Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
Vom Netzwerk:
heraus, dass lediglich wenige Sätze interessant waren. Diese aber waren alles andere als erfreulich.
    Der Zeitpunkt für derlei Unannehmlichkeiten war überaus ungünstig.
    Nachdem Loki das Programm beendet hatte, nahm er den Kopfhörer ab und erstarrte wiederum. Nach ein paar Sekunden erhob er sich schließlich und ging ins Badezimmer. Als er kurz darauf heraustrat, war sein rabenschwarzes Haar sorgfältig nach hinten gekämmt, das Gesicht frisch gewaschen und Hemd und Jackett saßen perfekt. Loki griff nach der Lederjacke, die vor dem Bett auf dem Boden lag, schlüpfte hinein und verließ das Zimmer, das er mehrmals hinter sich absperrte.
    Er spähte den Gang hinunter, der verlassen vor ihm lag. Mit eiligen Schritten verließ er das Wohnhaus, ging um das Hauptgebäude der Veden-Schule herum, eilte in der Dämmerung über den Pflasterweg und trat unter die Trauerweide, die am Rande des Parkplatzes stand. Er lehnte sich an ihren Stamm, zündete sich eine Zigarette an und bewegte sich anschließend nur noch, um an ihr zu ziehen oder abzuaschen.
    Es dauerte keine fünf Minuten, dann sah er, was er erwartet hatte: Eine schemenhafte Gestalt huschte gegenüber über die Wiese, die den Barockbrunnen umgab. Sie duckte sich hinter den Brunnen und war für einige Sekunden nicht mehr zu sehen.
    Loki zog an der Zigarette.
    Die Gestalt tauchte wieder auf. Im Dämmerlicht des Herbstabends rannte sie jetzt auf den Platz hinaus, dabei entwickelte sie eine hohe Geschwindigkeit. Innerhalb weniger Sekunden war sie vor dem Hauptgebäude verschwunden, von Lokis Warte aus nicht mehr zu sehen.
    Er ließ die Zigarette auf den Boden fallen, trat sie aus und ging zum Schulgebäude hinüber. Bevor er um die Ecke bog, blieb er stehen und lauschte. Metall schabte über Metall; anscheinend versuchte die Gestalt, sich Zugang zu verschaffen.
    Er wartete, bis die Geräusche verklungen waren, dann trat er um die Ecke und ging auf den Eingang zu. Er betrachtete das geknackte Schloss einen Moment, erkannte die Spuren eines Dietrichs, der plump angewendet worden war, und schlüpfte in die Dunkelheit des Schulhauses, zog die Tür leise hinter sich zu und verharrte. Es dauerte ein wenig, bis sich seine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten. Während dieser Zeit lauschte er auf Geräusche – diese kamen aus Richtung des Direktorats.
    Loki ging gemächlich los, trat ins Sekretariat, zog eine kleine Taschenlampe aus der Innenseite seiner Jacke und richtete den Strahl auf die Gestalt, die hinter Frau Benz’ Schreibtisch kniete und gerade dabei war, eine Schublade zu durchwühlen. Erschrockene hellbraune Augen starrten in den Lichtschein.
    »Guten Abend, Frau Berg«, sagte Loki gelassen, ehe er den Strahl etwas abwandte, damit sie nicht von ihm geblendet wurde. »Oder sollte ich auf Schwedisch sagen: God kväll?«
     

*
     
    Sie rührte sich nicht. Völliges Entsetzen hielt Ella gepackt. Es war ihr noch nie passiert, dass man sie bei einer ihrer Recherchen auf frischer Tat ertappt hatte. Manchmal war offensichtlich, was sie getan hatte, um an gewisse Infos zu gelangen, aber bisher hatte man ihr das nie beweisen können. Sie schluckte schwer.
    »Hätten Sie die Freundlichkeit, aufzustehen?«, fragte die wohltönende Stimme aus der Dunkelheit hinter dem Taschenlampenstrahl, deren Eigentümer sie nicht erkennen konnte.
    Langsam richtete sich Ella auf, achtete darauf, dass ihre Hände jederzeit sichtbar waren. Nur kein Risiko eingehen, ermahnte sie sich. Bestimmt konnte sie sich noch irgendwie herausreden.
    »Hören Sie, das ist nicht, wonach es aussieht«, sagte sie. »Eigentlich bin ich nur hier, um einen Bekannten zu treffen. Vielleicht kennen Sie ihn ja. Er –«
    »Sparen Sie sich das«, unterbrach die Stimme. Der Sprecher machte einen Schritt ins Zimmer hinein, schaltete die Taschenlampe aus, schloss die Tür und ging zum einzigen Fenster hinüber. Mit einer schnellen Bewegung zog er einen Rollo herunter. Danach schaltete er das Deckenlicht ein. »Falls Sie auf Tim Jung hinauswollen: Ja, ich kenne ihn.«
    Ella musterte den Typen. Er war schmächtig, etwa einssiebzig groß, hielt sich merkwürdig gerade und sah sie aus eiskalten graublauen Augen an. Seine ganze Erscheinung war unsympathisch, irgendwie gespreizt und eingebildet. Ella ließ die erhobenen Arme sinken.
    »Sind Sie Tims Cousin?«
    »Höchstselbst. Darf ich Sie nun bitten, den Rucksack und die Jacke abzunehmen, beides auf den Schreibtisch zu legen, die Hosentaschen zu leeren und

Weitere Kostenlose Bücher