Veni, Vidi, Gucci
beschließe, mit den Kindern einen Kuchen zu backen oder gemeinsam zu malen, wenn wir zu Hause sind. Oder vielleicht spielen wir auch Duke Nukem . Wer weiß? Jedenfalls werden wir Spaß haben, ob mit oder ohne Playstation.
Selbst den Streit vorhin mit Richard am Telefon sehe ich nun gelassener. Im Grunde war er sogar gut. Er hat mich nämlich in dem Entschluss bestärkt, etwas zu ändern. Und dieses Mal halte ich mich daran: Kuchen backen, Bilder malen, mein Leben sortieren. Natürlich in dieser Reihenfolge.
17
A ls wir nach Hause kamen, war auf dem Anrufbeantwortereine Nachricht von Cassie. Offenbar hat sich eine andere Dumme gefunden, um die Hüte für die Schulaufführung anzufertigen, weshalb meine Dienste nicht länger benötigt werden, aber recht schönen Dank. Hat Cassie deswegen vorhin im Café so komisch geguckt? Nun, mir soll’s recht sein. Schließlich habe ich mich nicht um die albernen Hüte gerissen.
Zehn Uhr abends. Die Kinder schlafen endlich, und ich überlege, ob ich Summer anrufen soll, um zu erfahren, wie die Party gestern war. Vielleicht hat sie ja Minnie Driver abgeschleppt. Ich brauche mir keine Gedanken zu machen, dass es zu spät sein könnte, um anzurufen. Schlaf ist etwas für Schwächlinge, wie Summer immer sagt. Beziehungsweise für Heterosexuelle. Oder war das etwa das Gleiche?
Ich drücke meine Zigarette im Aschenbecher aus und greife zum Telefon, als ich höre, wie die Eingangstür geöffnet wird. Es ist Richard.
»Du bist schon da«, bemerke ich, nicht besonders einfallsreich.
»Sieht ganz so aus«, erwidert er mit müder Stimme. »Wir haben uns am Ende so sehr verfranst, dass wir die Sitzung unterbrochen haben. Dafür müssen wir uns bis nächste Woche etwas Neues einfallen lassen.«
»Schön, dass du wieder da bist.«
Und das meine ich so. Denn heute ist Tag null meines Neuanfangs. Ich habe mit Molly Verkleiden gespielt und mit Thomas drei Level von Duke Nukem. Nun ist es Zeit, dass wir die Auseinandersetzungen vergessen und uns um ein Miteinander bemühen. Und zwar ab sofort.
Richard blickt auf die Couch, wo neben mir noch jede Menge Platz ist, und lässt sich dann in den Sessel gegenüber fallen. Ich beschließe im Stillen, mein Deo zu wechseln.
»Ich bin geschafft«, sagt er und reibt sich über das fahle Gesicht. Er sieht in der Tat kaputt aus. »Dieser Scheißverkehr auf der Autobahn. Der reinste Albtraum.«
»Am besten nicht mehr daran denken«, sagt mein runderneuertes Ich. »Möchtest du etwas trinken?«
»Ja, falls noch was übrig ist.« Er starrt auf die geöffnete Weinflasche auf dem Couchtisch.
Ich lache verlegen und sage: »Natürlich ist noch was übrig.«
Oh Gott, das fängt ja gut an, denke ich, während Schweigen den gähnenden Abgrund zwischen uns füllt.
»Hast du wieder gequalmt?« Richard schnuppert theatralisch in der Luft. Exraucher. Die schlimmsten.
»Eigentlich finde ich, dass ich mich ganz gut geschlagen habe, nach dem heutigen Tag ...«
Ich bin bereit, Richard auf den neuesten Stand zu bringen und ihm ohne Gejammer und Schuldzuweisungen eine unterhaltsame, amüsante Zusammenfassung zu geben von der Lunchbox-Affäre und den Müttern und dem Kindergeburtstag und was heute sonst noch so los war, das Ganze untermalt mit geistreichen Kommentaren und Stimmenimitationen. Ehrlich, ich brenne förmlich darauf, aber mitten in »nach dem heutigen Tag« wendet Richard sich von mir ab und der Fernbedienung zu. Ich spüre, wie mein Körper leicht zusammensackt.
Während ich verfolge, wie er durch die Programme zappt, beschließe ich, ihn zuerst nach seinem Tag zu fragen. Mal zur Abwechslung Interesse und aufrichtiges Mitgefühl zeigen, wenn er sich über die Arbeit auskotzt.
Aber nichts geschieht.
Und jetzt fällt mir nicht einmal mehr ein vollständiger Satz ein. Ich habe einen totalen Blackout. Ich zerbreche mir das Gehirn, was ich sagen könnte – irgendwas –, um das Schweigen zu brechen, aber mir fällt nichts ein. So muss es sich anfühlen, ein Einzeller zu sein.
Himmel, warum fällt es mir so schwer, mit meinem Mann zu reden, mit dem ich immerhin schon seit zwölf Jahren verheiratet bin? Sollten da Unterhaltungen nicht automatisch zustande kommen?
Anstrengender Tag in der Firma, Schatz? , gefolgt von einem dankbaren Sich-alles-von-der-Seele-Reden, gefolgt von wildem, leidenschaftlichem Ich-habe-dich-vermisst-Sex.
»Mann, ich kann diesen Gestank nicht ab«, mosert Richard weiter und legt die Fernbedienung aus der Hand. »Ich bringe
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