Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
Vom Netzwerk:
mein Herz aus dem Takt. Mir Bels Vorzüge anzupreisen, ist einfach nur sadistisch. Warum macht er das?
    »Bel war für mich die Möglichkeit, auszubrechen und dich zu vergessen, Fran –«
    »Bitte, nicht.«
    »Doch, das ist wichtig. In letzter Zeit ... eigentlich schon seit einer Ewigkeit habe ich mich, wenn ich abends nach Hause kam und dich sah, immer wie ein Versager gefühlt –«
    » Du hast dich wie ein Versager gefühlt?«
    »Ja, ich. Ich habe einfach untätig zugesehen, wie du dich immer weiter von mir entfernt hast. Du warst ständig mit deinen eigenen Sorgen und Nöten beschäftigt, und ich kam einfach nicht mehr an dich heran. Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass du wieder glücklich wirst, Fran. Weißt du das?«
    Richard sieht mich gespannt an, während er auf eine Antwort wartet, die er nicht kriegt.
    »Aber mein Wunsch hat sich leider nicht erfüllt«, fährt er fort. »Ich nehme an, das mit Bel war wie eine Flucht in eine andere Welt. An einen Ort, wo ... ich mir überhaupt keine Sorgen zu machen brauchte. Ich habe mich gefragt, ob ich der Grund bin, weshalb du so unglücklich bist ...«
    Richard stellt eine Tasse Kaffee vor mich. Er sieht wirklich fertig aus. Sein Gesicht ist abgespannt und grau, er könnte eine Rasur vertragen, und seine Haare sind strähnig und ungekämmt ...
    Er sieht trotzdem umwerfend aus.
    »Weißt du eigentlich, wie sehr ich mir gewünscht habe, dass alles wieder so wird wie früher?«
    Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?
    »Das war mir bewusst«, sage ich leise.
    »Es tut mir leid, wirklich. Aber ich konnte so nicht mehr weitermachen.«
    Richards Gesicht ist jetzt aschfahl, als würde das Reden ihn die letzte Kraft kosten. Mich kostet das Zuhören ebenfalls die letzte Kraft. Aber im Grunde hat Richard mir nichts Neues erzählt, sondern nur das in neue Worte gepackt, was ich bereits wusste. Er hat dabei mehrmals die Hand nach mir ausgestreckt, aber ...
    Nun, ich hatte was dagegen.
    Im Moment geht Richard nervös auf und ab, den Körper wie eine Sprungfeder angespannt. Auf einmal bleibt er stehen und sieht mich an.
    »Trinkst du in letzter Zeit häufiger so viel?«
    »Sei nicht albern. Ich habe dir doch gesagt, das war ein einmaliger Ausrutscher.«
    »So, so, ein Ausrutscher«, wiederholt Richard und starrt aus dem Fenster. »Meine Güte, Fran, du warst bewusstlos. Du lagst im Koma. Was, wenn Molly und Thomas dich so gefunden hätten? Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
    » Wie bitte? « Ich will meinen Ohren nicht trauen. Was bildet der sich ein? »Was willst du eigentlich, Richard? Schließlich hast du mich verlassen. Ich denke, unter diesen Umständen ist es erlaubt, dass ich mir mal die Kante gebe.«
    »Fran, bitte. Ich will ja auch gar nicht beschönigen, was ich getan habe, aber du musst doch selbst zugeben, dass es nicht mehr so gut lief ... dass es dir nicht mehr so gut ging seit ... wahrscheinlich seit Mollys Geburt.«
    »Ich gebe überhaupt nichts zu«, wiegle ich barsch ab.
    »Nein? Na schön, warum hast du dann nicht wieder angefangen zu arbeiten?«
    »Weil ich ein Baby hatte, um das ich mich kümmern musste.«
    »Aber du hättest doch trotzdem arbeiten gehen können.«
    »Du kannst das nicht nachvollziehen, Richard. Du hast keine Ahnung, wie das ist, wenn man ein Kind zur Welt bringt. Du verstehst das nicht, oder?«
    Richard lässt sich gegen die Anrichte sinken und erwidert: »Du hast recht, ich verstehe nicht die Bohne.«
    Wie sollte er auch? Schließlich war ich nie fähig, mit ihm darüber zu reden ...
    Mag sein, dass ich schon seit vielen Jahren nicht mehr in meinem Beruf arbeite, aber ich kann nach wie vor jede beliebige Stimme imitieren. Himmel, ich kann sogar Leute imitieren, die andere imitieren. Beispielsweise Joan Rivers als Zsa Zsa Gabor. Oder Roni Ancona als Victoria Beckham ...
    Aber wenn ich erklären soll, was in mir vorgeht – wenn ich über mich sprechen soll –, dann fehlen mir alle Worte.
    Die postnatale Depression nach Thomas’ Geburt – Ja, das war tatsächlich eine. Ungeachtet dessen, ob sie nun durch die Hormone, ein schwieriges Baby oder eine Mischung aus beidem bedingt war, handelte es sich zweifellos um eine echte Depression, und sie war zudem zweifellos postnatal. Jedenfalls hatte sie mich so schlimm im Griff, dass ich vier Jahre brauchte, bevor ich mich traute, einen zweiten Versuch zu wagen, um wieder schwanger zu werden. Naiv wie ich war, glaubte ich, dass Molly mich aus meinem Tief reißen würde.

Weitere Kostenlose Bücher