Venus 03 - Krieg auf der Venus
schüttelte den Kopf. »Nicht ohne dich.« Ich beugte mich vor und küßte sie.
»Wohin dann?« fragte ich.
»Oh, fliegen wir einfach weiter. Eine Richtung ist so gut wie die andere.«
Ich hatte gerade die westliche Richtung eingeschlagen und be hielt diesen Kurs jetzt einfach bei. Soweit es uns betraf, lag ab solutes Neuland vor uns, und da wir auf diesem Wege in den nördlichen Teil der südlichen gemäßigten Zone kommen würden, hatten wir keine Klimaprobleme zu befürchten.
Die Zeit verstrich langsam. Unter uns erstreckte sich der un endliche Ozean. Das Flugzeug arbeitete einwandfrei, wie ich es nicht anders von ihm erwartete. Es vereinigte die besten techni schen Qualitäten zweier Welten in sich; das Prinzip des Flug zeugs, das auf Amtor bisher unbekannt gewesen war, und die vorzüglichen technischen Mittel der Stadt Havatoo. Das verwen dete Material war allen irdischen Metallen überlegen, und der Motor war ein Wunder an Kompaktheit und Einfachheit. Vom Entwurf her war die Maschine eine Mischung aus verschiedenen Flugzeugtypen, die ich auf der Erde geflogen hatte. Sie konnte vier Passagiere aufnehmen; zwei vorn in einem offenen Cockpit und zwei hinten in einer stromlinienförmig verkleideten Kabine. Von allen vier Sitzen konnte das Flugzeug gesteuert werden.
Wir verkürzten uns die Zeit damit, Landungen und Starts zu üben. Dabei mußten wir auf die großen Meeresbewohner achten, die unserer Maschine hätten gefährlich werden können.
Als die Dunkelheit hereinbrach, wurde das endlose Meer unter uns in das sanfte und geheimnisvolle nächtliche Licht getaucht, mit dem die Natur diesen mondlosen Planeten ausgestattet hat. Keine Landmasse und kein Schiff störte den fremdartigen Zauber dieser Welt, in der es nur unser leises Flugzeug und uns beide zu geben schien.
Später sprang der Wind nach Süden um, und in der Morgendämmerung stiegen große Nebelfelder vor uns auf. Es war viel kühler geworden. Offensichtlich gerieten wir in das Schwanzende eines südpolaren Sturmes, was mir wenig gefiel. Ich hatte zwar Blindfluginstrumente an Bord, doch konnte ich mich darauf verlassen in einer Welt, die mir topographisch völlig unbekannt war? Auch schien es wenig ratsam, auf dem Wasser niederzugehen und das Unwetter abzuwarten. Ich beschloß daher, nach Norden abzudrehen und vor dem Nebel her zu fliegen.
»Ist das nicht Land?« fragte Duare plötzlich und deutete nach vorn.
»Sieht fast so aus«, sagte ich.
»Vielleicht haben wir endlich unsere Insel gefunden!«
»Wir sehen uns den Streifen näher an, ehe er im Nebel ver schwindet.«
Als wir uns der Küste näherten, erblickten wir am Horizont eine Bergkette und im Nordwesten eine riesige Front von Bäu men, die mich an die gigantischen Wälder Vepajas erinnerte.
»Oh – da ist eine Stadt!« rief Duare aus.
»Ja – eine Hafenstadt, und sogar ziemlich groß. Ich möchte gern wissen, was für Menschen dort leben.«
Duare schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Nordwestlich von Vepaja liegt ein Land, das wir Anlap nennen. Es liegt teil weise in Trabol und teilweise in Strabol. Es könnte sich um eine Insel handeln, aber natürlich ist Strabol noch nicht richtig er forscht.«
Ich hätte darauf erwidern können, daß die Venus überhaupt wenig erforscht war, aber ich schwieg. Schon mehrmals hatte ich vergeblich gegen die Annahme der Amtorianer angekämpft, daß Amtor eine scheibenförmige Welt sei, die auf einem Meer aus glühender Materie schwamm. Die amtorischen Karten gin gen davon aus, daß das, was ich für den Venus-Südpol hielt, die kalten Randgebiete dieser Scheibe ausmachte, während die heiße Äquatorzone zu einem Punkt in der Mitte ihrer Welt re duziert wurde. Auf diese Weise waren die navigatorischen Un terlagen mehr als unzuverlässig, und die Existenz einer anderen Hemisphäre schien für die Amtorier unvorstellbar.
Als wir uns der Stadt näherten, stellte ich fest, daß sie von ho hen Mauern umschlossen und befestigt war und daß sie von starken Streitkräften belagert wurde. Das Summen amtorischer Kanonen wurde schwach hörbar. Wir sahen die Verteidiger auf den Mauern und draußen den Feind – lange Reihen von Soldaten, die hinter ihren Schilden die Stadt bedrängten. Die Schilde bestanden aus einem Metall, das einen mehr oder weniger guten Schutz vor den Strahlen amtorischer Waffen bot. Auf diese Wei se waren die Angreifer nicht auf Schützengräben oder Unter stände angewiesen, sondern konnten viel beweglicher operieren, als es auf
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