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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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gerade, die Schultern durchgedrückt. Die graublauen Augen waren geradewegs auf das Gesicht gerichtet, das sich ihm gegenüber an die Scheibe im Erdgeschoss des Schulgebäudes presste. Wie ein Gespenst erschien das Gesicht, körper- und farblos.
    In den Ohren trug Loki kleine Kopfhörer, die Kabel verschwanden unter seiner Jacke, in deren Innentasche er den MP3-Player verstaut hatte. Das rhythmische Dröhnen von Bässen erfüllte seinen Gehörgang, vermischt mit den synthetisch erzeugten, leicht metallisch anmutenden instrumentalen Klängen. Dem repetitive Arrangement des Stückes mit dem Titel Fahrerflucht – erneut das Machwerk eines Regensburger Künstlers namens Trick 17 – verdankte es Loki, dass er sich trotz der Konzentration auf die Umgebung und das Geschehen in völligen inneren Gleichmut hüllen konnte.
    Langsam drehte er den Kopf, betrachtete die Silhouette seines Cousins, die inzwischen auf dem Boden lag und unbeherrscht zuckte. Mit einer gemächlichen Bewegung hob Loki das Handy an, sah auf die Uhr und richtete den Blick wieder auf Johnny.
    Eine Minute verblieb.
    Von nun an zählte er im Takt der Musik die Sekunden. Es war unwahrscheinlich, dass er einschreiten musste, das sah sein Plan nicht vor, dennoch war er auf alles vorbereitet. Gewisse Risiken einzugehen lag in seinem Naturell, gewiss, doch leichtfertig war er deshalb keineswegs. Schon gar nicht, wenn es um die Familie ging.
    Die Minute verstrich. Johnnys Bewegungen wurden langsamer, qualvoller. Bedächtig drehte Loki den Kopf, blickte in alle Richtungen, besah sämtliche Schatten gründlich.
    Fünfundfünfzig Sekunden. Sechsundfünfzig. Siebenundfünfzig.
    Nun musste er handeln, gleichgültig, was kommen mochte. Er machte einen Schritt nach vorne, nahm die Hände aus den Hosentaschen und wollte gerade loslaufen, als er am Rande seines Blickfeldes eine Bewegung wahrnahm. Eilends zog er sich in den Schatten zurück und beobachtete eine Gestalt, die wieselflink über den Platz lief, den Kopf dabei geduckt hielt. Sie ging neben Johnny in die Knie, drehte ihn herum und rettete ihm damit das Leben.
    Loki atmete auf.
    Die Gestalt blieb eine kleine Weile so sitzen, hielt sich dabei tief über Johnny gebeugt. Anschließend richtete sie sich auf, packte seine Arme und fing an, ihn davonzuschleifen, und zwar in Richtung des hinter dem Schulgelände liegenden Parks.
    Loki hob die Brauen. Interessant.
    Er griff nach dem Gurt, zog die Maschinenpistole nach vorne, umgriff sie mit beiden Händen und machte einen Schritt zurück, tiefer in das Gebüsch hinein. Während er das Schulgebäude von der anderen Seite her umrundete, sich dabei weiterhin im Schatten hielt, zückte er das Mobiltelefon und rief Lühnsmann an.
     
     

*
     
    Loki war lange vor seinem Cousin und dessen Häscher auf der freien Fläche hinter der Schule angelangt. Erneut stand er im Schatten und wartete – allmählich hatte er von beidem genug. Es war beileibe höchste Zeit, den Fall abzuschließen und heimzukehren.
    Allerdings dauerte es nicht lange, dann tauchten von links die beiden Gestalten auf. Auf den ersten Blick konnte man annehmen, der Häscher zöge einen Sack hinter sich her, wenn man es nicht besser wusste.
    Bewegungslos verfolgte er, wie jener den vermeintlichen Sack unsanft die Böschung hinunterschleifte, die den zur Schule gehörigen Park eingrenzte. Im Anschluss daran lag eine weite, bebauungsfreie Ebene vor ihnen, die an einen schmalen Waldstreifen anschloss. Dahinter lag der Mönkeberger See.
    Wohin brachte er Johnny?
    Dort draußen war nichts. Das wusste Loki von den Grundrissen, die ihm Doktor Anselm Pfeifer hatte zukommen lassen. Sie waren sehr umfangreich, reichten zurück bis ins fünfzehnte Jahrhundert, in dem die Schule erbaut worden war, bis hin zu den Renovierungsarbeiten, die im Rahmen der Denkmalschutzauflagen jährlich durchgeführt werden mussten. Ausgeschlossen, dass es dort draußen irgendetwas gab; es wäre sonst auf den Bauplänen verzeichnet. Selbst die weitläufigen Kellerräume, die sich unter dem kompletten Gelände erstreckten, reichten nicht so weit hinaus, zumal sie Loki allesamt in den Nächten abgelaufen war.
    Erwartungsvoll verfolgte er, wie die Gestalt jetzt die Ebene überquerte. Augenscheinlich hielt sie auf das Waldstück zu. Johnnys Häscher machte dabei immer wieder kurze Pausen, und schließlich packte er seine ›Fracht‹ und hob sie sich mit überraschender Kraft über die Schulter. Nun ging er etwas schneller, das Mondlicht warf

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