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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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ich sonst heulen muss. Und wie ich bereits zu Summer gesagt habe, für heute habe ich genug Tränen vergossen.
    »Ich möchte unsere Ehe retten. Ich werde mich ändern, Fran, das verspreche ich«, sagt Richard eine Spur zu überschwänglich. »Ich werde nicht mehr so viel arbeiten und dafür mehr mit den Kindern unternehmen, und ich werde dir beweisen, dass du ein ganz besonderer Mensch für mich bist.« Er verstummt abrupt. »Das heißt, wenn du mich lässt ... Denkst du, wir können es wenigstens versuchen?«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Am liebsten würde ich JA! schreien. Andererseits würde ich Richard auch gerne schlagen. Und zwar richtig fest. Was glaubt der eigentlich? Dass ich einfach vergesse, dass er monatelang eine andere hofiert und gevögelt hat?
    Richard gleitet von seinem Hocker und geht ein paar Schritte auf mich zu. Dann greift er in seine Jackentasche und legt das Schmuckkästchen vor mich auf den Tisch.
    »Was ist das?«, frage ich überrascht – an mir ist wirklich eine Schauspielerin verloren gegangen.
    »Das ist für dich. Nur zu, mach es auf.«
    Ich klappe das Etui auf, und es verschlägt mir den Atem – und dieses Mal ist meine Überraschung nicht gespielt. Das ist kein Ring. Sondern ein winziges Mikrofon aus Silber. Ein Anhänger für ein Armband. Und er ist wunderschön. »Es ist bezaubernd, Richard. Wofür ist das?«
    »Nun, es ist ein Mikrofon. Ich dachte, das passt zu dir, zu deinem Talent, Cherie Blair und so.«
    »Äh, ja, das ist mir klar«, sage ich und kann mir gerade noch rechtzeitig »du Idiot« verkneifen. »Aber wofür?«
    »Weil ich Mist gebaut habe und weil ich dir etwas schuldig bin. Ich möchte dir etwas schenken, um dir zu zeigen, wie leid es mir tut. Und wie viel du mir bedeutest. Ich habe es heute Morgen gekauft. Deswegen bin ich zu spät gekommen.« Richard nimmt den winzigen Anhänger aus dem Etui und legt ihn in meine Hand. »Das müsste zu dem Armband passen, das ich dir zum Dreißigsten geschenkt habe«, sagt er.
    »Das habe ich doch im Skiurlaub verloren, Richard, schon vergessen?« Wie kann er das vergessen? »Du bist die Piste viermal abgefahren, um danach zu suchen. Ich wollte, dass du die Suche aufgibst, und dann bist du gestürzt und hast dir die Schulter ausgekugelt, und wir haben den restlichen Tag im Krankenhaus verbracht.«
    »Ja, jetzt fällt’s mir wieder ein«, sagt Richard leicht verlegen. Weil er sich an seinen Sturz erinnert oder weil er das mit dem Armband vergessen hat? Ich bin mir nicht sicher. »Gott, ich bin ein verdammter Idiot. Tut mir leid. Ich kann dir nicht einmal zeigen, wie sehr ich dich liebe, ohne es zu vermasseln.«
    Ich spüre Tränen in mir hochsteigen. Wegen seiner Offenheit? Weil er mir endlich sagt – beziehungsweise zeigt –, wie sehr er mich noch liebt? Ich weiß es nicht.
    »Ich werde den Anhänger an einer Kette tragen. Du hast mir damit eine große Freude gemacht, Richard, auch wenn ich kein Armband mehr besitze«, sage ich.
    Die Atmosphäre ist so geladen, dass es mir vorkommt, als wären wir beide von Kopf bis Fuß in Nylon gehüllt. Während Richard sich vorbeugt und seine Lippen sich den meinen nähern, spüre ich, wie ich eine Gänsehaut bekomme. Seine Arme umschlingen mich, und ich bin absolut bereit, mich von ihm küssen zu lassen ...
    Aber ich kann nicht. Ich weiß, dass Richard mich noch liebt, aber es gibt noch zu viele ungeklärte Gefühle. Was auch immer er sagt, ändert nichts an der Tatsache, dass er monatelang eine andere geküsst hat. Ich weiche vor ihm zurück.
    »Was ist?«, fragt er.
    »Tut mir leid, Richard. Der Anhänger ist wunderschön. Vielen Dank. Aber ich kann das jetzt nicht.«
    »Nein, mir tut es leid. Ich hätte nicht ...« Er verstummt und blickt verlegen auf seine Schuhe. »Es ist Samstagabend«, sagt er leise. »Sollen wir durch die Klubs ziehen?«
    Jetzt lächelt er, und ich erwidere sein Lächeln. »Ich glaube nicht. Aber ich habe Hunger, ich könnte glatt einen Bären verschlingen.«

11
 
    S abbat. Ein Ruhetag? Von wegen. Es herrscht Ausnahmezustand. Die Aula der Arlington-Grundschule wurde von einer Gruppe militanter Spendensammler eingenommen und in ein Kriegsgebiet verwandelt. Die Arlington-Road-Elterninitiative ist am Werk. Man sollte die Nation warnen.
    Ich stehe mitten in der Aula und versuche, das Treiben in mich aufzunehmen. Alle wuseln geschäftig herum. Stände werden aufgebaut. Wände werden mit Postern und Schildern geschmückt. Wimpel werden aufgehängt. Aber

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