Venus 04 - Odyssee auf der Venus
gesagt«, erwiderte ich.
»Der ehrenwerte Yron ist ein Lügner und der Sohn eines Lügners!« schnappte der Jong. »Bringt mir einen Sklaven!« Und dann belegte er Yron und seine Familie mit Flüchen. Schließlich war sein Befehl ausgeführt.
»Bindet den Sklaven mit dem Rücken an die Säule dort!« sagte er und wandte sich zu mir um. »Und jetzt tötest du ihn mit dem Ding, wenn du kannst.«
»Warum sollte ich einen Leidensbruder umbringen, wenn ich hier so viele Feinde um mich habe?« fragte ich. »Ich töte nur in Selbstverteidigung.«
»Du kannst ihn nicht umbringen – das ist der Grund!« wütete Tyros. »Du bist ein großer Lügner, und du hast andere mit deinen Lügen eingeschüchtert. Mich schüchterst du nicht ein!«
»Aber ich kann ohne weiteres beweisen, daß das Ding ei nen Myposier umbringt«, sagte ich.
»Wie denn?« fragte der Jong.
»Indem ich dich töte!« sagte ich.
Tyros ging fast an die Decke. Seine Kiemen flatterten so schnell, und er stieß den Atem so heftig aus, daß er eine gan ze Minute lang kein Wort herausbrachte. »Packt ihn!« schrill te er schließlich, »und nehmt ihm das Ding ab.«
»Halt!« schrie ich meinerseits und richtete meine Waffe auf ihn. »Wenn mir jemand zu nahe kommt, ist es um dich ge schehen, Tyros. Ich nehme es notfalls mit allen auf. Aber ich will niemandem etwas antun. Ich verlange nur, daß du Duare, meine beiden Freunde Kandar und Artol und mich freiläßt. Wenn du das tust, ziehen wir weiter, und du bist uns los. So lange ich aber in Mypos bin, ist niemand seines Lebens sicher. Was sagst du dazu, Tyros?«
Die Krieger zögerten und blickten zu ihrem König auf. Tyros mußte sich jetzt entscheiden. Wenn er Angst vor mir zeigte, verlor er das Gesicht. Wenn er darauf bestand, daß seine Leib wache die Befehle ausführte, verlor er vielleicht das Leben. Er wandte sich wutschäumend an Yron.
»Verräter!« kreischte er. »Attentäter! Du hast diesen Mann hierhergeschickt, um mich zu töten! Ich verurteile dich wegen Hochverrats zum Tode, und dieser Mann wird dein Henker sein! Bringt den Sklaven zurück in das Quartier und bindet Yron an die Säule!« befahl er. »Jetzt wollen wir sehen, was das Ding kann. Töte Yron!«
»Ich habe dir schon einmal gesagt, daß ich nur zur Selbst verteidigung schieße. Wenn du unbedingt eine Leiche haben willst – nämlich deine eigene – mußt du mich angreifen.«
Das war zuviel. Tyros war fast außer sich vor Wut. Sinnlose Laute ausstoßend, zerrte er sich am Bart. Aber er hatte auch Angst vor mir, denn er gab weder den Befehl zum Angriff, noch erhob er selbst gegen mich die Hand.
»Hör zu«, sagte ich. »Wenn du uns die Freiheit gibst und uns in Frieden ziehen läßt, ist alles in Ordnung. Wenn nicht, muß ich dich vielleicht töten, damit wir freikommen.«
»Es wäre wirklich besser, wenn du ihn loswürdest«, sagte einer der Edelleute.
Gierig griff Tyros nach dem Strohhalm. »Wenn das der Wil le meines Volkes ist«, sagte er, »werde ich diese Lösung in Betracht ziehen. Bis dahin ist der Sklave wieder ins Lager zu führen – und ich will ihn nicht mehr sehen!«
15
Als ich ins Lager zurückkehrte, hatte der Sklave, den ich nicht hatte umbringen wollen, die Geschichte meiner Auseinander setzung mit Tyros schon verbreitet. Dabei schien er nicht wenig übertrieben zu haben. Jedenfalls wurde ich wie jemand emp fangen, der von den Toten auferstanden war. Kandar schien beunruhigt, Artol war stolz auf mich, und Plin beglückwünsch te mich überschwenglich.
Kandar, Artol und ich lösten uns schließlich von den anderen und hielten einen Kriegsrat ab. Beide waren sehr dankbar, daß ich sie mit in die Freiheit nehmen wollte, aber keiner hielt es für möglich, daß Tyros uns wirklich freisetzen würde.
»Er wird schon eine Möglichkeit finden, dich zu vernichten«, sagte Kandar. »Immerhin kann kein einzelner Mann eine Stadt voller Feinde bezwingen.«
»Hast du einen Plan?« fragte Artol.
»Psst«, sagte Kandar. »Da kommt Plin.«
Also hatte auch Kandar gegenüber dem Myposier gewisse Vorbehalte, was mich nicht überraschte.
Wir drei hatten in letzter Zeit eine Art Nachtwache organisiert, mit der es in dieser Nacht aber nicht zu klappen schien. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war meine Pistole verschwunden. Man hatte sie mir im Schlaf gestohlen. Als ich den anderen davon erzählte, fragte Kandar sofort: »Wo ist Plin?«
Plin war nirgends zu sehen. Wir zweifelten nicht an seiner Täterschaft, fragten
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