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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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verschmiert war wie seine Hose. Mit zittrigen Händen fing er an, Lines zu legen.
    Es war immer noch still im Raum.
    Anschließend wurde der Spiegel herumgereicht, jeder zog eine Line. Nur Chest und Hora nicht.
    Chest nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier.
    »Es … wird immer schlimmer«, sagte Wolter mit Blick auf Chest, während er sich mit dem Handrücken über die Nase wischte. »Es werden immer mehr und sie werden dreister.«
    Chest sagte nichts.
    »Habt ihr … was … äh …«
    »Wir sind dabei«, sagte Hora lächelnd. »Wird schon werden, Wolli. Keine Bange.« Und in Gedanken: ›Elender Feigling!‹
    »Wolli hat uns von eurer Ausbildung erzählt«, sagte jetzt das Mädchen neben Chest.
    Sie konnte kaum älter als zwanzig sein, die Jüngste hier, und doch traute sie sich, zu sprechen. Unwillkürlich drehte Chest den Kopf und sah sie an. Während Hora in seinen Gedanken spöttisch lachte, musterte er das junge Gesicht.
    »Er hat uns erzählt, dass es die Angst ist«, fuhr sie fort, sah dabei Chest in die Augen. »Dass die Angst, die sich zunehmend aufbaut, Schuld an allem ist.«
    ›Shit‹, kicherte Hora. ›Leck mich doch am Arsch! Sie sieht dir freiheraus in die Augen! Ja leck mich doch!‹ Und laut: »Was hat er euch denn noch erzählt, der gute alte Wolter?«
    »Nichts«, sagte Wolter sofort. »Nichts weiter.«
    Das Mädchen nickte. »Das reicht ja, oder? Es ist schlimm genug. Was sollte es denn noch geben?«
    Chest starrte sie nur an. Sie hatte dunkelgraue Augen, versetzt mit braunen Sprenkeln. Eine dünne Blutkruste lag um ihr linkes Nasenloch, ein stiller Zeuge ihrer Sucht. Chest trank von seinem Bier.
    »Sei jetzt still«, sagte Wolter mit plötzlicher Intensität in der Stimme. »Du hast ja keine Ahnung, wen du vor dir hast, du Rindvieh! Lass die beiden in Ruhe!«
    Chest blickte zu Wolter hinüber.
    ›Er hat ihnen nichts davon erzählt‹, sagte er in Gedanken zu Hora. ›Das würde er nicht tun.‹
    ›Aus Angst, Chest? Oder weil ihr so gute Freunde seid?‹
    ›Fick dich‹, erwiderte Chest.
    ›Wenn ich nur könnte! Ich würde bis ans Ende meiner Tage nichts anderes tun!‹ Wieder schallendes Gelächter.
    Chest konnte nicht anders, er sah wieder das Mädchen an. Sie hielt den Blick jetzt auf den Boden vor sich gerichtet, sichtlich bestürzt über Wolters Zurechtweisung.
    Sie erinnerte ihn an etwas. Nein, an jemanden ! An irgendjemanden …
    ›Hör auf‹, sagte Hora. ›Nicht jetzt.‹
    Chest sah weg und trank von seinem Bier.
    Hora öffnete erst jetzt seine eigene Flasche, ließ den Bierdeckel durch die Luft fliegen, setzte die Flasche an die Lippen und trank sie auf einmal aus.
    »Wir müssen weiter«, sagte er anschließend. »Immer schön, dich zu sehen, Wolli.« Wieder das absurde Lächeln und brüllendes Kichern in Gedanken.
    Sie verließen Wolters Wohnung, marschierten zurück, vorbei an den verwesenden Leichen.
    Daheim angekommen setzte sich Hora wieder vor ihr Labor und Chest auf das Sofa.
    ›Du hast eine Stunde‹, sagte Hora.
    Chest drehte sich einen Joint, rauchte ihn und lehnte sich zurück.
     

9
     
    Susanne Eissing bebte. Von tief innen stammte die Vibration, die ihre Fettmassen nicht zur Ruhe kommen ließ. Irgendwo in der Magengegend hatte das Beben seinen Ursprung, wahrscheinlich dort, wo die Organe bereits kollabierten.
    Die weit geöffneten Augen blinzelten nicht. Die Pupillen waren stierend nach vorne gerichtet, auf irgendeinen undefinierbaren Punkt im Dunkel. Der mit Blut verschmierte Mund stand einen spaltbreit offen und verströmte einen stinkenden Atem, der leicht metallisch roch. Im linken Mundwinkel klebte eine der fettigen Haarsträhnen. Bei jedem Atemzug flatterte sie in die Höhe, sank herab, flatterte in die Höhe ...
    Die Beine leicht angewinkelt vor sich ausgestreckt, saß sie inmitten der Finsternis und wippte mit dem Oberkörper. Die schmutzigen Hände mit den gesplissenen Fingernägeln ruhten in ihrem Schoß. Hin und wieder zuckte ein Finger.
    Dicht an sie geschmiegt saß eine weitere Gestalt. Mit Susanne schaukelte sie ungewollt vor und zurück. Das Gesicht, das mit einer undurchdringlichen Schmutzschicht bedeckt war, drückte sich in den massigen Oberarm der Nachbarin. Die Augen waren ebenfalls in die Dunkelheit gerichtet, schossen allerdings gnadenlos hin und her und blinzelten ununterbrochen, so als müssten sie doppelte Arbeit verrichten.
    Die Gestalt lag gekrümmt auf der Seite, die Beine verschwanden in der Finsternis. Man hörte ein Klopfen,

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