Venus 03 - Krieg auf der Venus
Flughelm auf, um meinen Zani-Haarschnitt zu verbergen, und hoffte, daß niemand meine Uniform bemerkte. Zu Fuß machte ich mich auf den Weg zu Tamans Haus. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite schimmerte Musos Palast im Glanz von tausend Lichtern. Viele herrlich geschmückte Gantors warteten geduldig auf beiden Seiten der Straße. Aus dem Innern des Palastes war Musik zu hören, in die sich Stimmengewirr mischte. Muso gab offensichtlich ein Fest.
Einer der Wächter vor Tamans Palast trat mir entgegen.
»Was wollen Sie denn?« fragte er brüsk.
»Ich will hinein«, erwiderte ich. »Ich bin Carson von der Ve nus.«
»Carson von der Venus!« rief er entsetzt und trat einen Schritt zurück, als hätte er ein Gespenst gesehen. »Aber wir dachten. Sie wären tot! Muso hat Staatstrauer für Sie angeordnet. Sie müssen tot sein!«
»Nun, ich bin es nicht, und ich möchte jetzt hinein und mit meiner Frau und mit Taman sprechen.«
»Sie sind nicht hier«, sagte er.
»Wo sind sie denn?«
»Drüben«, erwiderte er und blickte mich unsicher an. »Ich glaube kaum, daß Muso Sie gern sehen wird«, fügte er hastig hinzu, aber ich hatte mich bereits in Bewegung gesetzt.
Auch vor Musos Tor bekam ich Schwierigkeiten mit einem Wächter, der mir nicht glauben wollte, daß ich Carson von der Venus war. Schließlich bewog ich ihn, seinen Vorgesetzten zu holen, den ich zum Glück kannte. Er hatte mich mehrmals auf Flügen begleitet. Als er mich erkannte, blickte er sich unsicher um. Ich legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
»Bitte machen Sie sich keine Sorgen«, sagte ich. »Ich habe schon davon gehört. Bin ich noch rechtzeitig zur Stelle?«
»Glücklicherweise ja. Es soll in ein paar Minuten verkündet werden.«
»Und darf ich hinein?« fragte ich. Wie seine Antwort auch ausfiel, ich war entschlossen, mir den Eintritt in den Palast not falls zu erzwingen.
»Ich wäre der letzte, Sie aufzuhalten«, erwiderte er, »selbst wenn mich das meinen Kopf kostet.«
»Vielen Dank«, sagte ich und rannte die breite Treppe hin auf. Durch den Mittelkorridor konnte ich in den großen Thronsaal blicken, der voller Menschen war. Die gesamte Aristokratie Sanaras war hier versammelt. Ich begann mich langsam durch die Menge zu drängen. Muso stand auf der Empore neben dem Thron und hielt eine Rede.
»Ein Jong«, sagte er, »muß sich seine Frau vor den Augen seiner Untertanen nehmen, damit sie wissen, wen sie als Vad jong zu ehren haben. Ich habe eine Frau erwählt, deren Mann sein Leben im Dienste an Korva gab. Eine größere Ehre kann ich ihm nicht erweisen, und sein Andenken…«
Unwillige Gesichter wandten sich mir zu, als ich langsam vor wärtsdrängte. Ein Offizier packte mich an der Schulter und riß mich herum, und als er mich erkannte, weiteten sich seine Au gen ungläubig. Dann verzog er das Gesicht zu einem schiefen Grinsen und schob mich weiter. Schließlich erreichte ich die vor deren Reihen der Stehenden und erblickte Duare, die mit ge senktem Kopf auf einer niedrigen Bank saß, von zwei bewaffneten Kriegern flankiert. Sie starrte stumm zu Boden.
»Und jetzt frage ich, ob sich in dieser Versammlung jemand befindet, der etwas dagegen einzuwenden hat, daß Duare, Jan jong von Vepaja, meine Königin wird!«
»Ja, ich!« sagte ich laut und trat vor. Duare blickte auf, und ehe die Soldaten zugreifen konnten, sprang sie auf und stürzte in meine Arme.
Muso starrte mich mit geöffnetem Mund an. Er sah sich offen sichtlich einem Problem gegenüber, das er nicht lösen konnte. Schließlich wich sein Ausdruck der Überraschung einem gequäl ten Lächeln.
»Ich hielt Sie für tot«, krächzte er. »Welch freudige Über raschung.«
Ich blickte ihn nur an und schwieg. Totenstille herrschte in dem riesigen Saal – ein Schweigen, das eine volle Minute an hielt; eine sehr lange Zeit unter solchen Umständen. Schließlich drehte sich jemand um und ging auf die Tür zu, und wie eine Trauergemeinde verließen die Gäste langsam den Saal. Ich wandte mich schließlich um und erblickte Taman und Jahara, die mich erschrocken und zugleich erfreut anstarrten.
»Kommen Sie«, sagte Taman. »Wir sollten lieber gehen.«
Als wir die Tür erreichten, sah ich noch einmal zurück. Muso stand noch immer regungslos neben seinem Thron. Wir verlie ßen den Palast des Jong und überquerten die Straße.
»Sie müssen Sanara sofort verlassen«, sagte Taman, als wir in Jaharas Zimmer saßen.
»Aber ich will Sanara nicht verlassen«, erwiderte
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