Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
aus. Er stand auf. »Sie sind heute keine angenehme Gesellschaft. Sie trinken ja nicht mal mit mir.« Mit einem mürrischen Gesichtsausdruck schulterte er die Tasche und ging Richtung Tür. Ohne zurückzusehen oder sich zu verabschieden, verschwand er.
Tim sah Loki an. »Gut gemacht.«
»Man kann nicht allen gefallen.« Sein Cousin erhob sich ebenfalls. »Ich wünsche dir eine angenehme Nacht, mein Lieber.«
Tim richtete sich auf. »Warum trinken wir nicht zusammen das Bier? Lass uns ein bisschen relaxen und quatschen.«
» Quatschen ?« Aus Lokis Mund hörte sich das wie etwas Unanständiges an. Er hob die Brauen. »Es gibt nichts zu besprechen. Doch du hast ein wenig Ruhe verdient. Genieße dein Bier.« Damit drehte er sich um und ging ebenfalls.
Kopfschüttelnd starrte Tim die Tür an, packte das Bier und öffnete es mit dem Feuerzeug. Er trank einen tiefen Schluck, stand auf und wollte absperren. Der Schlüssel war weg.
Stirnrunzelnd sah er sich um, konnte ihn aber nirgendwo finden. Wahrscheinlich war ihm der Schlüssel im Auto aus der Hosentasche gefallen, das wäre nicht das erste Mal. Er würde ihn suchen gehen, sobald er das Bier ausgetrunken hatte.
Schulterzuckend ließ er sich auf das Bett fallen, griff nach dem Handy und tippte eine SMS an Ella: ›Ist dir etwas dazwischen gekommen? Wir können gerne etwas anderes ausmachen. Melde dich. LG, Tim.‹
Eine dreiviertel Stunde später wankte Tim aus dem Wohngebäude. Er hatte Mühe, geradeaus zu sehen. Zum Teufel, seit wann haute ihn ein einziges Bier um? Ihn, den ehemaligen Kampftrinker! Nun ja, in letzter Zeit waren seine Sauftouren wirklich rar geworden. Kein Wunder, dass er nichts mehr vertrug.
Tim blieb stehen, stützte sich mit der Hand an der Außenmauer ab und schüttelte den Kopf. Statt dass sich sein Blick klärte, begann sich alles um ihn zu drehen. Aber er fühlte sich trotzdem fit, überhaupt nicht mehr müde. Wäre da nur der Schwindel nicht ...
Er glaubte, aus den Augenwinkeln eine Bewegung zu sehen und ließ die Hand automatisch zum Holster gleiten. Ihm wurde bewusst, dass er die Heckler & Koch auf das Nachtkästchen gelegt hatte, weil es verdammt ungemütlich war, mit ihr im Bett zu relaxen. Aber das Messer war noch da, eingeklappt in der Hosentasche. Er fasste nach dem Griff und spähte nach vorne.
Die Bewegung entpuppte sich als ein Ast, der vom nächtlichen Wind gepeitscht wurde.
Tim seufzte. Er brauchte Urlaub.
Er stieß sich von der Wand ab und ging auf das Pflaster hinaus, in Richtung des Parkplatzes. Immer wieder verlor er das Gleichgewicht und torkelte zur Seite, als hätte er sich eine ganze Flasche Wodka einverleibt.
»Die Zeit’n sin’ voabei«, lallte er und streckte die Zunge raus, weil sie sich so pelzig anfühlte. Er rieb sie gegen die Schneidezähne, aber das half nichts. Sein Mund war so trocken, als hätte er Löschpapier gegessen.
Sein Blick richtete sich gen Himmel. Wie farbenprächtig die Sterne hier im Norden leuchteten! Die in seiner Heimat konnten da wirklich nicht mithalten. Die Leere zwischen den Trabanten besaß eine unglaubliche Präsenz. Das Schwarz war beinahe absorbierend. Einer der helleren Sterne hatte eine pulsierende, feuerrote Korona, die sich ausdehnte. Wie gebannt stierte Tim zum Firmament hinauf.
Der Wind pfiff ihm um die Ohren. Tim riss den Blick los und schüttelte erneut den Kopf. Das Fastfoodessen, dachte er. Hatte er vielleicht eine Lebensmittelvergiftung? Er griff sich an die Stirn und stellte erschrocken fest, dass er tatsächlich glühte. Seine Finger waren schweißnass. Er sollte sich ins Bett legen und schlafen.
Ah, das Auto! Er richtete die Augen auf den kleinen Mietwagen und wankte weiter. Mit der Linken griff er in die Hosentasche und fing an, nach dem Schlüssel zu suchen. Mehrmals versuchte er, ihn herauszuziehen, bekam aber nur immer den Stoff der Hose zu fassen. Ein leises, klirrendes Geräusch drang an sein Ohr, das nur gering den heulenden Wind übertönte, als der Schlüssel zu Boden fiel.
Tim riss den Blick nach unten und stellte entsetzt fest, dass sich die Pflastersteine regten. Die Umrandungen fingen an, sich zu schlängeln und wellenförmige Bewegungen zu machen. Sie schienen regelrechte Minicanyons in die Erde zu graben. Die Steine selbst schoben sich nach oben, verloren ihre Starrheit und folgten den Windungen.
Kontinentaldrift, dachte Tim.
Auf einem der wandernden Steine glänzte der Autoschlüssel. Tim bückte sich, verlor das Gleichgewicht und
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