Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venice Beach

Venice Beach

Titel: Venice Beach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Besson
Vom Netzwerk:
nicht verstanden, meine Triebe zu beherrschen. Ich habe Jack zum Dinner nach Hause eingeladen, ja, zu mir nach Hause, in meine Wohnung, mit meiner Frau. Manchmal ermessen wir unsere eigene Perversität nicht, sie entgeht uns.
     
    Als ich ihn endlich anrief, muss er gesagt haben: »Lass uns öffentliche Orte meiden, ich werde leicht erkannt, wir würden die ganze Zeit gestört.« Und außerdem hatte ich nicht den geringsten Grund, ihn vor Laura zu verbergen. Um ehrlich zu sein, ich war insgeheim vielleicht sogar etwas stolz, meiner Gefährtin einen Filmstar zu präsentieren. Jedenfalls sagte ich mir: »Es wird Laura Vergnügen bereiten.« Im Rückblick läuft es mir bei diesem Satz kalt den Rücken herunter. Entschuldigungen erfindet man bisweilen!
     
    Immerhin habe ich am Telefon noch zu Jack gesagt: »Du kannst natürlich jemanden mitbringen. Wenn du gerade eine Verlobte hast, kann sie sich uns anschließen.« Ich spielte mich auf. Ich spielte denjenigen, der die Zeitungen gelesen hat. Außerdem hielt ich mich an die gängigen Regeln: Ein Paar lädt ein anderes Paar zum Essen ein, nichts anderes. Eine konventionelle Angelegenheit, nichts weiter.Und gegen meinen Willen versuchte ich, ihn zu entmutigen, oder ihm klarzumachen, dass er sich irrte: Er hatte nichts von mir zu erwarten, ich hatte, was ihn betraf, keinerlei Absichten. Offensichtlich belog ich nicht ihn, sondern mich.
     
    Er hatte mir umgehend geantwortet: »Ich werde allein kommen«, ohne nähere Einzelheiten. Seine Antwort hatte mich erst einmal erleichtert, dann aber nachdenklich gestimmt: Ging er ohne sie aus, hatte sie keine Zeit an diesem Abend, lehnte er es ab, sie vorzuführen, oder war er wieder Single? Ich weiß jedoch, dass ich, ohne es mir einzugestehen, nach dieser Absage hoffte, die magere Rothaarige sei über Bord gegangen.
     
    Ich hatte mich auf seine Verspätung eingestellt, er ist pünktlich erschienen, mit einer sehr guten Flasche Wein in der Hand. Als ich ihn im Türrahmen stehen sah, war ich wie vom Blitz getroffen. Und das nicht nur, weil er an diesem Abend so schön war, nein. In Wirklichkeit hatte ich das Gefühl, absichtlich eine wandelnde Katastrophe in unsere Wohnung einzulassen, die im Vorbeigehen unter dem Anschein größter Harmlosigkeit alles verwüsten würde.
     
    Jack hat Laura mit großer Beflissenheit vermischt mit Zurückhaltung begrüßt. Sie bemühte sich, entspannt zu wirken, aber ich spürte ihre Nervosität, und ich hatte beobachtet, welchen Übereifer sie beim Empfang ihres berühmten Gastes an den Tag legte. Sie hatte sich sogar leicht geschminkt, was sie sonst nie tat. Ich wandte den Blick ab, noch versuchte ich, das, was mir in die Augen sprang, nicht zu sehen.
     
    Es ist überflüssig, dass ich über dieses Essen Worte verliere. Umso mehr, als sich nichts Ungewöhnliches ereignet hat. Die Unterhaltung drehte sich um die verschiedensten, häufig belanglosen Themen. Jack und Laura redeten die meiste Zeit, ich sagte fast nichts und hielt mich im Hintergrund. Der Wein war (wenigstens einmal!) gut, die Pasta ebenfalls, wir waren ein wenig betrunken und ein wenig lustig. Sehr schnell hat sich Vertrautheit eingestellt und mit ihr eine Art Lockerheit.
     
    Es bestand kein Zweifel, das Drama spielte sich in aller Stille vor mir ab. Laura bemerkte nichts, und diese Ahnungslosigkeit trug zu dem Drama bei. Jack dagegen verstand alles. Er hatte es von der ersten Sekunde an verstanden. Er ließ nichts durchblicken und spielte ganz vortrefflich ein doppeltes Spiel. Hin und wieder warf er mir bedeutungsvolle Blicke zu und ließ sie auf mir ruhen, ich beobachtete ihn, ohnmächtig, überwältigt.
     
    Schlag Mitternacht hat er sich von uns verabschiedet. Laura und er haben sich geküsst wie alte Bekannte, mit dem Versprechen, sich bald wiederzusehen. Diese Lüge kam mir widerwärtig und notwendig vor. Sie ist auf ihn hereingefallen, ohne jeden Vorbehalt. Der Widerschein der Kerzen auf dem Tisch hatte ihre Wangen gerötet.
     
    Ich brachte Jack bis an die Haustür, genau an den Ort, an dem er mir drei Stunden früher entgegengetreten war. Wir drückten uns wortlos die Hand. Er lächelte, ohne Prahlerei. Ich habe meine Niederlage eingestanden, indem ich sein Lächeln erwiderte.

 
    Am nächsten Tag rief er an. Er versuchte zunächst, mich zu Hause zu erreichen, vergeblich, ich war schon weg und Laura ebenfalls. Da hat er die Nummer der Polizeiwache herausgesucht, ist bei dem Mädchen in der Telefonzentrale gelandet, und die

Weitere Kostenlose Bücher