, entgegnete er. Nie zuvor hatte er etwas so ernst gemeint. „Für mich bist du vollkommen.“
Sie schüttelte den Kopf. Und als sie zu sprechen versuchte, bebte ihre Stimme. „Wenn ich daran denke, welches Risiko du eingegangen bist, um …“
„Um dich zu beschützen?“, beendete er den Satz. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, er drückte Jane näher an sich und schob eine Hand in ihren Morgenmantel. Es war noch nicht lange her, dass er ihren in ein enges Korsett eingezwängten Körper in den Armen gehalten hatte. Doch so, wie sie sich jetzt anfühlte, gefiel sie ihm viel besser. Nur ein dünnes Hemdchen lag jetzt zwischen seiner Hand und ihrer warmen weichen Haut. „Ah …“, seufzte er. Seit sie in jener ersten Nacht in ihrem Nachtgewand vor ihm gestanden hatte, hatte er sich gewünscht, sie so zu berühren. Immer wieder hatte er sich ausgemalt, wie wundervoll es sein würde. Nun stellte er fest, dass seine kühnsten Fantasien von der Realität übertroffen wurden. Jane zu berühren war noch viel schöner, als er es sich jemals vorgestellt hatte.
„Ich würde Drachen töten, um dich zu retten“, murmelte er.
„Es sind nicht die Drachen, die mir Angst machen.“ Sie ließ ihre Finger sanft über seine Brust gleiten. Sie konnte spüren, wie sein Herz schlug. Langsam legte sie den Kopf in den Nacken.
Da endlich küsste Richard sie.
Eigentlich hatte er ihr nur einen kleinen Kuss geben wollen, um so ihre Ängste zu zerstreuen. Denn sie zitterte noch immer, wie er jetzt deutlich fühlen konnte. Das war nicht der richtige Augenblick für leidenschaftliche Zärtlichkeiten, die einen Mann dazu bringen konnten, alles um sich herum zu vergessen. Ja, nur ein kleiner ermutigender, beruhigender Kuss. Denn Jane erschien ihm in dieser Nacht sehr zerbrechlich zu sein.
So ehrbar und fürsorglich seine Gedanken waren, so wenig umsetzbar waren sie. Es war ihm nämlich entfallen, dass Jane eine Frau war, die sich durchaus in der Lage sah, selbst die Initiative zu ergreifen.
Sobald er mit seinen Lippen die ihren berührte, schlang sie die Arme um seinen Nacken. Ihr Mund war weich, süß und drängend. Ihr Kuss war genauso verführerisch und berauschend, wie er es in Erinnerung hatte. So kam es, dass Richard keinerlei Widerstand aufbrachte, als Jane begann, seinen Mund mit der Zunge zu erforschen. Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis er ihre Zärtlichkeiten mit einer Leidenschaft erwiderte, die er nach seiner Verletzung für unmöglich gehalten hatte.
Der Gürtel ihres Morgenmantels löste sich, und Richard schob ihr das Kleidungsstück von den Schultern. Kurz ließ sie ihn los, befreite die Arme von den Ärmeln, und schon fiel der Mantel zu Boden. Jane seufzte auf und schmiegte sich erneut an ihn. Durch den dünnen Stoff ihres Hemdchens konnte Richard deutlich ihre Brüste spüren. Das war genug, um ihn alle Schmerzen vergessen zu lassen. Wie von selbst begannen seine Hände, Janes Körper zu erkunden.
Sein
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