Venus allein zu Haus
wolltest eine Stellungnahme von mir. Zu unserem – Gespräch von neulich.« Ich bin weiß Gott nicht scharf drauf, darüber zu reden, aber alles ist besser als dieser Unsinn.
»Deine Meinung dazu würde ich glaube ich lieber erst später hören«, sagt Bernd. Aha, er weiß genau, wo der Hase langläuft. »Vielleicht änderst du sie ja noch. Im Laufe des Abends«, grinst er dann.
»Das wage ich schwer zu bezweifeln«, murmele ich vor mich hin.
»Als ich dich da auf dieser Party bei Michael und Nick gesehen habe, da musste ich dich einfach kennen lernen«, übergeht er meinen Kommentar, »du sahst so süß aus an dem Abend, dass ich nicht gedacht hätte, dass da überhaupt noch eine Steigerung möglich wäre. Bis heute.« Du meine Güte, schleim!
»Bernd, hör endlich auf mit dem Quatsch«, sage ich heftig.
»Wunderschön und bescheiden dazu«, lässt er sich nicht beirren und lächelt erst mich und dann den Kellner an, der eben an unseren Tisch tritt, um uns die Speisekarten zu reichen.
»Guten Abend, die Herrschaften. Mein Name ist Stefan und ich bin für heute Abend Ihr Kellner. Ich hoffe, dass Sie sich bei uns wohl fühlen werden.«
»Danke schön. Da bin ich sicher«, sagt Bernd so weltmännisch, als habe er schon die Muttermilch nur in solchen Etablissements zu sich genommen. »Ich glaube, wir nehmen schon mal einen Merlot, bitte. Du magst doch Rotwein, Helen?«
»Das weißt du ganz genau«, will ich eigentlich patzig antworten, doch die Anwesenheit des überaus vornehmen
Kellners mit dem exakten Seitenscheitel und der blütenweißen Schürze hindert mich daran. Was soll denn der von mir denken? Also setze ich mein schönstes Lächeln auf und säusele:
»Ich liebe ihn, vielen Dank!« Bernd schmunzelt vergnügt in sich hinein und schlägt die Karte auf.
»Wenn du nichts dagegen hast, bestelle ich für dich mit. Mal sehen, ob ich deinen Geschmack auch weiterhin so gut treffe.« Und dann bestellt er in aller Seelenruhe sämtliche meiner Lieblingsspeisen und bildet sich wahrscheinlich auch noch wer weiß was darauf ein. Der Kellner schreibt dienstbeflissen mit und wendet sich schließlich an mich.
»Und? Hat er?«
»Hat er was?«, erkundige ich mich höflich.
»Nun, Ihren Geschmack getroffen?« Ich werfe Bernd ob seines selbstgefälligen Grinsens einen giftigen Blick zu, zwitschere aber fröhlich:
»Haargenau. Mein langjähriger, bester Freund Bernd hätte es nicht besser machen können.« Stefan freut sich mit Bernd und fragt nun auch noch:
»Und wie lange kennen Sie beide sich schon?«
»Eine Woche«, gibt Bernd bereitwillig Auskunft.
»Nun, dann ist das wohl ein gutes Omen«, freut sich unser Kellner und lässt uns wieder allein. Ich betrachte Bernd lange und eindringlich. So ein dummes Spiel. Lächerlich, das Ganze.
»All deine Lieblingsspeisen, da bin ich aber froh«, lächelt Bernd mich an.
»Kunststück«, gebe ich triefend vor Ironie zurück.
»Na ja, so weit würde ich vielleicht nicht gehen, aber wenn du meinst.« Der Kerl macht mich noch wahnsinnig, aber bitte, wenn er es so haben will, von mir aus.
»Es könnte ja vielleicht auch ganz lustig werden«, wirft ausgerechnet Sophia noch ein. Schön, wenn sie es für therapeutisch sinnvoll hält. Mir soll es recht sein.
»Wie bist du eigentlich auf meine Geburtstagsparty gekommen? Ich hatte dich jedenfalls nicht eingeladen, denn schließlich kannten wir uns da ja noch gar nicht.«
»So ist es«, sagt Bernd, anscheinend erfreut, dass ich endlich einlenke, »eine Freundin hat mich mitgenommen.«
»Eine Freundin«, frage ich gespielt eifersüchtig.
»Nur eine Bekannte.«
»Und wer?«
»Lara.« Ganz schwach. Als ob ich von meiner allerbesten Freundin nicht wüsste, dass sie einen Kumpel namens Bernd hat. »Sieh es doch einfach mal so: Das Schicksal hat mich an jenem Tag dort hingeführt, um dir zu begegnen.« Mir wird gleich schlecht.
»Auszeit!«, verlange ich und fahre, ohne eine Antwort abzuwarten, fort: »Bernd, ich habe nichts von Rumgesülze beim ersten Date gesagt. Das hält ja kein Mensch aus.«
»Ich dachte, ich improvisiere mal ein bisschen«, verteidigt er sich beleidigt.
»Na schön, aber halt dich ein bisschen zurück.« Da kommt Stefan mit einem großartigen Lachs-Carpaccio und wünscht uns fröhlich einen »Guten Appetit!« Wir essen schweigend, bis Bernd zwischen den Zähnen hindurchquetscht:
»Aber als Jan dir erzählt hat, dass er schon vor zehn Jahren von dir geträumt hat, ohne zu wissen, dass es diese Frau
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