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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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der andere fügte hinzu: „Sonst tot!“
    Richard hatte unterdessen festgestellt, dass die beiden klein und schwächlich wirkten. Er war allein, ja, aber er war größer und kräftiger als sie. Zudem erinnerte ihr Englisch ihn an die Seeleute, mit denen er auf der langen Überfahrt nach Italien zu tun gehabt hatte. Seeleute waren keine besonders guten Fechter. Also erklärte er ruhig: „Ich habe gewonnen. Aber ich trage meinen Gewinn nicht bei mir. Nur ein Narr würde das tun.“
    „Geld her oder tot!“, wiederholte der eine Gauner.
    „Gib ihm, was du bei dir hast“, bat Jane. Ihre Stimme klang seltsam schrill. „Ich will nicht, dass du den Helden spielst. Bitte!“
    „Bleib hinter mir, Jane!“, befahl er. Natürlich würde er nicht den Helden spielen. Er würde tun, was ein Gentleman zu tun hatte. Das war alles. „Fort mit euch, Gesindel!“, rief er drohend.
    „Signore, Sie wollen, dass wir diese Lady wehtun?“
    „Genug!“ Schwungvoll zog Richard seinen Degen. „Niemand bedroht eine Dame, die unter meinem Schutz steht!“
    In diesem Moment stürzten die beiden Schurken auf ihn zu. Metall stieß gegen Metall, als Richard geschickt ihre Waffen abwehrte. Erneut griffen sie an. Doch Richard war schneller. Er schnellte zur Seite, und statt sich zu verteidigen, ging er selbst zum Angriff über. Damit hatten die Kerle nicht gerechnet. Sie wichen zurück. Richard folgte ihnen. Ein heftiger Kampf entbrannte.
    Dies war kein elegantes Turnier, wie Aston es daheim so oft gefochten hatte. Aber sein Geschick half ihm. Die Angriffs- und Verteidigungstechniken, die er jahrelang praktiziert hatte, ließen sich auch hier in der dunklen Gasse einsetzen. Sicher erkannte er die Schwächen seiner Gegner und wusste sie auszunutzen. Er war geschickt, er war selbstbewusst, er verfügte über eine Menge Erfahrung, und er war stark. Obwohl er mit fast vierzig Jahren kein junger Mann mehr war, besaß er Kraft und Ausdauer.
    Eines allerdings erschwerte ihm den Kampf: Er wusste nicht, wie es Jane ging. War sie außer sich vor Angst?
    Die Sekunde, in der er sich nach ihr umschauen wollte, genügte, um einem der Gauner einen Angriff zu ermöglichen. Richard zuckte zusammen. Seine Hand war getroffen und begann heftig zu bluten. Zum Glück war es keine sehr schmerzhafte Verletzung. Neue Wut flackerte in ihm auf. Er sammelte sich, wehrte einen zweiten Angriff ab, stieß zu. Die Spitze des Degens drang durch den zerschlissenen Rock des Schurken. Ein Schrei! Der Dolch fiel dem Maskierten aus der Hand. Aus einer tiefen Wunde in der Brust blutend, taumelte der Mann rückwärts und sank schließlich unter Flüchen zu Boden. Während sein Komplize sich zurückzog, stöhnte der Verletzte laut und stieß immer wieder ein Wort hervor. „Misericordia!“
    Richard hatte noch nicht entschieden, was er tun wollte, als er zu seinem Erstaunen bemerkte, wie der andere Schuft zurückkehrte, unbewaffnet jetzt. Er beugte sich zu seinem Kameraden hinunter, zog ihn auf die Füße, stützte ihn und verschwand mit ihm in der Dunkelheit.
    „O Richard!“ Jane warf sich ihm in die Arme und umklammerte ihn mit aller Kraft. „Ich hatte solche Angst um dich. Wenn die beiden dich besiegt hätten …“
    „Das haben sie aber nicht. Mir ist nichts passiert.“ Irgendwie gelang es ihm, den Degen zurück in die Scheide zu schieben. Dann schloss er Jane beschützend in die Arme. „Mein Schatz, es ist alles in Ordnung.“
    Sie hob den Kopf. Und er sah, dass ihre Wangen nass von Tränen waren. Sie schluchzte. „Ich habe nicht vergessen, dass wir einander versprochen haben, jeden einzelnen Tag in Venedig zu genießen und nicht an die Zukunft zu denken. Aber wenn ich dich verloren hätte … Wenn du …“ Sie konnte nicht weitersprechen.
    „Es geht mir gut“, wiederholte er und strich ihr beruhigend über das Haar. „Komm, wir wollen uns auf den Heimweg machen.“
    Während er Jane zum Campo San Moise zurückführte, schaute er sich immer wieder um. Doch von den Gaunern war nichts zu sehen. Nur ein vergessener Dolch und eine blutige Spur würden am nächsten Tag Zeugnis von den Ereignissen dieser Nacht ablegen.
    Ob ich den Mann getötet habe? fuhr es Richard durch den Kopf. Der Kampf hatte ihn stärker erschöpft, als er erwartet hatte. Seine Hand schmerzte jetzt, und plötzlich fühlte er sich alt. Ja, er musste sich eingestehen, dass er kein junger Mann mehr war. Erleichtert sah er schließlich die Lichter des Campo vor sich.
    Jane bemerkte erst jetzt, dass er

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