Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
hintergangen«, sagte Ella leise. Zu ihrem eigenen Entsetzen stellte sie fest, dass sie sich geschlagen gab. Dieser von Schallern würde sie nicht losmachen, das war ihr jetzt klar. Trotzdem sah sie ihn flehend an und hasste sich selbst dafür.
»Womöglich findet sich eine Gelegenheit, sodass Sie ihm das selbst erklären können.« Er wandte sich um und ging auf die Tür zu, streckte die Hand aus und legte sie auf den Knauf. »Übrigens rate ich Ihnen«, sagte er, ohne umzusehen, »dass Sie sich zukünftig aus meinen Angelegenheiten heraushalten. Das könnte ansonsten sehr hässlich für Sie werden, weit hässlicher als dies hier.«
»Von welcher Einheit sind Sie?«, fragte Ella sofort. »Ich weiß, dass man beim BKA keine Akte über Sie führt. Also, wer sind Sie wirklich? Ist Ihr Ausweis überhaupt echt?«
Jetzt drehte er sich doch noch einmal um. Sein Gesicht war eigenartig teilnahmslos und passte so gar nicht zu der Härte, die in seiner Stimme lag. »Mein Ausweis ist so echt wie Ihre Unfähigkeit, investigativen Journalismus mit lauteren Mitteln zu betreiben. Ich hoffe für Sie, dass sich unsere Wege nicht erneut kreuzen, ansonsten kann ich für nichts garantieren. Adjö, Ms Berg.«, verabschiedete er sich auf Schwedisch und verschwand, aber nicht ohne das Licht auszuschalten und die Tür hinter sich zuzuziehen.
Ella starrte in die Dunkelheit. »Selbstgerechtes Arschloch!«, brüllte sie hinter ihm her. Sie sank am Heizkörper nach unten, setzte sich hin und schloss die Augen.
*
Kurz vor sieben trat Loki in Tims Zimmer, ohne anzuklopfen. Seine kurzen Haare waren wieder ordentlich zurückgekämmt. Er ließ sich wortlos am Tisch nieder und zündete sich eine Zigarette an.
Tim lag ausgestreckt auf seinem Bett, den Kopf mit Decke und Kissen erhöht. Neben ihm lag das Handy. Er hatte mehrfach versucht, Ella zu erreichen, doch sie hatte nicht abgenommen. Müde und unmutig betrachtete er seinen Cousin.
»Was willst du hier? Ich dachte, die Stunde mit Chester fällt aus.«
Loki nickte. Die graublauen Augen sahen Tim nicht an. »Sie wird auch ausfallen. Ich wollte nur nach dir sehen, immerhin warst du vorhin ein wenig aufgebracht.« Jetzt richtete er den Blick auf Tim.
Schweigen entstand.
»Was wollte die Pathologin von dir?«, fragte Tim schließlich.
Loki hob die Brauen. »Sie hat etwas für mich erledigt, das haben wir besprochen. Außerdem habe ich ihr ein Essen geschuldet.«
Tim betrachtete überrascht seinen Cousin, der allerdings keine Miene verzog. Seit wann antwortete er auf solche Fragen? Unwillkürlich richtete sich Tim auf. Irgendetwas stimmte hier nicht. »Scheinbar ist sie nicht sehr anspruchsvoll, die Pathologin«, sagte er langsam, um weiter vorzustoßen.
»Ich nehme an, du beziehst dich auf das Lieferantenessen.« Loki aschte in den Übertopf.
»Ausschließlich.«
Tim grinste breit. Also hatte sein Cousin tatsächlich was mit der Kleinen aus der Rechtsmedizin! Unglaublich! Er stand auf und setzte sich zu ihm an den Tisch, nahm sich eine Zigarette.
»Ich wäre dir übrigens sehr verbunden, wenn du mich allmählich einweihen würdest. Warum haben wir Veden nicht festgenommen? Warum konnte ich mit der Beschattung aufhören, als Chester aufgetaucht ist?«
»Nicht jetzt«, sagte Loki.
Tim musterte seinen Cousin. »Wirst du nach Kiel ziehen?«
»Sehe ich so aus, als hätte mich Vedens Wahnwitz angesteckt?«
Tim grinste. »Wegen der Pathologin, meine ich. Von einer Fernbeziehung kann ich dir jedenfalls abraten. Die halten nie.«
»Du musst es ja wissen, mein Lieber. Wie ich hörte, unterhältst du einige virtuelle Beziehungen zu Ausländerinnen über gewisse Internetportale.«
Tims Grinsen schwand. Entgeistert starrte er Loki an »Warst du wieder an meinem PC?«
»Ich habe nur davon gehört.«
Tim fluchte. Er wandte den Blick ab und zog an der Zigarette. Er brauchte nicht nur neue Türschlösser für seine Wohnung, er brauchte auch einen besser gesicherten PC. Nun, jetzt kannte er ja diesen Computerfreak Weigert von der Vereinigung – der würde ihm dabei bestimmt helfen. Auch Loki ließ sich abwehren, wenn man nur wusste, wie, da war sich Tim sicher. Mal sehen, wer zuletzt lachte.
Das Schweigen dehnte sich. Tim dachte wieder an die Pathologin. Wie hatte es Loki nur geschafft, die Kleine ins Bett zu bekommen? Er war immerhin kein Frauenheld. Um genau zu sein, war es sogar das erste Mal, dass Tim von so einem Ereignis etwas mitbekam.
Er sah Loki von der Seite an. »Sie
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