Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
vor. Er zog sich hinter die Ecke zurück, lief an der Treppenflucht zur anderen Seite hinüber und ließ auch hier zuerst die Pistole vorrücken, ehe er selbst um die Kurve spähte. Nichts.
Und dann brach urplötzlich ein Heidenlärm los. Von links kamen stampfende Schritte, als liefe jemand davon. Tim zog sich in die Treppenflucht zurück, rannte auf die andere Seite, schickte ein Gebet gen Himmel und sprang schließlich aus dem Schutz und damit in den Korridor hinaus. Automatisch ging er in den Ausfallschritt und richtete die Pistole aus.
Ein junger Mann kam angerannt, das Gesicht so rot wie eine Tomate, der Atem keuchend. Er hielt eine Jacke an die Brust gepresst und lief, als sei der Teufel hinter ihm her. Als er Tim sah, wurde er etwas langsamer, doch dann beschleunigte er wieder. Blinde Panik stand in seinen Augen.
»Halt!«, rief Tim. »Bleiben Sie stehen! Sofort!«
Doch der Junge, kaum älter als vierzehn, fünfzehn, blieb nicht stehen. Mit weit aufgerissenen Augen hielt er direkt auf Tim zu. Tim, der keine offensichtliche Gefahr von der jugendlichen Gestalt ausgehen sah, richtete sich auf, trat zur Seite und streckte das Bein aus, als der Junge an ihm vorbeihasten wollte. Der fiel der Länge nach hin, knallte mit dem Schädel auf den Boden und blieb keuchend liegen. Bevor er sich aufraffen konnte, hielt ihm Tim die Pistole an den Kopf.
»Keine Chance«, sagte er. »Draußen ist das SEK am Anrücken. Besser, du bleibst, wo du bist.« Er zückte das Funkgerät, spähte in den Gang hinunter und sah eine Bewegung an der nächsten Abzweigung. »Linke, hören Sie mich?«
Ein Knistern. »Als stünden Sie neben mir.«
»Ich habe einen Jungen hier im ersten Stock, gleich bei der Treppe. Und da ist noch jemand. Holen Sie das Kind. Seien Sie vorsichtig, irgendwas geht hier vor sich.«
»Verstanden.«
Tim schob das Funkgerät in die weite Hosentasche. »Was ist hier los?«, fragte er den Jungen und sah ihn an. In diesem Moment fiel ihm auf, dass seine Pupillen so groß wie Teller waren. Tim fluchte. Er packte die Jacke, die der Kerl an sich presste und schüttelte sie. Eine unterarmgroße Glasbong fiel heraus und zerschellte auf dem Steinboden. Der ekelhafte Geruch nach Bongwasser stieg auf, während sich die braune Flüssigkeit vor Tims Füßen ausbreitete.
»Du hast hier gekifft?«, fragte er ungläubig.
»Sperren Sie mich nicht ein«, winselte der Junge.
Von unten hörte man eine Tür zuschlagen, anschließend die Schritte schwerer Stiefel, die die Stufen heraufkamen.
Mit einem weiteren Fluch schob Tim die Pistole in das Holster, packte den Jungen mit beiden Händen am Kragen und zerrte ihn auf die Beine. Er schleifte ihn zur Treppe, drückte ihn wortlos dem Beamten in die Arme und ging zurück in den Korridor. Während er hinter sich den Jungen winseln hörte, zog er die Pistole wieder und verfiel in Laufschritt.
Sprengte er etwa gerade eine Clique kiffender Jugendlicher? Mehr nicht?
Tim lief zu der Abzweigung, bei der er vorhin eine Bewegung ausgemacht hatte, ging mit ausgerichteter Pistole um die Kurve und sah den Gang hinunter. Er konnte keinen Unterschied zu den anderen erkennen, auch hier war alles menschenleer und ruhig.
»Wenn hier noch mehr von euch Kiffern sind«, rief er, so laut er konnte, »dann kommt jetzt raus, ihr Idioten!«
Seine Stimme verhallte. Nichts rührte sich.
Das Funkgerät plärrte los. Tim zuckte zusammen, entspannte sich und zog es aus der Tasche. »Jung, hier Linke. Das SEK ist eingetroffen und macht sich bereit. Können Sie uns sagen, ob es da noch mehr Kids gibt oder ob tatsächlich eine Gefahrensituation besteht?«
»Ich kann gar nichts sagen«, erwiderte Tim. »Irgendwer ist hier noch, ich habe eine Bewegung gesehen, aber mehr weiß ich nicht. Befinde mich noch immer im ersten Stock.«
»Alles klar. Das SEK stürmt das Gebäude. Sie werden in weniger als fünf Minuten Verstärkung haben.«
Tim schob das Gerät zurück und drehte sich einmal um die eigene Achse. Schließlich wandte er sich nach rechts und folgte dem Korridor, denn auch in diese Richtung war die Vorwärtsbewegung vorhin verschwunden.
Das Funkgerät brummte erneut. Und dann hörte Tim eine Stimme, die er nur zu gut kannte: Lühnsmann.
»Jung, Sie verdammter Volltrottel, was machen Sie alleine da drinnen? Wie konnten Sie von der Sache wissen, bevor ich noch davon erfahren habe? Wo ist Ihr Kollege?«
Tim unterdrückte einen Fluch. »Können Sie noch lauter schreien? Damit jede Kakerlake weiß, wo
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