Venus 01 - Piraten der Venus
machte mich auf ein schnelles Ende ge faßt. Doch da öffnete sich plötzlich die Tür im Baumstamm, und drei Männer sprangen hinter dem heranrasenden Tier auf den Verbindungssteg. Der erste Mann schleuderte einen kurzen, schweren Speer, der tief in den Rücken meines wütenden Verfolgers drang. Sofort wirbelte das Wesen herum, um gegen die neuen Angreifer vorzugehen, die gefährlicher waren als ich; im gleichen Augenblick schleuderten auch die anderen Männer ihre Speere, die sich in die Brust des Wesens bohrten. Mit einem schrecklichen Schrei sank es tot auf dem Steg zusammen.
Der Anführer der drei kam auf mich zu. In dem Zwielicht des Waldes schien er sich von einem Erdbewohner nicht zu unter scheiden. Er hatte die Spitze seines Schwertes warnend gehoben. Hinter ihm standen die beiden anderen Männer, die Waffen eben falls griffbereit.
Der erste Mann sprach mich mit fester, befehlsgewohnter Stimme an, aber ich schüttelte den Kopf, um ihm zu zeigen, daß ich nicht verstand. Schließlich drückte er mir die Schwertspitze in die Magengrube und stieß leicht zu. Ich wich zurück. Er kam mir nach, und wieder trat ich einen Schritt zurück. Dann begannen mich die Männer interessiert zu untersuchen, während sie sich an geregt unterhielten.
Ich konnte sie jetzt besser erkennen. Sie waren etwa so groß wie ich und schienen, soweit ich es erkennen konnte, anatomisch dem irdischen Menschen zu entsprechen. Viel blieb meiner Phantasie dabei nicht überlassen, denn abgesehen von den Lendentüchern und den Gürteln mit den Schwertscheiden waren die Männer nackt. Ihre Haut schien dunkler getönt zu sein, wenn sie mir auch keine Neger zu sein schienen; ihre Gesichter waren glatt und schön.
Mehrmals wurde ich direkt angesprochen und gab auch immer eine Antwort; natürlich verstanden wir einander nicht. Nach län gerer Diskussion verschwand einer der Männer wieder in der Öffnung; und gleich darauf blickte ich in das erleuchtete Innere des Raumes.
Man bedeutete mir, durch die Öffnung zu treten, und ich setzte mich in Bewegung. Die Männer gingen kein Risiko ein und hielten ihre Schwerter drohend erhoben. Ich betrat den Raum, den man aus dem Innern des Baumstamms geschlagen hatte. Auf der an deren Seite waren mehrere Türen zu sehen, die wahrscheinlich zu anderen Räumlichkeiten führten. Es gab Stühle und einen Tisch; die unebenen Wände waren leicht getönt. Auf dem Fußboden lag ein großer Teppich, und der Raum wurde von einem an der Decke hängenden Gefäß erhellt, das ein grelles Licht ausstrahlte.
Die Männer folgten mir und schlossen die Tür mit einer Vor richtung, die ich im Augenblick nicht erkennen konnte. Dann wies man auf einen Stuhl und bedeutete mir, daß ich mich setzen sollte. Im Schein der hellen Lampe betrachteten mich die Männer einge hend, während mein Interesse an ihnen nicht minder groß war. Die größten Probleme schien ihnen meine Kleidung zu bereiten; wenn ich ihre Gesten richtig deutete, unterhielten sie sich lebhaft über Material und Zuschnitt meines Schutzanzugs.
Da mir in meiner gefütterten Wollmontur bald unerträglich warm wurde, entledigte ich mich meiner Lederjacke und meines Polohemdes. Jedes abgelegte Kleidungsstück fand das ungeteilte Interesse der Männer und regte sie zu lebhaften Diskussionen an. Meine helle Haut und mein blondes Haar schienen ebenfalls Auf sehen zu erregen.
Schließlich verließ einer der Männer das Zimmer, und während seiner Abwesenheit nahm ein anderer die Dinge an sich, die auf dem Tisch gelegen hatten – anscheinend in Leder und Holz gebun dene Bücher, verschiedene Zierstücke und einen Dolch in einer herrlich gearbeiteten Scheide.
Der dritte Mann kehrte zurück und brachte etwas zu essen und zu trinken. Er bedeutete mir, daß ich mich hinsetzen und essen sollte. Ich konnte wählen zwischen Früchten und Nüssen in polierten Holzschalen, zwischen brotähnlichem Gebäck auf einem gol denen Teller und Honig in einem Silberkrug. Ein hoher, schlanker Kelch enthielt eine weißliche Flüssigkeit, die mich an Milch erin nerte. Das fein gearbeitete Geschirr und die Einrichtung des Rau mes zeugten von einer hochstehenden Kultur, die im Widerspruch zu dem wilden Aussehen der Venusmenschen zu stehen schien.
Vom Aussehen und Geschmack her waren mir die Früchte und Nüsse völlig unbekannt; etwas Ähnliches hatte ich auf der Erde noch nicht zu essen bekommen. Das Brot war grobkörnig und schmeckte gut, und der Honig, wenn es sich wirklich um Honig
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