Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
hätte er seine Familie damit eingedeckt. Machen viele so. Kaufen ihren Kindern Prepaidkarten, Mama und Papa bekommen Verträge. Sagt Ihnen der Name was? Van Laan?«
Tim nickte. »Ja, tut er. Und ich glaube, Sie haben Recht. Ich glaube, van Laan hat seinem Sohn diese Karte gekauft. Danke, Weigert.« Er legte auf.
Tim lehnte sich zurück und überlegte. Chester kannte also die Festnetznummer von Veden. Und er hatte versucht, den Direktor zu erreichen. Was die beiden wohl verband, außer der Schule? Jedenfalls fand Tim es nicht normal, dass ein Schüler – und sei es der beste – die private Nummer seines Direktors hatte und diesen anrief.
Tim schaltete das Radio aus und legte das Handy wieder auf den Beifahrersitz. Er rief Loki nicht an, nicht nachdem, was der vorhin zu ihm gesagt hatte. Immerhin war Veden nicht rangegangen, und Tim hatte keine Lust, sich wieder so saublöd anreden zu lassen.
Er drehte sich zum Notebook um und begann, Solitär zu spielen.
Die Stunden vergingen, ohne dass etwas geschah. Tim verlor ständig. Nie konnte er die Kartenreihen so auflösen, dass unten keine übrig blieben. Er hasste dieses Spiel.
Es war gerade fünfzehn Uhr neunundfünfzig, als er eine Gestalt zu Fuß die Straße heraufkommen sah. Tim beendete das Spiel und beobachtete den Fußgänger, der langsam größer wurde.
Es war Chester.
Tim rutschte im Sitz ein wenig nach unten, damit er nicht gesehen wurde und verfolgte, wie der Schülersprecher bei Veden klingelte. Er schien etwas in die Sprechanlage zu sagen, dann öffnete sich das Tor. Veden hatte sich also nicht umgebracht. Chester verschwand auf dem Grundstück, das Tor schloss sich hinter ihm.
Tim richtete sich wieder auf, packte das Richtmikrofon aus, schloss es an das Notebook, wartete, bis das entsprechende Programm aufging und drückte auf die Record-Taste, während er das Mikrofon ausrichtete. Erneut stopfte er sich die Kopfhörer in die Ohren.
»Hallo«, hörte er Chester sagen. Irgendwas quietschte. Der Ton klang hohl. Ein grausames Rascheln drang in seinen Gehörgang.
»Komm rein«, sagte Veden.
Sogar über das Richtmikrofon war unverkennbar, dass der Direktor müde klang. Vielleicht hatte er tatsächlich geschlafen. Erneutes Rauschen. Die Schritte, die beide machten, klangen polternd. Ein schrilles Vogelgezwitscher fuhr dazwischen, und Tim kniff die Augen zu. Aber er war zu neugierig, um die Kopfhörer herauszunehmen.
»Sie sind nicht zum Unterricht gekommen«, hörte er Chester sagen. »Ich wollte mich nur erkundigen, ob es Ihnen gut geht, immerhin waren Sie in all den Jahren noch kein einziges Mal krank.«
Rauschen. Und wieder der verdammte Vogel, der wie verrückt krächzte.
»Trinken Sie etwa?« Das war wieder Chesters Stimme.
»Ich brauche was für die Nerven«, hörte er Veden antworten. »Willst du auch was? Alt genug bist du ja.«
»Nein, danke. Sie sehen nicht gut aus, Sir. Was ist denn passiert?«
»Ich bin in Schwierigkeiten.«
War Veden etwa wirklich besoffen? War das keine Müdigkeit sondern nur eine betrunkene Stimme? Durchaus möglich.
»Welche Schwierigkeiten?«, fragte Chester.
»Das musst du nicht wissen, es belastet dich nur. Mir wäre es recht, du würdest wieder gehen. Ist lieb von dir, dass du dir Sorgen machst, aber in meiner Nähe bist du momentan nicht sicher.«
Schweigen. In Tims Ohren zischelte es, der Vogel hielt sich jetzt ruhig.
»Sir, ich verstehe nicht ganz. Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Was ist denn passiert?«
»Geh, Chester.«
»Hat es etwas mit diesen beiden Schulinspektoren zu tun, Sir? Wissen Sie, ich glaube nicht, dass die wirklich von der Schulbehörde kommen. Sind Sie wegen denen in Schwierigkeiten?«
Elender Verräter, dachte Tim.
»Wie kommst du darauf?«, fragte Veden.
»Na ja, dieser von Schallern interessiert sich für die Imagination. Er nimmt quasi Unterricht bei mir. Außerdem schnüffeln sie wegen des Brandes in den Archiven rum, und Sie wissen ja, was passiert, wenn die rausfinden, was wirklich geschehen ist. Sie haben sich strafbar gemacht, Sir, weil Sie mich decken.«
Der Vogel zeterte wieder los, dieses Mal noch schriller. Tim kniff die Augen zu und versuchte, sich auf die beiden Stimmen zu konzentrieren.
»Mein lieber, lieber Chester«, sagte Veden. »Mach dir deshalb keine Sorgen. Wenn es nur das wäre!« Er hörte ihn lachen. »Das hat von Schallern längst herausgefunden. Bleib bei der Version. Ich glaube nicht, dass er dich deshalb belangen wird. Du hast eine steile Karriere
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