Venus 03 - Krieg auf der Venus
Pro tege der Toganja Zerka sind, müssen Sie ein guter Zani sein.«
»Es gibt nur einen guten Zani«, erwiderte ich.
Mephis, der das auf sich bezog, lächelte geschmeichelt und ließ sich in den Keller führen. Er ließ sich nur von zwei Männern aus seiner Gefolgschaft begleiten, von denen einer sein derzei tiger Liebling war – ein weibischer Mann, der mit Schmuck be hängt war.
Als wir den Korridor mit den Zellen erreichten, befahl mir Mephis, ihm die Zelle Kords, des früheren Jong von Korva zu zeigen.
»Torko hat mir die Namen der Gefangenen nicht mitgeteilt«, sagte ich entschuldigend. »Er sagte, es wäre Ihr Wunsch gewesen, daß sie namenlos blieben.«
Mephis nickte. »Richtig. Aber natürlich muß der amtierende Gefängnisleiter seine Gefangenen kennen!«
»Sie möchten mit mir sprechen?« tönte eine Stimme aus einer Zelle.
»Das ist er«, sagte Mephis. »Schließen Sie auf.«
Kord war noch immer ein eindrucksvoller Mann, obwohl die lange Gefangenschaft nicht spurlos an ihm vorübergegangen war. »Was wollen Sie von mir?« fragte er schlicht. Kein »Mal te Mephis!« und kein unterwürfiges Gehabe. Noch immer war Kord der Jong dieses Landes. Sichtlich verwandelte sich Mephis in den kleinen unbedeutenden Mann zurück, der er einmal ge wesen war. Er schien das selbst zu spüren, denn er begann nervös zu werden.
»Bringen Sie den Gefangenen in den Gerichtssaal!« brüllte er mich an, machte auf dem Absatz kehrt und ging mit seinen Begleitern voran.
Ich berührte Kord vorsichtig am Arm. »Kommen Sie«, sagte ich.
Es war ihm anzumerken, daß er damit gerechnet hatte, ge waltsam in den Gerichtssaal gebracht zu werden. Als ich ihn jetzt vorsichtig führte, blickte er mich überrascht an. Ich bemit leidete diesen Mann, der einmal ein großer Jong gewesen war und der sich jetzt von einem Unwürdigen wie Mephis herum kommandieren lassen mußte. Ich fürchtete, daß er vor meinen Augen gefoltert wurde, und wußte nicht, wie ich das überstehen konnte, ohne dazwischenzufahren. Nur meine Oberzeugung, daß mein Einschreiten weder mir noch Kord genützt hätte, bewog mich, das Gesicht zu wahren.
Als wir den Gerichtssaal betraten, hatten sich Mephis und seine Helfer bereits hinter der Richterbank niedergelassen. Eine volle Minute lang saß der Diktator schweigend da und ließ sei nen unsteten Blick durch den Raum schweifen, ohne Kord oder mich direkt anzusehen. Endlich sagte er:
»Sie sind ein mächtiger Jong gewesen, Kord. Sie können wie der Jong sein. Ich bin heute gekommen, um Ihnen Ihren Thron anzubieten.«
Er wartete, aber Kord schwieg. Regungslos stand er vor dem Richtertisch und blickte Mephis offen an – jeder Zoll ein König. Seine Haltung irritierte den kleinen Mann sichtlich.
»Ich habe gesagt, ich gebe Ihnen den Thron zurück, Kord«, wiederholte Mephis. »Sie brauchen nur dieses Dokument zu unterzeichnen. Es wird das sinnlose Blutvergießen in Korva been den.«
»Und wie lautet der Text?«
»Es handelt sich um einen Befehl an Muso, die Waffen nie derzulegen, weil Sie als König wieder eingesetzt sind und Frie den in Korva eingekehrt ist.«
»Das ist alles?«
»Praktisch alles«, erwiderte Mephis. »Ich habe hier nur ein zweites Dokument, das durch Ihre Unterschrift den Frieden in Korva sichern wird – eine Anweisung, durch die ich zum Ratgeber des Jong ernannt werde, mit Vollmachten, in Notfällen an seiner Stelle zu handeln. Sie ratifiziert auch alle Gesetze, die von der Zani-Partei seit ihrer Machtergreifung erlassen wurden.«
»Ich soll also meine wenigen treuen Untertanen in die Ge walt Mephis’ geben«, sagte Kord. »Das lehne ich natürlich ab.«
»Einen Augenblick!« schnappte Mephis. »Sie sollten sich Ihre Entscheidung überlegen. Wenn Sie sich weigern, werden Sie als Verräter angesehen und entsprechend behandelt.«
»Indem ich ermordet werde?«
»Nein, hingerichtet«, berichtigte ihn Mephis.
»Ich weigere mich trotzdem.«
Wutentbrannt sprang Mephis auf. »Dann stirb, du Narr!« brüllte er, zog seine Pistole und erschoß den wehrlosen Mann. Lautlos sank Kord, König von Korva, zu Boden.
11
Auf meiner Runde durch das Gefängnis begann ich am nächsten Tag einige Gefangene über die Verbrechen auszufragen, die ih nen vorgeworfen wurden. Dabei ergab sich, daß viele ihre Mei nung über Mephis und die Zanis zu freimütig geäußert hatten und durch falsche Freunde verraten worden waren. Viele kannten die Anklage überhaupt nicht, die gegen sie erhoben wurde, und viele
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