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Venice Beach

Venice Beach

Titel: Venice Beach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Besson
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warte hier auf dich.« Von nun an tat ich nur noch eines, auf ihn warten.
     
    Er stieg aus dem Auto aus und ging in die Hotelhalle des Lone Oak. Ich bin auch ausgestiegen und lehnte mich gegen das glühend heiße Metall der Tür. Ich zündete mir eine Zigarette an und betrachtete die Balustrade des Motels, die Flucht der Zimmer und hörte das Tosen der Wogen direkt dahinter. Die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht, und trotzdem stellte ich fest, dass ich Gänsehaut auf den Unterarmen hatte. Du erstaunst mich.
     
    Jack kehrte zurück, er sagte: »Wir haben die 17.« Er ging eine Treppe hinauf, ich folgte ihm auf dem Fuß. Ich versuchte, nicht an das zu denken, was uns erwartete. Oder vielmehr: Ich versuchte zu vergessen, dass ich nichts von dem verstand, was ich gleich tun würde. In diesem Augenblick wusste ich noch nicht, dass die Gesten so einfach sein würden.
     
    Ja, ich zwang mich, nicht nachzudenken. Alles war nur eine Frage der Unbefangenheit, der Hingabe.
     
    Jack betrat als Erster das Zimmer, er hielt mir die Tür auf und schloss sie wieder hinter mir. Eigentlich hätte er die Initiative ergreifen müssen. Aber ich war es, der ihn gegen die Tür drückte, ich bemächtigte mich seines Mundes, ich presste meinen Körper gegen seinen. Es waren gierige, heftige, unaufschiebbare Küsse, Spuren eines sonderbaren Schmerzes. Es waren Küsse wie Tränen.
     
    Ich riss mir mein Hemd herunter. Ich nahm ihm seine Mütze ab, zog ihm ungeschickt sein T-Shirt aus. Berührungen der Haut, der Oberkörper, der Leiber. Ich hielt sein Gesicht mit beiden Händen fest, um ihn weiter zu küssen, zu verschlingen. Wir wurden von einer Raserei, einer unglaublichen Erregung ergriffen. Ich spürte, wie sein Schwanz unter dem Stoff seiner Jeans steif wurde. Auch ich bekam einen Ständer. Ich kniete nieder und hakte seine Hose auf. Sein Schwanz ist aus der Jeans herausgeschnellt, ich bin auf der Stelle über ihn hergefallen. Ich hatte noch nie etwas Ähnliches gemacht. Dennoch schien es mir die einfachste Sache der Welt zu sein. Jack seinerseits hat mir einen geblasen. Ich fasste mit der Hand in seine zerzaustenHaare, klammerte mich an seinem Nacken fest, ich konnte die Augen nicht offen halten. Und dann ließen wir uns auf das Bett fallen. Rasende Umarmungen, wilde Liebkosungen, krampfhaftes Stöhnen. Sanftheit, Langsamkeit waren uns unmöglich. Er spuckte auf seinen Schwanz, auf meinen Hintern, und er drang in mich ein. Und es hat mich zerrissen. Ich habe mich in der Bettdecke festgekrallt, die Tränen unterdrückt, aber dieser Schmerz hat mir unendlich gut gefallen. Um nichts in der Welt hätte ich gewollt, dass Jack sein Stoßen beendet hätte, den wiegenden Druck seiner Hüften gegen mein Gesäß. Wir sind im Sekundenabstand gekommen. Ich habe seinen warmen Erguss auf meinem Rücken gespürt und gesehen, wie der meine die Decke beschmierte. Wir sind beide im selben Moment erschlafft, besiegt. Jack lag noch immer auf mir, er ist auf die Seite gerollt. Diesmal hatte ich die Augen weit geöffnet.
     
    Ich habe noch nie mit einem Kerl geschlafen. Ich hatte niemals auch nur einen berührt.

 
    Ich erinnere mich nicht mehr, wie oft wir an diesem Tag und in dieser Nacht Sex miteinander hatten. Ich erinnere mich nur noch, dass wir erst am nächsten Morgen den Fuß vor die Tür gesetzt haben. Jack schlief auf dem Bauch, die Laken waren längst ans Fußende des Bettes gerutscht, er hatte seinen Kopf im Kissen vergraben und ein Knie angewinkelt. Ich bin aufgestanden und zum Balkon gegangen, ohne auf den Gedanken zu kommen, mir eine Unterhose anzuziehen. Die trägen Wellen brachen sich unter mir, der Strand war leer, ich zündete mir eine Zigarette an, die erste, die ich rauchte, seit ich aus dem Auto gestiegen war. Sie schmeckte merkwürdig, ich hatte ein pelziges Gefühl im Mund und einen unglaublichen Heißhunger, ich hatte seit dem Hamburger von Big Sur nichts gegessen. Ich war erschöpft und ruhig.
     
    Ich weiß nicht, wie lange ich in der Luft des Ozeans, in der Morgenwärme, in dem blendenden Licht stehen geblieben bin. Ich liebte meine Nacktheit und meine Erschöpfung. Ich dachte an nichts, ohne dass es mich die geringste Mühe kostete, dieses Gefühl der Leere aufkommen zu lassen. Kein Schuldgefühl, keine Scham befielen mich, keine Frage bestürmte mich. Nur der Geschmack der Zigarette, der Seewind und der Mann, der im Zimmer auf dem Bauch schlief, zählten.
     
    Jack kam zu mir heraus. Ich habe ihn nicht kommen hören.

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