Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
Vom Netzwerk:
reichen können.
    Di Rossi hatte sie absichtlich in die Irre geführt!
    Vor Angst begann ihr Herz zu rasen. Sie ließ den Arm des Venezianers los und wollte zurück zur Tür laufen. Doch ihr Begleiter war schneller. Er trat ihr in den Weg und schloss die Hände um ihre Taille.
    „Bitte, Signore“, stieß sie hervor, „lassen Sie mich gehen!“
    „Aber, cara mia, das wollen Sie doch gar nicht“, flüsterte er. „Hören Sie auf Ihr Gefühl! Es sagt Ihnen, dass Sie nicht diesen Engländer, sondern in Wirklichkeit mich wollen, nicht wahr? Ja, mein Täubchen, Sie gehören mir!“
    Er drückte sie rückwärts, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß.
    Jane begann zu kämpfen. Die Hände zu Fäusten geballt schlug sie wieder und wieder gegen di Rossis Brust. Doch ihn schien das nicht im Geringsten zu stören. Mit Leichtigkeit gelang es ihm, sie festzuhalten. Alles, was sie erreichte, war, dass er seinen Hut verlor und die Maske schief hing.
    Jetzt konnte sie sein Gesicht sehen. Und dessen Ausdruck machte ihr noch mehr Angst. Sie hob den Arm, um ihn erneut zu schlagen. Doch diesmal griff er nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest. Mit der anderen Hand schob er ihren Schleier beiseite, umfasste ihr Kinn und küsste sie. Dabei ging er so hart und rücksichtslos vor, dass Jane einen Moment lang der Atem stockte. Ihr wurde übel, und sie begann sich erneut mit aller Kraft zur Wehr zu setzen. Doch vergeblich, es gelang ihr nicht einmal, den Kopf zur Seite zu drehen. Hilflos war sie dem sie bedrängenden di Rossi ausgeliefert.
    Vor lauter Angst befürchtete sie, in Ohnmacht zu fallen. Doch dann plötzlich kam ihr eine Idee. Ihre Kopfbedeckung war mit ein paar langen Nadeln befestigt. Mit der freien Hand konnte sie eine dieser Nadeln herausziehen. Jane nahm all ihren Mut zusammen und stieß die Spitze in di Rossis Unterarm.
    Er schrie vor Schmerzen laut auf, begann zu fluchen und ließ sie tatsächlich los.
    Die Gelegenheit ergreifend, rannte sie zur Tür und in den nächsten Raum. Jetzt war sie froh, dass er voller Menschen war, denn schon nach wenigen Schritten würde der Signore sie nicht mehr sehen können. Ihr war, als höre sie ihn ihren Namen rufen. Doch sie blieb nicht stehen.
    In ihrer Eile stolperte sie und blieb mit dem Absatz im Saum ihres Kleides hängen. Der Stoff riss, doch sie eilte, so schnell sie konnte, weiter. Sie stieß mit jemandem zusammen und entschuldigte sich nicht einmal. Ihr Herz raste, Tränen standen ihr in den Augen, und sie rang nach Atem. Sie musste Richard erreichen, ehe di Rossi sie einholte!
    Endlich – es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, obwohl sie doch nur einen überfüllten Raum durchquert hatte – erblickte sie die Tür zum Spielsaal vor sich. Sie stürzte hindurch. Richard würde sie beschützen!
    Und dann wurde ihr die Absurdität ihrer Gedanken bewusst. Richard war bewaffnet. Sie hatte gesehen, dass er seinen Degen trug. Wenn er erfuhr, dass di Rossi sie schon wieder belästigt hatte, würde sein Temperament zweifellos mit ihm durchgehen. Er würde den Venezianer angreifen. Diese Vorstellung jagte ihr beinahe mehr Angst ein als di Rossis Übergriff. O Gott, sie konnte nicht riskieren, dass Richard eine Dummheit machte, deren schreckliche Folgen kaum absehbar waren! Sie musste sich beruhigen! Sie durfte den Signore nicht erwähnen. Sie musste Richard mit irgendeinem Trick dazu bringen, den Ridotto sofort mit ihr zu verlassen.
    Gleich würde sie bei ihm sein. Der Münzhaufen vor ihm war in der Zwischenzeit weiter angewachsen, wie sie jetzt sehen konnte.
    Richard wandte sich um, so als habe er ihre Nähe gespürt, und lächelte ihr zu. Es war ein so warmes Lächeln, dass ihr erneut die Tränen in die Augen stiegen. „Da bist du ja, Jane“, sagte er, ehe er bemerkte, wie aufgeregt und verwirrt sie wirkte. Seine Stimme veränderte sich. „Was ist passiert, mein Schatz?“
    „Es tut mir so leid, Richard. Ich fühle mich nicht wohl. Können wir gehen?“
    „Ja, natürlich.“ Ohne auf die erstaunen Blicke zu achten, die der Bankhalter, der Croupier und seine Mitspieler ihm zuwarfen, sprang er auf. „Genug für heute“, teilte er ihnen auf Englisch mit. Und dann, zu dem Croupier gewandt: „Bitte, schicken Sie mir meinen Gewinn morgen in die Ca’ Battista.“
    Rasch übersetzte Jane. Woraufhin einer der Spieler laut protestierte: „Sie müssen uns wenigstens eine Revanche gewähren, die Chance, unsere Verluste zurückzugewinnen.“
    Richard, der sogleich begriff, was der

Weitere Kostenlose Bücher