Venus 04 - Odyssee auf der Venus
die Krieger nahmen die Verfolgung auf.
Da stimmte doch etwas nicht! Ein heimkehrender Kronprinz braucht vor seinen Untergebenen normalerweise nicht zu flie hen. Ich sah, daß die Krieger unsere Freunde einholen würden, ehe sie uns erreichten, und zögerte nicht, die Maschine in Be wegung zu setzen. Natürlich wußte ich nicht, worum es hier ging, aber ich fühlte mich für Kandar und Artol verantwortlich. Ich ließ den Anotar auf die Gruppe zurollen, hob ihn kurz vom Boden ab, so daß die beiden darunter hinwegtauchen konnten, und hielt dann direkt auf die Krieger zu. Ich hatte das Fahr werk nicht wieder eingezogen, und die schweren Wasserpon tons taten ihr blutiges Werk. Ich zog die Maschine hoch, machte eine Kehre und landete neben Kandar und Artol, die hastig hinter uns an Bord kletterten.
»Was ist passiert?« fragte ich Kandar, als wir wieder ge startet waren.
»Es hat eine Revolution gegeben, die von einem Burschen namens Gangor angezettelt wurde«, erwiderte er. »Mein Va ter ist entkommen. Mehr weiß ich nicht. Einer der Krieger am Tor hat mir das alles erzählt. Er hätte mir sicher noch mehr verraten, wenn nicht einer von Gangors Offizieren dazugekommen wäre.«
»War Gangor nicht der Bursche, der damals auf deinem Schiff die Myposier befreit hat, Artol?« fragte ich.
»Ja«, erwiderte er. »Jetzt bin ich ihm eine doppelte Rache schuldig. Ich wünschte, wir wären irgendwie in die Stadt hin eingekommen.«
»Das wird dir eines Tages vielleicht noch gelingen«, sagte Kandar.
»Wohin jetzt?« fragte ich. »Wir bringen euch gern an je des gewünschte Ziel, ehe wir unsere Suche nach Korva wieder aufnehmen.«
»Ich kann mir nur einen Ort denken, an dem mein Vater vielleicht Zuflucht gesucht hat«, sagte Kandar. »Oben in den Bergen lebt ein Stamm Wilder, die wir die Timals nennen. Mein Vater hat vor längerer Zeit mit ihrem Häuptling Yat Freundschaft geschlossen, und der Stamm ist ihm und allen anderen Japaliern treu ergeben – obwohl natürlich nur der eigene Häuptling kommandieren darf. Ich würde gern zu den Timals fliegen und feststellen, ob mein Vater dort ist.«
Der Flug verlief ereignislos. Wir erreichten eine Bergkette, hinter der das Gebiet der Timals begann – ein Hochplateau, das von malerischen Gipfeln gesäumt war. Kandar deutete auf ein Dorf in einem Cañon, der auf das Plateau mündete, und ich ging tiefer und kreiste über der Siedlung. Auf der Dorfstraße standen mehrere Gestalten und starrten zu uns herauf. Sie schienen keinerlei Angst zu haben. Obwohl sie Menschen zu sein schienen, hatten sie etwas Seltsames an sich, das ich zuerst nicht bestimmen konnte. Als wir dann noch tiefer hinabgingen, stellte ich fest, daß sie kurze Hörner auf dem Kopf hatten. Sie waren mit Speeren und Messern bewaffnet, und einige der Männer nahmen eine drohende Haltung an. Im nächsten Augenblick entdeckte Kandar seinen Vater.
»Da ist auch mein Bruder Doran!« sagte er. »Er steht ne ben meinem Vater.«
»Frage deinen Vater, ob wir gefahrlos landen können«, sagte ich.
»Yat sagt, daß du in das Dorf kommen darfst – nicht aber die Fremden«, rief Jantor zu uns herauf.
»Aber ich kann nicht kommen, wenn wir den Anotar nicht landen dürfen!« rief Kandar. »Sage Yat, daß die anderen meine Freunde sind. Hier ist Artol, ein ehemaliges Mitglied deiner Garde – und dann Carson von der Venus und seine Frau Duare von Vepaja. Sie haben mich vor Gangor gerettet. Bitte sage Yat, daß er die Landung gestatten möchte.«
Wir sahen, wie sich Jantor umwandte und mit einem großen Wilden sprach, der jedoch weiter den Kopf schüttelte. Erst nach langem Hin und Her ließ er sich überzeugen, daß auch wir nur gewöhnliche Menschen waren und daß der Anotar keinen bö sen Zauber über sein Volk bringen würde.
Ich landete auf der unebenen Dorfstraße und rollte langsam aus. Obwohl die Wilden bestimmt große Angst vor dem Flug zeug hatten, rührten sie sich nicht von der Stelle. Einige Meter vor Jantor und Yat brachte ich die Maschine zum Stehen – und sofort waren wir von einer Schar speerschwingender Krie ger umgeben. Die Timals sehen wirklich schreckenerregend aus, und einen Augenblick wußte ich nicht, woran wir waren.
Yat trat neben das Flugzeug und schaute zu mir und Duare auf. Jantor und Doran begleiteten ihn. Kandar stellte uns vor, und der alte Timal-Häuptling betrachtete uns lange. Dann wandte er sich an Jatnor. »Er ist ein Mann wie du«, sagte er und deutet auf mich. »Willst du, daß wir mit
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