Veni, Vidi, Gucci
üben. Komm schon, packen wir ein paar Sachen für die Kids zusammen.«
»Lass gut sein«, widerspreche ich in bestimmtem Ton. Nun, zumindest klingt es so in meinem Kopf. »Du brauchst das nicht zu tun.«
»Oh doch. Sieh doch mal in den Spiegel ... Übrigens, hast du nicht gesagt, dass Thomas ein großer Fan von Arsenal ist?«
»J-a«, antworte ich bedächtig.
»Gut, dann gehen wir ins Stadion.«
»Was, hast du etwa Karten?«
Falls Summer den Mund nicht zu voll nimmt, würde mich das für Thomas sehr freuen. Einige seiner Klassenkameraden gehen regelmäßig zu den Heimspielen von Arsenal, aber er selbst war noch bei keinem. Wenn Summer an Karten herankommt, ist Thomas sogar bereit, ihr durch das Höllenfeuer zu folgen.
»Natürlich nicht. Wir fahren einfach so hin, mit der U-Bahn. Das müsste die Piccadilly Line sein, richtig? Vor dem Stadion kriegt man sicher auch einen Hotdog. Wir machen einen auf Arbeiterklasse. Hängen ein bisschen vor dem Stadion herum und saugen die Atmosphäre ein oder so ... Ich weiß noch nicht genau. Mir wird schon was einfallen, wenn wir mal da sind. Ich muss eben improvisieren.«
Nun, das hört sich nach einem richtig guten Plan an. Zwar noch nicht ganz ausgereift, aber er hat mit Fußball zu tun ...
Mit Aaaars-en-al!
»Aber du musst mir versprechen, dass du nichts mehr trinkst«, fügt Summer im Befehlston hinzu. »Versprich es mir!«
»Ich verspreche es«, sage ich, wie mein Vater früher.
Unser Keller ist gut gefüllt. Weinregale, Bierkisten, geheimnisvolle Schnaps- und Likörsorten, die wir unseren Gästen als Absacker zu später Stunde anbieten. Für das Auffüllen der Kellervorräte war bis jetzt immer Richard zuständig. Offenbar obliegt mir nun das Plündern der Vorräte.
Ich bin gerade im Keller. Auf der Suche nach einem kräftigen, aber fruchtigen Rotwein, um meinem völlig verkorksten Leben noch eins draufzusetzen ... Château Déstruction ... 1970 ... ein exzellenter Jahrgang für saure Beeren ...
Wo ist Richard, wenn ich ihn brauche? Er kann in jeder Situation einen Wein empfehlen ...
Tut mir leid, Summer, aber ich werde weitertrinken bis zur Bewusstlosigkeit.
Ich habe geschaut, und es gibt keinen anderen Weg für mich.
0
F ran ... Francesca ... «
Ich kann mich nicht bewegen. Mein Körper ist ganz taub ... wie paralysiert. Ich kriege nicht einmal die Augen auf.
»Himmel, Fran, komm zu dir.«
Die Stimme klingt sehr weit weg ...
»Fran!«
... Meilenweit weg. Ich werde mich rühren, sobald sie näher kommt.
1
E twas Kühles und Feuchtes auf meiner Stirn. Ich zwinge mich, die Augen zu öffnen. Über mir erkenne ich verschwommen Richards Gesicht.
»Hi«, sagt er leise.
Ich möchte ebenfalls Hi sagen, aber mein Mund funktioniert nicht.
Richard wischt erneut mit dem feuchten Waschlappen über meine Stirn und meine Wangen. Ich schließe die Augen und verliere mich in der Zärtlichkeit des Moments.
»Ich dachte, du wachst nie wieder auf«, sagt er.
»Wie spät ist es?«, bringe ich mühsam hervor.
»Kurz nach acht. Wo sind die Kinder?«
Keine Ahnung. In ihren Zimmern? Hat Richard nicht nachgesehen?
Dann fällt es mir wieder ein. »Bei Summer.«
»Bei Summer?«
»Ja, sie wollte mit ihnen ins Stadion gehen ... die Kinder schlafen bei ihr.«
»Um Himmels willen«, stößt Richard leise aus. Summer verursacht ihm immer ein gewisses Unbehagen.
Ich mache die Augen wieder auf und versuche mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Dann richte ich den Blick auf Richard, der auf der Couchlehne sitzt und zu mir heruntersieht. Er macht einen ziemlich fertigen Eindruck. Oben liegen saubere Hemden für ihn. Das sage ich ihm jetzt, dann kann er ein neues Hemd anziehen. Sich ein wenig frisch machen. Warum sieht er bloß so fertig aus? Was ist passiert?
»Was ist los?«, frage ich.
»Du warst weggetreten ...«
Nicht mit mir. Mit dir.
»Hier, trink einen Schluck.« Richard stützt mit einer Hand meinen Hinterkopf und führt mit der anderen ein Glas Wasser an meine Lippen. Ich nippe daran.
»Was ist los?«, wiederhole ich.
Ein kaum hörbares, trockenes Lachen. »Nichts. Alles in Ordnung.«
Richard steht auf und verlässt das Zimmer. Ich versuche mich aufzurichten, aber das Gewicht meines Kopfes scheint sich verdreifacht zu haben, und ich sacke kraftlos wieder zurück. Die Vorhänge sind zugezogen. Das war nicht ich. Wahrscheinlich Richard. Ich drehe den Kopf zur Seite und blicke auf den gläsernen Couchtisch.
Weinflaschen. Gleich mehrere. Ein
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