Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
vor dir, Chester. Nutze deine Chance.«
»Er hat es herausgefunden? Wirklich?«
»Ja. Wie gesagt, du brauchst keine Angst zu haben. Aber jetzt geh bitte, lass mich allein. Und versprich mir, dass du was aus dir machen wirst.«
»Sir, Sie reden ja, als würden wir uns nicht mehr sehen!«
Wieder lachte Veden. »Wir werden uns auch nicht mehr sehen.« Jetzt wurde Vedens Stimme undeutlich, klang genuschelt: »Ist nur noch eine Frage der Zeit, bis von Schallern genug Beweise hat.«
»Beweise? Welche Beweise? Wovon reden Sie?«
Als wüsstest du das nicht, dachte Tim. Wir haben dich doch längst eingeweiht, du Idiot. Mach dich vom Acker, bevor ich eingreifen muss.
»Chester, geh jetzt.« Veden schien das gleiche zu denken wie Tim. »Deine Freistunde ist gleich vorbei. Hier hast du Geld. Nimm dir ein Taxi, damit du pünktlich zum Unterricht kommst. Nein, keine Wiederrede! Ich rufe dir eins, geh schon mal raus. Mach’s gut, und bitte pass auf dich auf.«
Ein Klacken ertönte, Tim hielt es für das Zufallen einer Tür. Keine Minute darauf begann das Tor aufzuschwingen und Chester kam in Sichtweite. Tim legte das Richtmikrofon weg und duckte sich. Es dauerte fast zehn Minuten, bis das Taxi auftauchte und der Schülersprecher davonfuhr.
Tim beendete die Aufnahme und rief Loki an.
»Chester war gerade hier«, sagte er zu seinem Cousin. »Er hat vorhin schon mal versucht, Veden anzurufen, aber der Direktor scheint betrunken zu sein. Er hat nicht abgehoben.«
»Sehr interessant«, antwortete Loki. »Worüber haben sie gesprochen?«
»Chester hat sich Sorgen gemacht und wollte wissen, warum der Direktor den Unterricht abgesagt hat. Ich nehme an, er unterrichtet Chesters Klasse im Kampfsport?«
»So ist es. Was hat Veden gesagt?«
»Dass Chester gehen soll. Dass wir das mit dem Brand herausgefunden haben, er aber nicht glaubt, dass wir Chester deshalb behelligen werden. Außerdem hat er durchklingen lassen, dass sie sich wahrscheinlich nicht mehr sehen werden, sobald du genug Beweise hast. Chester wollte wissen, von welchen Beweisen Veden redet, aber der hat ihm darauf nicht geantwortet. Chester sollte doch eins und eins zusammenzählen können und wissen, dass wir Veden verdächtigen, meinst du nicht?«
»Oh, ich bin mir sicher, dass er das tut. Gut gemacht, Johnny. Sei bitte pünktlich um neunzehn Uhr wieder in deinem Zimmer, denn du weißt ja, dass Chester mir wieder die Unterrichtsstunde gibt.«
Tim schaute auf die Uhr. »Dann muss ich in spätestens eineinhalb Stunden los.«
»Wie du willst.«
»Wie ich will? Dann fahre ich gleich los.«
»Keine schlechte Idee, denn dann kann ich mir die Aufnahme noch anhören.«
Tim verdrehte die Augen. »Dann bis gleich.« Er legte auf, packte die Ausrüstung zusammen, verstaute alles in den Taschen und startete den Wagen. Tim geriet in den beginnenden Feierabendverkehr. Er hielt an einem Fastfoodrestaurant, holte sich einen Burger und aß ihn im Auto.
Gerade, als er weiterfahren wollte, knisterte der Polizeifunk deutlich und eine Stimme sagte: »An alle Einheiten: Entführung in der Gemeinschaftsschule am Grook, mit Gewaltanwendung. Höchste Gefahrenstufe. Einsatzwagen fünf, vier, acht, zwölf bitte sofort zum Tatort. Eintreffen der Spezialeinheit abwarten. Ich wiederhole ...«
Tim drehte den Zündschlüssel um, schaltete den Funk aus und scherte aus der Parklücke aus. Während er auf die Straße hinausfuhr, wählte er Lokis Nummer. Sein Cousin nahm nicht ab. Sei’s drum – dann fuhr er eben alleine dorthin.
Drei Einsatzwagen standen bereits vor dem Schulgebäude, der vierte fehlte noch. Tim hielt den Volvo am Bordstein, stieg aus und ging zu den Polizeibeamten hinüber. Er zückte seinen BKA-Ausweis, hielt ihn in die Höhe und musterte die Umgebung.
Im Gegensatz zur Veden-Schule war das eine stinknormale öffentliche Schule, die einen sympathischen Eindruck machte. Das Gebäude war strahlend weiß und verfügte über einen quadratischen Glockenturm, auf dem die Uhr kurz nach fünf zeigte. Außen herum gab es jede Menge Grünflächen, die von sauber gestutzten Büschen und hoch aufragenden Bäumen gesäumt waren. Allem Anschein nach lag dahinter ein Park. Das Gelände sah verlassen aus, was für einen späten Nachmittag wahrscheinlich nicht ungewöhnlich war. Tim konnte weit und breit keine Gefahrenquelle ausmachen.
»Was ist hier los?«, fragte er niemand im Besonderen.
Die Polizeibeamten warfen sich untereinander Blicke zu. Sie sahen über sein
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