Veni, Vidi, Gucci
wild auf Lernspiele, nicht wahr?«
Am liebsten würde ich ihr entgegnen – vorzugsweise während ich sie nebenher verprügle –, dass das Blödsinn ist, weil Kinder in diesem Alter sich am liebsten Murmeln in die Nase stecken, aber ich halte mich zurück.
»Das war eine nette Idee, Annabel, aber Sie hätten sich nicht solche Mühe machen müssen«, entgegnet Natasha. »Fabian spielt nämlich immer noch am liebsten mit den leeren Verpackungen. Ich dachte eigentlich, dass das spätestens ab dem achtzehnten Monat aufhört.« Lachend beugt sie sich hinunter, um ihren Kleinsten auf den Arm zu nehmen. »Trist ist seinem Bruder Fabian sehr ähnlich, nur Quinn schlägt etwas aus der Art, nicht wahr, Trist?«
Ich hatte ganz vergessen, dass Natasha drei Jungs hat. Und seht sie euch an: schlanke Figur, gepflegtes Äußeres, natürliches Auftreten.
Ich scharre mit den Füßen und blicke auf meine dreckigen Turnschuhe und meine ausgefranste Jeans. Ich versuche mich mit dem Gedanken zu trösten: Na gut, Natasha sieht zwar klasse aus, aber trotzdem haben ihre Kinder bescheuerte Namen. Seltsamerweise heitert mich das nicht auf. Eher im Gegenteil. Warum denke ich nur immer so schlecht von den Menschen?
»Machen Sie sich wegen dem Geschenk keine Gedanken. Setzen Sie sich einfach hin und entspannen Sie sich«, sagt Natasha jetzt zu mir. »Ich hole Ihnen inzwischen einen Wein.«
Während Natasha sich entfernt, gesellt auch Annabel sich wieder zu ihren Mitstreiterinnen, samt ihrer Warze. Die Oberhexe Cassie lächelt mich verkniffen an und wendet dann rasch den Blick ab. Warum macht sie so ein komisches Gesicht? Egal, Hauptsache, Molly ist glücklich. Und Natasha bringt mir in diesem Moment einen Wein. Was will ich mehr?
Ich entferne mich ein kleines Stück von dem Café und setze mich auf eine Parkbank, wo ich Thomas beim Fußballspielen beobachten kann. Ich trinke einen Schluck Wein und spüre, wie der Alkohol meine Anspannung löst. Mag sein, dass ich mich noch immer über Annabels lächerliche Strafpredigt wegen Mollys Lunchbox ärgere, aber noch ein paar Schlucke von dem Wein, und mich kann nichts mehr erschüttern.
Ich werfe einen Blick zurück zum Café, wo Cassie, Annabel und die anderen Hexen gerade eifrig die Köpfe zusammenstecken. Worüber die wohl reden? Vielleicht tauschen sie ja Kochrezepte aus.
Molchauge, Fledermausohr, Rattenschwanz, Katzenkralle. Aber nicht vergessen, einen Löffel Couscous und eine Hand voll Sojasprossen hinzuzufügen. Schließlich, meine Damen, ist eine gesunde Ernährung das A und O.
Natasha hat mich allerdings angenehm überrascht mit ihrer Freundlichkeit und ihrem Wein. Vielleicht bin ich ja zu vor eingenommen. Ich beschließe, mir die Mütter der anderen Kinder in Zukunft genauer anzusehen, bevor ich über sie urteile, als mein Handy klingelt.
»Was willst du zuerst hören?«, sagt Richard. »Die gute oder die schlechte Nachricht?«
»Die Gute, schätze ich.«
»Ich habe dir ein Profiglätteisen von GHD mitgebracht. Aus der neuen Sonderkollektion in Pink.«
Richard macht eine Pause und wartet darauf, dass ich ihm ewige Dankbarkeit schwöre. Nachdem ich ihn vergangenen Montag so schlimm enttäuscht habe, sollte ich das eigentlich tun. Aber ich tue es nicht.
Stattdessen sage ich: »Schön. Danke. Und die schlechte Nachricht?« Wie Richards Idol, Don Corleone, bin auch ich ein Mensch, der gerne weiß, woran er ist.
»Das Meeting war ein totaler Flop. Wir müssen uns heute noch mal zusammensetzen, um zu einem Ergebnis zu kommen, und morgen ist ein Dringlichkeitstermin zur weiteren Zukunftsstrategie anberaumt.«
»Am Sonntag?«
Aber warum überrascht mich das? Schließlich wäre das nicht das erste Mal.
»Ich weiß, mir passt das ebenfalls nicht. Außerdem bin ich hundemüde. Ich habe letzte Nacht kein Auge zubekommen.«
»Du Armer«, sage ich, wobei ich versuche, jeglichen Sarkasmus in meiner Stimme zu unterdrücken. Es stinkt mir, dass Richard morgen in die Firma muss und ich alleine zu seiner Familie fahren kann, ohne ihn. Während ich gegen meine aufkeimende Panik ankämpfe, höre ich Richard, der über die Arbeit schimpft, nur noch halb zu und beobachte, wie Thomas in diesem Augenblick ein Tor macht – mit einem athletischen Volleyschuss, wonach sich seine Mannschaftskameraden jubelnd auf ihn stürzen und ihn unter sich begraben. Mein Sohn!
»Was ist los?«, fragt Richard, der gemerkt hat, dass ich ihm nicht mehr zuhöre.
»Thomas hat soeben ein Tor geschossen. Wir sind im
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