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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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jemand, der uns nicht kennt, hätte uns für die perfekte Familie gehalten. Dad bereitet ein opulentes Sonntagsfrühstück zu, Mum erscheint im Bademantel, und die Kinder necken sich verspielt. Mein Gott, waren das Thomas’ Zähne? Ich muss sie mindestens dreimal gesehen haben, als er lachte, weil Richard mit dem Rührei herumalberte.
    Ich kann mir fast einreden, dass alles perfekt ist. Im Grunde kann man sich alles schönreden, wenn man sich nur genug anstrengt.
 
    JR (Richard): Natürlich habe ich dich vermisst, Schatz. Es ist schön, wieder zu Hause bei meinen Lieben zu sein. Sue Ellen (Ich): Ich liebe dich auch, JR. Hey, John Ross, Daddy ist von seiner großen Ölkonferenz in der City
    zurück. John Ross (Thomas, der Zähne zeigt): Hey, Dad! Bist du fertig damit, anderen Leuten etwas Gutes zu tun? Können
    wir jetzt Fußball spielen? Sue Ellen: Oh, Schätzchen, Daddy muss vorher noch im Kinderhospiz anrufen. Die wollen sich bei ihm für seine
    Millionenspende bedanken.
    JR: Quatsch, ich bekomme all den Dank, den ich brauche, wenn ich in die Augen dieser armen, todkranken Kinder blicke. Sue Ellen, ich würde dich jetzt am liebsten in die Arme nehmen und dir sagen, dass du keine Säuferin und auch kein Flittchen bist, sondern eine richtig tolle Mutter.
 
    Eine perfekte Familie. Ich kann die Augen schließen und so tun, als würde Richard nicht gerade Kaffee aufsetzen und mit mir gleich über Besuchszeiten und Unterhalt sprechen.
    Gestern Abend konnte ich mir noch etwas vormachen, als ich im Bett lag. Richard schlief zwar im Gästezimmer, aber immerhin war er zu Hause. Doch jetzt ist Schluss damit, mir etwas vorzumachen. Richard stellt zwei Tassen auf den Küchentisch. Er setzt sich nicht neben mich. Auch nicht mir gegenüber. Stattdessen wandert er unruhig auf und ab.
    Richard ist Manager bei einer großen Firma. Er führt Vorstandssitzungen und entscheidet über Kundengelder in Millionenhöhe, aber ich habe ihn noch nie so fahrig und nervös erlebt.
    »Nächste Woche steht ein Großprojekt von Shell an«, bemerkt er. Es überrascht mich, dass er von seiner Arbeit spricht, obwohl ich ebenfalls gerade daran gedacht habe. »Jetzt beginnt der Schlussspurt – mein Part.«
    »Das ist gut.«
    »Ja ... Aber das bedeutet, dass ich in nächster Zeit wieder lange im Büro sein werde, um mit dem Team alles durchzugehen.«
    »Okay«, sage ich. Da wir gerade von Arbeit sprechen, möchte ich dieses Thema noch ein wenig vertiefen. »Weißt du, was ich letzte Woche getan habe? Ich habe Isabel wegen der Sprechrolle angerufen.«
    »Das ist gut«, sagt Richard leise, während er immer noch auf und ab tigert.
    »Sie hat mir das Drehbuch zugeschickt. Morgen habe ich eine Leseprobe in der Stadt.«
    »Das ist großartig.«
    »Es ist schrecklich . Ein paar Verantwortliche von Sony werden ebenfalls dabei sein.«
    »Du brauchst überhaupt keine Angst zu haben. Das sind nur Anzugträger. Und du hast die großartigste Stimme, die ich je gehört habe.«
    Es klingt nicht herablassend. Sondern aufrichtig. Ich schaffe es, Richard ein Lächeln zu schenken.
    »Das ist wirklich toll. Ich freue mich sehr darüber.« Jetzt bleibt er auch endlich stehen. »Aber ich mache mir ein wenig Sorgen, weil ich euch wieder alleine lasse.«
    Nun wird es also ernst.
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wir sind ja im Grunde daran gewöhnt.«
    »Fran, ich weiß, du hast gesagt, das war gestern ein einmaliger Ausrutscher, und ich weiß auch, wie es dazu kommen konnte. Und das tut mir schrecklich leid, wirklich. Aber woher willst du wissen, dass das nicht noch einmal passiert? Ich mache mir ein wenig Sorgen, dass ich dich mit den Kindern alleine lasse und –«
    »Oh, bitte , du lässt mich doch ständig mit den Kindern alleine. Seit zehn Jahren sind wir nichts anderes von dir gewöhnt ...«
    Richard macht ein betroffenes Gesicht.
    »Tut mir leid, Richard, aber ich finde, du übertreibst.« Ich bin jetzt in Fahrt. »Ja, es war ein Ausrutscher, aber du hast keinen blassen Schimmer, warum ich das getan habe. Was der Auslöser dafür war.«
    »Wovon sprichst du?«
    Tja, eigentlich wollte ich nichts sagen, aber da Richard fragt ... »Gestern saß ich auf einer Bank im Park, und eine völlig fremde Frau setzte sich zu mir und erzählte mir, dass keine hundert Meter entfernt meine so genannten Freundinnen mich gerade durch den Dreck ziehen und sich hinter meinem Rücken das Maul darüber zerreißen, was für eine beschissene Mutter ich bin und was für ein

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