Venus 04 - Odyssee auf der Venus
schleppten sich dahin. Ich sehnte mich nach Duare und nach meiner Freiheit und begann phantastische Fluchtpläne zu schmieden, was bald zur Besessenheit wurde.
Und dann ließ Tyros nach mir schicken. Tyros, der große König, bestellte einen Sklaven zu sich! Im Lager herrschte große Aufregung. Ich konnte mir vorstellen, welchem Umstand ich diese Ehre zu verdanken hatte. Der Klatsch des Sklavenlagers und der Wächter war endlich auch an die Ohren des Jong ge drungen, und dieser fremde Sklave, der Edelleuten und Krie gern getrotzt hatte, erregte seine Neugier.
Neugier ist der Katze Tod, dachte ich – aber vielleicht war es diesmal umgekehrt. Ich mußte vorsichtig sein. Wie sich die Zusammenkunft auch entwickeln mochte, sie war eine erfreuliche Abwechslung und bot mir Gelegenheit, den mächtigen Tyros zu sehen. Auch würde ich zum erstenmal den eigentlichen Palast betreten, für den ich mich sehr interessierte. Vielleicht war es eines Tages von Vorteil, wenn ich mich dort auskannte.
Eine große Abteilung Krieger eskortierte mich zum Palast des Herrschers.
14
Die Myposier haben kein Gefühl für das Künstlerische und kein Gefühl für die Architektur; der Palast war hierfür ein beredtes Beispiel. Der Thronsaal war eine unregelmäßige Halle etwa in der Mitte der Anlage. Die Höhe der Decke schwankte zwischen sechs und zwei Metern; in unregelmäßigen Abstän den erhoben sich ungleichmäßig dicke Säulen, und das Mobi liar schien einfach hineingeworfen zu sein.
Ich wurde vor eine Plattform geführt, auf der Tyros’ Sessel stand. Der Jong bot keinen sehr angenehmen Anblick. Er war der erste Myposier, dessen Körper von Fett deformiert war. Er hatte einen riesigen Mund und vorspringende Augen, die so weit auseinanderstanden, daß man deutlich erkennen konnte, wie die Pupillen nach innen rutschten, um sich auf ein Objekt in der Nähe zu konzentrieren. Seine großen Kiemen waren krankhaft gerötet.
Der Raum war voller Hofleute und Krieger, und als einen der ersten erblickte ich Yron. Er machte einen beunruhigen den Eindruck, und als sein Blick auf mich fiel, begannen sich seine Kiemen heftig zu bewegen.
»Wie geht es dem ehrenwerten Yron heute morgen?« fragte ich.
»Mund halten, Sklave!« befahl einer meiner Begleiter.
»Aber Yron ist ein alter Freund von mir!« wandte ich ein. »Ich bin sicher, daß er sich über unser Wiedersehen freut!«
Yron sagte nichts, ließ seine Kiemen vibrieren und blies den Atem aus. Da erblickte ich neben ihm Vomer, den ich schon fast vergessen hatte. Auch er haßte mich. In dem riesigen Raum hatte ich keinen einzigen Freund.
Als ich vor der Plattform stand, richtete Tyros seine Augen auf mich. »Gelbes Haar!« bemerkte er. »Ein seltsames Wesen. Yron sagt, er sei ein sehr wertvoller Sklave. Was macht ihn so wertvoll – sein gelbes Haar? Ich habe viel von dir gehört, Skla ve. Ich habe gehört, daß du ungehorsam und respektlos bist und daß du eine Waffe bei dir hast, die lautlos tötet. Was für ein Unsinn ist das? Man hat mich angelogen, nicht?«
»Yron sicher«, sagte ich. »Hat er dir verraten, was ich ihn gekostet habe? Angeblich bin ich doch ein sehr wertvoller Sklave!«
»Ruhe!« brüllte ein Edelmann neben mir. »Du hast dem großen Jong keine Fragen zu stellen!«
Aber der Jong gebot ihm Schweigen. »Ja, er hat gesagt, du wärest sehr wertvoll. Ich erinnere mich nicht mehr an einen bestimmten Betrag. Jedenfalls ließ er den Eindruck entstehen, du hättest ihn ein Vermögen gekostet.«
»Er hat ganze zehn Kloovol für mich bezahlt«, sagte ich. »Ich hatte ihn also nicht viel gekostet, und er hatte Angst vor mir – aus diesen Gründen hat er mich weiterverschenkt.«
»Warum hatte er Angst vor dir?« fragte Tyros.
»Weil er wußte, daß ich ihn jederzeit töten konnte. Vielleicht hat er mich deshalb verschenkt – damit ich dich töte.«
Die Kiemen aller Anwesenden gerieten bei diesen Worten in Bewegung, und Yron sprang auf. »Er lügt!« kreischte er.
»Ich habe ihn dir geschenkt, Tyros, damit er deine Kinder bewacht. Zweimal hat er meine Kleinen vor den Guypals geret tet!«
»Aber du hast nur zehn Kloovol für ihn zahlen müssen?« fragte Tyros.
»Ja, ich habe ein gutes Geschäft gemacht. Ich…«
»Aber du hast dich vor ihm gefürchtet, also hast du ihn mir geschenkt!« schrie Tyros und wandte sich plötzlich an mich, als wäre ihm etwas eingefallen. »Woher soll ich wissen, daß das Ding dort wirklich tödlich ist?«
»Der ehrenwerte Yron hat es dir
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