Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
fiel um. Er konnte sich mit den Händen nicht rechtzeitig abfangen, knallte auf die Nase und blieb stöhnend liegen. Er schmeckte Blut.
Benommen griff er sich ins Gesicht, glitschte mit den Fingern durch die Feuchtigkeit und musste einsehen, dass er seine Feinmotorik nicht mehr unter Kontrolle hatte. Er warf sich herum und korrigierte sich: Er hatte überhaupt keine Motorik mehr. Seine Arme und Beine schwangen durch die Gegend, als seien sie selbstständige Wesen. Trotzdem schaffte er es irgendwie, sich auf den Rücken zu wälzen.
»Soschssss...«, entkam seinem Mund. Nun konnte er also gar nicht mehr sprechen. Wunderbar.
Dumpf nahm er wahr, dass sich sein Mund füllte, dass etwas von seinem Magen nach oben wanderte. Prustend begann er, sich zu übergeben, hatte aber nicht die Kraft, sich zur Seite zu drehen. Sein ganzer Körper zuckte krampfhaft.
Durch den Nebel in seinen Gedanken wurde ihm klar, dass er ersticken würde. Er starrte die funkelnden, farbenprächtigen Sterne an und hatte die Panik kaum noch unter Kontrolle. Sein Körper gehorchte gar nicht mehr. Blind zitterten seine Gelenke, Arme und Beine schlugen unkontrolliert umher. Die Augen traten aus den Höhlen.
Tims Bewusstsein verabschiedete sich, machte sich auf den Weg in die absorbierende Schwärze zwischen den wunderschönen Sternen.
*
Noch nie zuvor in ihrem Leben hatte Ella Berg eine so rasende Wut verspürt. Sie konnte vor Entrüstung einige Zeit überhaupt keinen klaren Gedanken fassen. Der Kerl hatte sie nicht nur aufgespürt und überführt, er wusste auch noch über sämtliche ihrer Aktivitäten Bescheid; Anstrengungen, die sie einige Zeit, Überwindung und Hartnäckigkeit gekostet hatten. Und dann hatte er sie einfach so dingfest gemacht, an eine Heizung gekettet , sodass sie nicht einmal versuchen konnte, sich aus der Affäre zu ziehen. Und was würde Tim über sie denken, sobald er davon erfuhr?
Das konnte nicht wahr sein!
Zum wiederholten Mal riss sie heftig die rechte Hand herum, doch das Ergebnis war immer dasselbe: Sie rieb sich die Haut am Gelenk auf, mehr nicht.
Sie sah zum Schrank hinüber, in dem der Schlüssel für ihre Fesseln lag. Langsam ließ sie den Blick durch den Raum schweifen, auf der Suche nach irgendeinem Hilfsmittel, aber es gab natürlich keines. Alleine kam sie nie dort hinüber.
Ella stieß den derbsten schwedischen Fluch aus, der ihr in den Sinn kam. Kurzerhand packte sie die Wasserflasche und warf sie mit aller Kraft quer durchs Zimmer. Danach stand sie schwer atmend da, blinzelte in die Dunkelheit und versuchte, das rasende Herz unter Kontrolle zu bekommen.
Das mit der Wasserflasche war womöglich keine gute Idee gewesen, dachte sie.
Mit einem neuerlichen Fluch ging Ella in die Knie, packte die Handschellen mit der linken Hand und versuchte, sich daraus zu befreien, indem sie die gefesselte Hand so gut sie konnte zusammenpresste. Das schwere Eisen, das bereits ihre Körperwärme angenommen hatte, ließ sich bis knapp unter den Daumen schieben, dann gab es kein Weiterkommen. Sie müsste sich den Daumen schon ausreißen, um sich zu befreien.
Dieser verfluchte Schnösel! Was bildete sich der überhaupt ein?
Das hier war Freiheitsberaubung! Und auch, wenn Ella nicht so genau wusste, wie weit seine Befugnisse in rechtlicher Hinsicht so etwas erlaubten, war sie sich doch sicher, dass das nicht vollständig legitim sein konnte. Unmöglich. Sobald sie hier raus war, würde sie sich den besten Anwalt holen, den Kiel zu bieten hatte!
Sollte der Drecksack ihre Machenschaften doch ans Tageslicht zerren! Sollte er! Sie war Journalistin, so etwas gehörte einfach dazu. Und sie würde nicht ruhen, bis sie seine Leichen ausgegraben hatte, das schwor sie sich. Die dekadente Arschgeige hatte sich mit der Falschen angelegt!
Ellas Brustkorb hob und senkte sich schwer unter den ungestümen Atemzügen. Sie setzte sich hin, der rechte Arm baumelte kraftlos neben ihrem Kopf, die Handschelle zog ihn ungemütlich nach oben.
Ein paar Sekunden vergingen.
Sie sprang auf die Beine. Sie konnte sich einfach nicht stillhalten, wenn sie so wütend war. Ella spähte zum Schreibtisch, auf dem neben ihrem Rucksack ihr Handy lag. Das Display leuchtete, es rief jemand an. Verflucht! Sie machte einen Schritt, streckte sich, so weit es die Handschellen erlaubten, dennoch fehlte gut ein Meter bis zum Schreibtisch.
»Hilfe!«, rief sie, so laut sie konnte. Alles blieb still.
Das brachte alles nichts. Wenn dieser widerliche Arsch
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