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Venus 04 - Odyssee auf der Venus

Venus 04 - Odyssee auf der Venus

Titel: Venus 04 - Odyssee auf der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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mich das Schicksal wieder in eine gefährliche Lage gebracht. Warum hatte ich auch versuchen müssen, diesen Kampf praktisch allein zu führen? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich war ich ein wenig zu selbstbewußt ge worden, was nach den zahlreichen überstandenen Gefahren vielleicht verständlich ist.
    Wohin brachten mich diese Wesen? Welches Schicksal erwartete mich in ihrem Lager? Sie hatten kein Wort miteinander gewechselt, und ich überlegte gerade, ob sie vielleicht gar kei ne Stimme hatten, als sich einer der Fremden näherte. Er trug drei goldene Armringe und hatte den Schaft seines Speeres ebenfalls mit Goldringen verziert. »Wie heißt du?« fragte er mich.
    »Carson von der Venus«, erwiderte ich.
    »Ich heiße Ka-at. Aus welchem Land kommst du?«
    »Aus den Vereinigten Staaten von Amerika.« Ich beobach tete seine ungläubige Miene.
    »Davon habe ich noch nie gehört«, sagte er. »Wie weit ist das von Brokol entfernt?«
    »Ich habe noch nie von Brokol gehört«, erwiderte ich. »Wo liegt denn das?«
    Er schaute mich unangenehm berührt an. »Alle kennen Brokol. Es ist das größte Imperium in Amtor. Es liegt vierzig Kobs von hier auf der anderen Seite der Berge.« Das war eine Ent fernung von etwa hundertundsechzig Kilometern.
    »Dann ist mein Land zehn Millionen vier­hunderttausend Klookob von Brokol entfernt«, sagte ich, nachdem ich über schlägig umgerechnet hatte.
    »Solche Entfernungen gibt es nicht«, erwiderte Ka-at. »Du lügst mich an – und das verschlimmert selbstverständlich deine Lage.«
    »Ich lüge nicht«, sagte ich. »Das ist die geringste Entfer nung zwischen meinem Land und Brokol; manchmal ist es sogar noch weiter entfernt.«
    »Du bist der größte Lügner, der mir jemals begegnet ist«, sagte er. »Wie viele Menschen leben in deinem Land?«
    »Du würdest es mir doch nicht glauben.«
    »Sage es trotzdem. Ist wahrscheinlich nur ein kleines Land. Weißt du, wie viele Einwohner Brokol hat – fünfzigtausend!« Anscheinend erwartete er, daß ich jetzt vor Ehrfurcht erstarrte.
    »Oh, wirklich?« sagte ich. »In meinem Land leben etwa zwei hundert Millionen Menschen.«
    »Ich habe dir gesagt, daß du die Wahrheit sagen sollst! So viele Menschen gibt es in Amtor nicht.«
    »Mein Land liegt nicht auf Amtor.«
    »Machst du dich über mich lustig?« fragte er drohend und sein Gesicht wurde dunkelgrün.
    »Ganz und gar nicht«, versicherte ich ihm. »Warum sollte ich dich anlügen? Meine Heimat liegt auf einer anderen Welt. Wenn Amtor nicht von Wolken umgeben wäre, könnest du sie in der Nacht wie einen kleinen Feuerball sehen.«
    »Du bist der größte Lügner auf der Welt.«
    Ich lasse mich nicht gern einen Lügner schimpfen – aber was wollte ich tun? Auch hatte sich ein ehrfürchtiger Unterton in seine Stimme eingeschlichen, der die Bemerkung fast zu einem Kompliment werden ließ.
    »Ich begreife nicht, warum du an meinen Worten zweifelst«, sagte ich. »Du hast doch sicher auch noch nie von Vepaja oder Havatoo oder Korva gehört – obwohl diese Länder hier in Amtor existieren.«
    »Wenn du uns zu diesen Ländern führen kannst, von denen wir noch nicht gehört haben, wirst du vielleicht nicht der Loto- El-Ho-Ganja geopfert. Aber sie oder Duma solltest du lieber nicht anlügen.«
    Loto-El-Ho-Ganja bedeutet wörtlich übersetzt »Höchste- Mehr-als-Frau.« Bisher hatte noch keines der Völker mit denen ich auf der Venus in Berührung gekommen war, religiöse Inter essen gezeigt, doch die Erwähnung des Opfers schien mir dar auf hinzudeuten, daß es sich bei der Dame um eine Göttin handeln mochte.
    »Ist Loto-El-Ho-Ganja eure Vadjong?« fragte ich. Vadjong bedeutet Königin.
    »Nein«, erwiderte Ka-at. »Sie ist keine Frau – sie ist mehr als eine Frau. Sie wurde nicht von einer Frau geboren und hing auch nicht an einer Pflanze.«
    »Sieht sie wie eine Frau aus?«
    »Ja«, sagte er, »aber ihre Schönheit ist so vollkommen, daß sterbliche Frauen neben ihr wie wilde Tiere wirken.«
    »Und Duma?« fragte ich. »Wer ist Duma?«
    »Er ist unser Jong – der mächtigste Jong in Amtor. Du wirst ihn sicher kennenlernen – und wahrscheinlich auch Loto- El-Ho-Ganja. Sie werden einen Lügner wie dich sehen wollen – zumal auch deine Augen und Haare eine einzige Lüge sind. So etwas gibt es doch gar nicht!«
    »Deine Argumente sind umwerfend«, sagte ich.
     
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    Ich muß sagen, daß ich nach diesem Gespräch auf Brokol und auf die schöne Frau neugierig war, und ließ mich also willig

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