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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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Kortex aufweisen, durchaus bekannt.«
    »Na so was!« Die Pathologin lachte fröhlich. »Und was halten Sie davon? Glauben Sie, ein Serienmörder ist vermindert schuldfähig, wenn er Läsionen im Stirnlappen hat?«
    Ein paar Momente folgte Schweigen.
    »Gnädige Dame, wenn Sie auf den Kopf fallen und im Anschluss Menschen töten, würden Sie sich nicht auf das MRT berufen und auf verminderte Schuldfähigkeit plädieren?«
    »Natürlich würde ich das. Aber so einfach ist es nicht. Manche dieser Serienmörder sind nicht auf den Kopf gefallen, um es mit Ihren Worten auszudrücken. Es gibt keinen konkreten Zeitpunkt oder ein Vorkommnis, das ihr Handeln rechtfertigt.«
    Ein paar ihrer Kollegen, erklärte die Pathologin, würden zu der Ansicht neigen, es genüge, wenn ein Kind unablässig von den Eltern misshandelt worden sei, beispielsweise wenn es immerzu geschüttelt wurde, was eine stetige Belastung des Gehirns bedeute und zu einer Schädigung des Kortex’ führen könne, aber sie sei da skeptisch. »Diese Menschen leben jahrelang ohne Auffälligkeiten, und urplötzlich beginnen sie, zu morden. Ich glaube, dass man in solchen Fällen nicht allein die Verantwortlichkeit in der Läsion suchen darf, sondern auch psychische Belastungen in Betracht ziehen muss.«
    Ein Zusammenspielen von verschiedenen Begebenheiten scheine wahrscheinlicher, sagte sie und zog tief Luft ein. »Doch woher auch immer eine solche Läsion kommt – wenn sie nachweislich vorhanden ist, muss sie auch bei der Urteilsfindung berücksichtigt werden, genau wie alle anderen Beweismittel auch. Man darf nicht vergessen, dass sich so jemand über die Konsequenzen seines Handelns wahrscheinlich nicht bewusst ist. So lange das durch die Wissenschaft nicht geklärt ist, gilt in meinen Augen: In dubio pro reo.«
    Erneut schwieg die Pathologin einen Augenblick, doch bevor jemand etwas sagen konnte, fuhr sie fort: »Es bleibt abzuwarten, wie sich die rechtliche Lage in dieser Hinsicht entwickelt. Doch eines weiß ich: Prophylaktisch sollte man die neuen Möglichkeiten, die der technische Fortschritt bietet, keinesfalls anwenden.«
    Das würde zu einem totalitären Staat führen, erklärte sie und klapperte hinter Tims Rücken mit irgendwelchen Geräten herum, die sie anscheinend aus Schubladen entnahm und zurücklegte. Man dürfe diese Gefahr niemals unterschätzen. Vor allem, wenn man verfolgte, wie die Medien reagieren und die Schreie des Volkes nach Lynchjustiz und einer Prävention in Form von öffentlich gemachten Listen Krimineller aufgreiften.
    »Ich kann diese Menschen natürlich verstehen«, sagte sie, immerhin würden diese nur das Leid der Hinterbliebenen sehen, aber nicht, dass der Täter krank sei und Hilfe benötige. Auch er leide.
    »Stellen Sie sich vor, sie bekommen einen derartigen Schlag auf den Kopf, verspüren urplötzlich ein nie gekanntes Verlangen nach Gewalttätigkeit, können diesem Verlangen nicht standhalten und werden zum Mörder – wie würde es Ihnen gehen? Nein, in dieser Hinsicht bin ich stur und lasse mich nicht davon abbringen: Solche Menschen gehören in Sicherheitsverwahrung und medizinisch und psychisch behandelt, nicht über Jahre in ein Gefängnis gesperrt, wo sie diesem bestialischen inneren Zwängen hilflos ausgeliefert sind.« Sie verstummte.
    »Das war ein eindrucksvolles Plädoyer für die Würde des Menschen «, erwiderte Loki. »Sie haben meine Hochachtung.«
    Schweigen folgte.
    Tim runzelte die Stirn. Was ging denn da vor? Seit wann lobte Loki irgendjemanden? Er wollte sich umdrehen und einen Blick auf die beiden werfen, ließ es aber sein. Der Geruch, der vom Eimer aufstieg, erinnerte ihn schmerzlich daran, was sich hinter seinem Rücken befand.
    »Was hat diese Verletzungen im Hirn denn jetzt ausgelöst?«, fragte er, um irgendetwas zu tun.
    Die Pathologin legte ihm erneut eine Hand auf die Schulter. »Gute Frage. Dazu wollte ich gerade kommen.« Sie zog die Hand zurück und verschwand damit wieder aus seinem Blickfeld. »Wir wissen es nicht. Es gibt keine Anzeichen für Toxine und auch ansonsten keine Rückstände von Rauschmitteln. Äußerlich erkennt man am Kopf eine Platzwunde und eine aufgeschürfte Wange. Das deutet auf einen Sturz hin.«
    »Halten Sie diesen Sturz für den Auslöser?«, fragte Loki.
    »Es liegt im Bereich des Möglichen. Ich fürchte aber, wir werden Ihnen nicht sagen können, woher die Läsionen nun tatsächlich rühren. Ich kann nur wiedergeben, was ich sehe. Für die Interpretation

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